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Greiffbar – Handlungsbedarf

17. Oktober 2025
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

 

Sich die Hände schmutzig machen

Nur wer etwas anpackt, kann sich die Hände auch schmutzig machen. Ob das auch für René Benko gilt, der diese Woche in einem ersten von 14 Prozessen zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich schlägt er ob dieses Urteils die Hände über dem Kopf zusammen und merkt dann erst, dass er seine unsauberen Hände in Handschellen statt im Spiel hat. An der Wall Street hieß es diese Woche: Ärmel hochkrempeln und die Hände nicht in den Schoß legen. Die US-Banken haben Einblicke aus erster Hand gegeben und geliefert: saubere Bilanzen und sich gewaschene Quartalszahlen. JP Morgan, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo meldeten allesamt glänzende Ergebnisse: zweistellige Gewinnsteigerungen, robuste Kreditnachfrage, sprudelnde Zinsmargen und glänzende Wertpapiergeschäfte. Anleger greifen mit beiden Händen in die Vollen und schieben die Aktienkurse der Banken an. Währenddessen hat sich US-Notenbankchef Jerome Powell dazu entschlossen, der Notenbank wieder freie Hand beim Ankauf von Staatsanleihen zu lassen. Die Bilanzverkürzung erklärt er für beendet und ist damit bereit, sich für die Zinsstabilität von US-Staatsanleihen wieder die Hände schmutzig zu machen. Der US-Aktienmarkt reibt sich die Hände und schüttelt mühelos neue Höchststände aus dem Handgelenk.

Die Hände in Unschuld waschen

Während die Anleger ihren Erfolg in die Hand nehmen, hat der Internationale Währungsfonds diese Woche seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft aus der Hand gegeben. Das globale Wirtschaftswachstum für 2025 sieht er bei 3,2 %, während er Deutschland lediglich 0,2 % Wachstum in die Hand drückte. Handfeste Beweise unseres Versagens, die Wirtschaft endlich wieder handlungsfähig zu machen. Die Regierungsverantwortlichen waschen ihre Hände weiter in Unschuld und beschäftigen sich mit Losverfahren statt mit Loslegverfahren. Ab jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, die Politik sollte das Interesse an der Wirtschaft nicht aus der Hand geben und schnellstmöglichst Hand anlegen, um wieder für Wachstum zu sorgen. Wie wäre es mal, unsere Beziehung zu China in die Hand zu nehmen? Dazu habe ich in der aktuellen Ausgabe des Finance Fight Club bei Börse TV mit Hand und Fuß gestritten: Neuer Handelskrieg oder Neuanfang? Der Westen im Wirtschaftsdilemma mit China. China nimmt diese Woche gefährliche Waffen in die Hand: Sojabohnen und Seltene Erden. Trump greift mit beiden Händen zum Äußersten: Speiseöl! Der Hand-elskrieg eskaliert. Die Börsianer lässt das kalt, denn sie glauben, dass sich China und die USA am Ende die Hand geben.

Eine Hand wäscht die andere

Wie gut das gegenseitige Händewaschen funktioniert, sehen Anleger gerade in der KI-Branche. Dort schiebt man sich gegenseitig mit vollen Händen die Aufträge zu. Und mit wachsendem Reichtum profitiert auch eine weitere Branche: die der Luxusgüter. LVMH vermeldete diese Woche fantastische Zahlen. Der Mode- und Luxuskonzern zeigt Stärke in vielen Regionen, und die Aktie spring zweistellig hoch. Wieder mehr Menschen schmücken ihre Handgelenke mit Goldschmuck. Apropos, keiner möchte sein Gold aus der Hand geben bei diesem rasanten Anstieg des Goldpreises. Jede Woche neue Höchststände und Goldminenaktien schießen Hand in Hand mit in die Höhe. Geht es weiter bis zum Jahresende? Dies erfahren Sie von mir aus erster Hand in meinem Interview für comdirect: „Jahresendrally: Die Ampel steht auf grün.“ Ich verabschiede mich jetzt in einen vierzehntägigen Urlaub zu den „Händen der Götter, die das Goldband des Himmels halten“, wie passend. Während ich also auf Händen getragen werde, denke Sie bitte daran, dass am 15. Oktober der „Internationale Hände-Waschtag“ war. Bleiben Sie sauber.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    „Das globale Wirtschaftswachstum für 2025 sieht er bei 3,2 %, während er Deutschland lediglich 0,2 % Wachstum in die Hand drückte. Handfeste Beweise unseres Versagens, die Wirtschaft endlich wieder handlungsfähig zu machen. Die Regierungsverantwortlichen waschen ihre Hände weiter in Unschuld…“

    Was ihr alle nicht verstehen wollt:
    Der Karren wird hierzulande BEWUSST an die Wand gefahren.

