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Greiffbar – What a pitty!

17. Mai 2024
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Roaring Kitty

Wer kennt ihn nicht, den brüllenden Löwen von Metro Goldwyn Mayer zu Beginn eines jeweiligen Blockbusters aus dem gleichnamigen Filmstudio MGM? Um das brüllende Kätzchen rankt der Schriftzug „ARS GRATIA ARTIS“, was soviel bedeutet wie, dass die Kunst sich selbst genügt, quasi die Kunst um der Kunst willen existiert und keinen Zweck verfolgt. Das dachte sich Anfang der Woche wohl auch ein anderes brüllendes Kätzchen mit dem gleichnamigen Social Media Nickname „Roaring Kitty“. Der meldete sich nämlich nach drei Jahren Abstinenz auf der Plattform „X“ mit einem gezeichneten Bild einer Person zurück, die sich auf einem Stuhl mit einem Gamingcontroller nach vorne lehnt. Seine Fangemeinde interpretierte diesen überraschenden Post als „Back in the Game“-Nachricht. Was daraufhin passierte, sucht seinesgleichen an den Börsen, denn besagter Roaring Kitty war der Hedgefondschreck in der Coronapandemie, als er mit seinem YouTube-Kanal und mit der Plattform Reddit die Kleinanleger mobilisierte, um in Aktien wie Gamestop und AMC gemeinschaftlich zu investieren und damit große Hedgefonds in die Bredouille zu bringen. Nur wenige Minuten nach der Veröffentlichung seiner Kunst schossen die Aktien von Gamestop und AMC erneut in die Höhe. Teilweise über 200 % Zuwächse in wenigen Tagen. Roaring Kitty, alias Keith Gill, hat damit einmal mehr gezeigt, dass die Börse völlig irrational sein kann. Wer wissen will, wie es weitergeht und wer Keith Gill ist, dem empfehle ich die Verfilmung dieser Börsenposse unter dem Titel „Dumb Money“. Den Trailer habe ich hinter dem Titel verlinkt. Schade, dass der Film nicht von den MGM Studios kommt.

Soaring Pitty

Ähnlich laut wie der MGM Löwe brüllte diese Woche auch US-Präsident Joe Biden, um seine Strafzölle gegenüber China auf den Weg zu bringen. Es ist Wahlkampf, da greift man einfach zu den Mitteln, die bereits beim letzten Mal gut funktioniert haben. Und was das China-Bashing des US-Präsidenten, ist der Mindestlohn für den deutschen Bundeskanzler. Einfach mal 14 oder 15 Euro die Stunde fordern, dachte der sich, schließlich bin ich nicht dafür zuständig, aber bei der letzten Wahl hats auch funktioniert. Was für ein „Soaring Pitty“, ein riesengroßes Mitleid! Derweil präsentieren die Wirtschaftsweisen in ihrem Frühjahrsgutachten ein anderes mitleiderregendes Soaring Pitty: 0,2 % prognostiziertes Wirtschaftswachstum für Deutschland in 2024. Wer braucht da schon Produktivitäts- oder Standortverbesserungen, wer braucht bei solchen glänzenden Aussichten schon Bürokratieabbau oder Investitionsanreize? Wer braucht da schon verlässliche Politik oder Konjunkturprogramme? Nein, lieber noch mehr Umverteilung samt Bürokratie, soziale Wohltaten aus Schulden finanziert und leistungslose Versprechen, denn man will ja keinem zu viel zumuten. Schon gar nicht im Wahlkampf. What a pitty!

Boring Pretty

Zum Glück zeigt die Wirtschaft, dass sie mit ihrer Innovationskraft derzeit mehr leistet, als die Politik kaputt macht. ChatGPT-4o ist am Markt. KI zeigt immer mehr ihr Produktivpotential. Apple hat das auch erkannt und will künftig mit dem Entwickler von ChatGPT, der Firma OpenAI, im Smartphone-Segment kooperieren. Doch die schönste langweiligste Meldung kam diese Woche von der US-Statistikbehörde: Die US-Inflation liegt bei 3,4 % und ist damit leicht rückläufig. Die Börsen atmen auf, die Sommerrally steht vor der Türe. Diese gepflegte Langeweile empfinden die Börsianer als schöne Aussicht. Meine Aussicht gibt es wieder nächste Woche.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    „soziale Wohltaten aus Schulden finanziert und leistungslose Versprechen.“

    Was sind „soziale Wohltaten“, kannst Du das bitte konkretisieren?

    • Volker Schilling sagt:

      entgegen deinen (wahrscheinlichen) Befürchtungen, dass ich hier die Sozialausgaben des Staates meine und damit den ohnehin kaum davon leben könnenden Menschen auch den Rest an Würde nehmen könnte, will ich dir sagen, dass es mir hier zum Beispiel um Wohltaten wie

      1) zu viele Parlamentarier
      2) zu viele Staatssekretäre und Sonderbeauftragte
      3) protzige Bauten und ineefiziente Verwaltungen
      4) Sonderbezüge oder -urlaube von Staatsdienern
      5) Pensionszusagen

      kurzum ein großer Teil dessen , was wir z.B. jährlich im Schwarzbuch finden beim Umgang mit Steuergeldern, geht.

      Auch das Abstandsgebot von Bürgergeld zu Netto-Arbeitslohn halte ich bei kaum erkennbaren Unterschied für eine soziale Wohltat. Überall da wo zu wenig Eigeninitiative durch staatliches Geld kompensiert wird, also auch nur das Kausalitätsprinzip zählt und nicht das Bedürftigkeitsprinzip, halte ich für eine soziale Wohltat, die unnötig ist.