von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- honett
- saumselig
- kommod
honett
Es gibt wunderbare deutsche Wörter, die leider vom Aussterben bedroht sind, da sie keiner mehr benutzt. So wie das Adjektiv honett, welches etwa soviel bedeutet wie rechtschaffen oder ehrenhaft. Das Gegenteil eines honetten Menschen wäre beispielsweise Donald Trump, wobei sich generell die Frage stellt, ob das Adjektiv in Verbindung mit einem Politiker Sinn ergibt. Die Börse dagegen sollte ein großes Interesse daran haben, dass vor allem die Unternehmenslenker börsennotierter Gesellschaften einen honetten Charakter aufweisen. So wie diese Woche der Chef von NVIDIA Jen-Hsun Huang, der wiederholt, trotz extrem hoher Erwartungen, seine Prognosen einhält, ja sogar übertrifft. Mehr als honett waren dabei seine Aussagen zum künftigen Wachstum und dem aktuellen Ausblick. Von Hybris keine Spur, sondern mit Bedacht gewählte Worte, die auch auf Schwachstellen aufmerksam gemacht haben. Was machte der Markt daraus? Obwohl die Zahlen wie gesagt top, ja sogar besser waren als erwartet, waren die Anleger mit dem Ausblick unzufrieden und verkauften die Aktie. Sell on good news für die einen, eine Kaufgelegenheit für die anderen. Ähnlich erging es den Aktionären von Pinduoduo, kurz PDD. Co-Chef Lei Chen präsentierte Zahlen über den Erwartungen bei Gewinn und Marge, dennoch wurde die Aktie massiv abverkauft. Über 25 % Korrektur, nur weil Lei Chen honett auf die bevorstehenden Herausforderungen verwies, die kurzfristig Wachstum und Rentabilität belasten könnten. Beide Werte für mich eine Kaufgelegenheit, denn ich mag honette Unternehmenslenker, auch wenn sie die Marktteilnehmer manchmal blümerant hinterlassen.
saumselig
Saumselig ist eher eine Beschreibung, die negativ daherkommt, da ein saumseliger Mensch auch als nachlässig oder tröge bezeichnet werden kann. Manchmal kann saumselig aber auch schön sein. So wie zum Beispiel diese Woche, in der die deutsche Inflationsrate mit 1,9 % ziemlich saumselig daherkommt. Damit liegt sie nach 2 Jahren wieder unter dem 2 %-Ziel der Europäischen Notenbank. Ziel erreicht? Ich denke nicht, denn aufgrund gestiegener Energiepreise ist es fast unumgänglich, dass die Inflationsrate in den kommenden drei Monaten wieder ansteigen wird. Ziemlich saumselig war diese Woche auch der Ifo-Geschäftsklimaindex, der zeigt, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft extrem tröge ist. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August auf 86,6 Punkte, nach 87,0 Punkten im Juli. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage nochmal schlechter. Zudem fielen die Erwartungen pessimistischer aus. Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise. Und der saumselige Wirtschaftsminister denkt sich wahrscheinlich: „Is halt so, ne!“
kommod
Weitaus größeren Elan entfaltete diese Woche der Deutsche Aktienindex DAX. Deutsche Aktien nehmen ganz kommod Anlauf auf die 19.000 Punkte Marke und notieren damit auf Allzeithoch. Kommod ist jemand, der es sich heimelig bequem macht. So wie die Aktienmärkte, die den Monatsanfangsschock inzwischen verdaut haben und vielversprechend zu neuen Höhen unterwegs sind. Nicht zuletzt getrieben durch die kommode Situation, dass die US-Notenbank sicher erklärt hat, dass sie im September die Zinsen senken wird und der Markt jetzt darüber spekuliert, ob es 0,25 % oder 0,5 % Zinsrückgang sein werden. Sie brauchen nicht weiter zu spekulieren, es werden 0,25 % sein, alles andere wäre aus meiner Sicht eher ein schlechtes Signal, da ein 0,5 %-Schritt naturgemäß eher Schwierigkeiten in der Wirtschaft andeuten würde. Die Marktteilnehmer also in freudiger Erwartung. Was will man mehr. Ich verabschiede mich schicklich mit honetten Grüßen und piesacke Sie nächste Woche wieder mit einer behänden Ausgabe meiner Kolumne zu Ihrer Erquickung und Pläsir.
Ergebenst, Ihr Volker Schilling
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„Das Gegenteil eines honetten Menschen wäre beispielsweise Donald Trump, wobei sich generell die Frage stellt, ob das Adjektiv in Verbindung mit einem Politiker Sinn ergibt.“
Volker, da hast Du mit Deinem Nebensatz grad nochmal die Kurve bekommen! 😉
„An ihren Taten werdet ihr sie erkennen…“ ein Evergreen.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Harris wird US-Präsidentin, bis mindestens zum 5. November 2024 laufen die US-Märkte gut – Dank Notenbankpolitik und Medien.
Auch was den unwiderruflichen Abstieg Deutschlands betrifft haben wir keine neuen Erkenntnisse, sondern lediglich eine traurige Bestätigung des benannten Abwärtstrendes. Was gewollt ist, ist gewollt?
Einen schönen Sommer noch…
Das war mir klar lieber Michael, dass du auf „honett“ in Zusammenhang mit Trump reagieren wirst. 😉 Dazu passt auch die Geschichte von letzter Woche auf dem Soldatenfriedhof:
https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-verteidigt-sich-nach-kontroverse-um-besuch-auf-soldatenfriedhof-a-c47e880e-92f2-4b41-9837-d5ae064ecb96
Ich denke, noch ist in den USA das Rennen offen zwischen den beiden Kandidaten, aber mit dem Einstieg von Harris ist zumindest zur Zeit das Momentum auf ihrer Seite und man sieht, dass Trump sich mit ihr auch schwer tut. Wird spannend. Mit dem Eintritt von Harris in Bidens Rolle, sehe ich inzwischen auch Trump nicht mehr als sicheren Sieger. Warten wir es ab und genießen den Spätsommer.
„Ministerpräsident Bodo Ramelow wählte in der Landeshauptstadt Erfurt. Gemeinsam mit seiner Frau Germana Alberti vom Hofe gab der 68-Jährige seine Stimme ab.“
Ntv hat ein Bild von Ramelow (sog. Linkspartei) und seiner Ehefrau. Schaut Euch mal die Accessoires seiner Gattin an…Ringe, Täschchen, …
Erinnert mich an Nancy Pelosi von den „Demokraten“.
Schön, wie ehrlich und authentisch die alle für soziale Gerechtigkeit kämpfen…;-)
Warum weißt Jesus in der Bibel auf Heuchler hin?