    Die Lemminge
    – verlieren sukzessive ihre passabel bezahlten Arbeitsplätze
    – dürfen anschließend für Peanuts 🥜 arbeiten
    – dürfen auf die anstehenden Weihnachtsmärkte hinter ABSPERRUNGEN „feiern“ (wie eingesperrte Tiere im Käfig, warum eigentlich?)
    – bekommen via Steuern und Abgaben ihr erarbeitetes Familienvermögen geschröpft. Das Vermögen ist nicht weg, es wandert nur in andere Taschen…

    GOTT SEI DANK hat sich zumindest in den USA wieder der gesunde Menschenverstand durchgesetzt – the land of the FREE

    @Volker: viel Spaß im Urlaub und viele Grüße aus Malle 🙂

    • Sandro sagt:

      Was manche nicht verstehen wollen:
      80 Mrd. jährlich für Importe fossiler Brennstoffe sind ziemlich uncool. Geld, das komplett ins Ausland geht und dem heimischen Kreislauf entzogen wird. Das mit zig Milliarden jährlich zu subventionieren, ist natürlich ebenfalls ziemlich uncool.

      Die Lemminge
      – gehen z. B. den Kampagnen der Springerpresse auf den Leim und plappern deren Inhalte nach, neben anderem Geschwurbel.
      – Und so suchen sie an den falschen Stellen nach Hauptursachen …

      • Michael sagt:

        „80 Mrd. jährlich für Importe fossiler Brennstoffe sind ziemlich uncool. Geld, das komplett ins Ausland geht und dem heimischen Kreislauf entzogen wird.“

        Schön, dass die chinesischen Solarpanels etc allesamt in Deutschland hergestellt werden, ergo im heimischen Kreislauf verweilen.

        • Sandro sagt:

          Ha ha ha. Ich habe schon eine Antwort wie diese erwartet. Korrekt ist, dass die Solarzellen aus China kommen, aber nicht unbedingt alles, was man braucht, um das fertige Modul betreiben zu können (z. B. Wechselrichter, Montagesysteme). Die Handwerker, die die Module installieren, werden auch nicht aus China eingeflogen. Von den Gesamtkosten geht also nur ein Bruchteil nach China. Aber es gibt noch einen Unterschied gegenüber dem Einkauf fossiler Brennstoffe: Es handelt sich um eine INVESTITION. Denn die einmal bezahlte Solarzelle kann viele Jahre Strom liefern. Fossile Brennstoffe sind dagegen weg, nachdem sie bezahlt und verbrannt worden sind. Davon abgesehen, geht es ja nicht nur um Solarzellen. Bspw. ließen sich mit Wärmepumpen und E-Autos 2/3 des Primärenergiebedarfs in den Sektoren Heizen und Verkehr einsparen (aus Gründen der Effizienz)…

          • Michael sagt:

            Dann wundern wir uns, warum hierzulande die Energie so teuer ist im internationalen Vergleich und hierzulande die Unternehmen insolvent gehen bzw abwandern.

            Schaun mer mal welche Autos der US-Verbraucher künftig kauft – er hat die WAHLFREIHEIT.

            • Raimund Brichta sagt:

              Ein weiterer Grund könnte die Einkommensteuer sein: bei uns Spitzensatz 45-50 %, in den USA 37 % bundesweit in der Spitze. Dazu kommt zwar noch Einkommensteuer der Bundesstaaten, aber hier gibt es einige, die überhaupt keine Einkommensteuer verlangen, zum Beispiel Nevada. Das Hochsteuerland Kalifornien schlägt hier mit einem Satz von 14 Prozent allerdings noch mal ordentlich zu.

            • Sandro sagt:

              Ich wollte darauf hinaus, dass es volkswirtschaftlich einen großen Unterschied macht, ob Geld komplett ins Ausland geht oder so ausgegeben wird, dass es zum großen Teil im inländischen Wirtschaftskreislauf bleibt (dann ist es nicht wirklich weg). Das scheinen Leute regelmäßig zu ignorieren, insbesondere wenn sie nur auf Strompreise schauen.

              Die Höhe des Strompreises an sich ist ein anderes Thema, zu dem es viele Wahrheiten gibt:
              – Z. B. Unterschiede und Bedeutung von Börsenstrompreis, Industriestrompreis (mit und ohne Vergünstigungen), Preis für Privathaushalte.
              – Zusammensetzung: Erzeugung und Beschaffung, Netzendgelte, CO2-Steuer, Mehrwertssteuer, …
              – Erzeugungsarten
              – Subventionen (direkt und indirekt, nicht nur für Erneuerbare sondern auch für Fossile und im Ausland auch für Atomkraft)
              – Netzausbau (teilweise verschlafen von den Regierungen vor der Ampel)
              – Europäischer Stromhandel
              – Speichersituation
              – Strompreiszonen (andere Länder haben diese im Unterschied zu Deutschland)
              – Digitalisierung / Vernetzung, Verteilernetze, Umspannwerke (Nachholbedarf in Deutschland)
              – Hohe Anzahl von Netzbetreibern in Deutschland, schlechte Abstimmung
              – Fehlende Smart-Meter (Deutschland europäisches Schlusslicht)
              – Hoher Gaspreis (insb. auch als Folge der Russland-Abhängigkeit und des Ukraine-Kriegs)
              – Merit-Order-Prinzip
              – Mit vorgenannten Dingen zusammenhängend: Vermeidbar hohe Redispatchkosten
              – Vermeidbare Kostensteigerung durch mangelnden Windkraftausbau im Süden Deutschlands (Wind gibt’s auch dort, aber mehr in größerer Höhe, 10h-Regel verhindert Bau geeigneter Windräder)
              – Abschreibungszeiträume (insb. auch „Altlasten“ durch Ausgaben in der Vergangenheit)
              – Nachsorgekosten
              – Allgemeine länderabhängige Preisniveaus (z. B. Lohnkosten etc.)
              – Preisentwicklungen und Prognosen

              Wenn Du Dich durch diese Themengebiete durchgearbeitet hast, dabei z. B. auch mal auf Subventionen in verschiedenen Ländern geschaut hast, kannst Du auch zum Strompreis zu einer differenzierten Meinung gelangen.

              Einige Dinge lassen sich natürlich nicht ändern: Natürlich können wir nie so günstige Gaspreise bekommen wie die USA, selbst wenn wir wieder Pipeline-Gas aus Russland bezögen. Wasserkraft (eine der günstigsten Erzeugungsarten) können wir leider auch nicht viel haben.

            • Sandro sagt:

              Was die Witschaftsschwäche Deutschlands betrifft, möchte ich die Ökonomen im Forum mal auffordern, die tatsächlichen Ursachen (und zwar nicht nur Energiepreise) zu benennen und einzuordnen.

              – Deutschland hat lange Zeit an der Schuldenbremse festgehalten (im Unterschied zu anderen Ländern). Fehlte damit nicht bereits eine notwendige (wenn auch nicht hinreichende) Voraussetzung für Wirtschaftswachstum, nämlich mehr Geld?
              – Welchen Einfluss hat die Demographie? Kann es bei einem demographischen Wandel wie in Deutschland als Industrieland überhaupt ein starkes und zugleich nachhaltiges Wirtschaftswachstum geben?
              – Welchen Einfluss hat China (als Absatzmarkt und als Konkurrent)?
              – Welchen Einfluss haben US-Zölle?
              – Was ist mit z. B. Infrastruktur?
              – Was ist z. B. mit Bürokratie?
              – Welchen Einfluss hat die Abkehr vom Verbrennungsmoter auf das Automobilland Deutschland (m. E. langfristig nicht aufzuhalten / zu ändern)
              – Welchen Einfluss hat der Ukraine-Krieg, z. B. durch hohe Gaspreise und Ausgaben zur Unterstüzung der Ukraine?
              – An welcher Stelle im Ranking stehen Energiekosten tatsächlich?

              • Michael sagt:

                Es handelt sich nicht um eine temporäre Wirtschaftsschwäche in Deutschland, sondern um den unwiderruflichen Abstieg und der Deindustrialisierung.

                Ich bin der Meinung, dass dies mit voller Absicht durchgeführt wird.

                Die hiesigen Leser können das gerne als Spinnerei und Verschwörungstheorie abcanceln, oder diese Meinung berücksichtigen und agieren.

                Allen anderen – die breite Masse – bleibt lediglich das Reagieren auf vollendete Tatsachen.

            • Sandro sagt:

              „Schaun mer mal welche Autos der US-Verbraucher künftig kauft – er hat die WAHLFREIHEIT.“

              Die WAHLFREIHEIT hat auch der deutsche Verbraucher beim Auto-Kauf noch 10 Jahre. Und auch danach kann er noch Verbrenner fahren, nur kann dann eben kein Verbrenner-Neuwagen mehr zugelassen werden (Ausnahme E-fuels). Vielleicht gibt es kurz davor noch einmal einen kurzen letzten Verbrenner-Boom. Davon abgesehen glaube ich, der Markt wird sich bis dahin von selbst für das E-Auto entschieden haben (in Norwegen und China hat er das schon. Auch andere Länder haben deutlichen Zuwachs – braucht also nicht mehr bewiesen zu werden). Und falls das doch zu schnell ist: Das Gesetz soll ja ohnehin regelmäßig überprüft werden, wenn ich’s richtig verstehe.

              • Michael sagt:

                Das Thema eAutos können wir in zwei, drei Jahren auf Wiedervorlage stellen – dann können wir die Verkaufszahlen in den USA bilanzieren (freier Markt ganz ohne Subventionen).