von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- ratlos
- reizlos
- richtungslos
ratlos
Man könnte sagen diese Woche war an den globalen Finanzmärkten ziemlich belanglos. Es fehlte an Impulsen und daher sind die Anleger etwas ratlos unterwegs. Mehr Durchblick hatte man sich erhofft durch den US- Konjunkturbericht, das US Beige Book. Und was soll man sagen? Die US-Wirtschaft ist derzeit regungslos. Etwas weniger Dynamik am Arbeitsmarkt, nachlassende Kreditvergabe und langsamerer Preisanstieg. Die Daten und Fakten hinterlassen die Investoren ahnungslos. Aber zumindest die Profis sind nicht planlos. Die inverse Zinsstrukturkurve signalisiert, dass es rezessionslos nicht gehen wird und so ist die Absicherungsquote so hoch wie selten. Die Privatanleger dagegen rastlos aber positiv an den Börsen unterwegs, setzen auf neue Allzeithochs. Auf Los geht’s los und so werden wir sicher sehr schnell merken, ob hier der Streifen „Die Bären sind los“ oder doch die Komödie „Schlappe Bullen beißen nicht“ gespielt wird. Fassungslos schauen wir aber gerade auf dieses Land:
reizlos
Die Rede ist von der Türkei. Dort ist man womöglich bald regierungslos oder die Regierung los. Die neue türkische Lira fällt auf den tiefsten Stand seit ihrer Einführung und das trotz endlich sinkender Inflationsraten. Aber diese positive Meldung ist schonungslose Propaganda, da trotz des erstmaligen Rückgangs die Inflation im Vergleich zum Vorjahr immer noch bei über 50% liegt. Respektlos findet der Staatschef die Menschen, die seine Lebensleistung nicht anerkennen und so startet er in den Wahlkampf, um die noch radikalere Rechte für sich zu gewinnen. In gut drei Wochen wird gewählt und die gesamte Opposition hat sich zusammen auf einen Kandidaten geeinigt, um das Kalifat Erdogans zu beenden. Der Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu ist dabei allerdings so reizlos, wie ein Döner für einen fleischlosen Veganer. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Abwahl des bestehenden Präsidenten. Der geht inzwischen immer rücksichtsloser gegen Minderheiten vor und hofiert rechtsextreme Mitstreiter. Mal sehen, wer die Türkei zu ihrem hundertsten Geburtstag in diesem Jahr anführen wird. Die Feierlichkeiten dazu werden sicherlich nicht bedeutungslos.
richtungslos
Werfen wir noch einen Blick auf den heimischen Aktienmarkt. Der Dax ist etwas richtungslos in dieser Woche unterwegs. Erst versuchte er sich an einem neuen Jahreshoch, traute sich dann aber nicht über die 16.000 Punkte Marke. Ebenso der Goldpreis, der rund um die 2000 Dollar nicht weiß, ob er sich darüber oder darunter einfinden will. Richtungslos auch die neue Space X Rakete von Elon Musk. Erst rauf, dann aber schnell runter und Crash. Letzteres bleibt uns allerdings an den Börsen vorerst erspart, denn die Unternehmensgewinne deutscher Aktiengesellschaften sind aktuell grenzenlos. Das große Los geht diese Woche daher an die Aktionäre deutscher Unternehmen. Die zahlen nämlich Dividenden in Rekordhöhe für das abgelaufene Geschäftsjahr. Insgesamt 75 Milliarden Euro wollen sie an ihre Anteilseigner in diesem Jahr ausschütten und damit noch einmal 9% mehr als im Vorjahr. Diese Resilienz gegenüber der Inflation, der Energiekrise, den gestörten Lieferketten, dem Ukrainekrieg, den Zinserhöhungen und der angespannten geopolitischen Lage ist schon beispiellos. Ich habe fertig: Wortlos, aber hoffentlich nicht wertlos.
Ihr Volker Schilling

„Dividenden in Rekordhöhe“…genau so kann man das Inflationsrisiko hedgen, indem man sich an Unternehmen beteiligt, deren Gewinne sich durch Inflation erhöhen ….“greedinflation“? Jeder kann sich auch mit kleinem Geld entsprechend beteiligen. Ich kann nichts Verwerfliches daran finden.
An der Börse kommt es auf die künftige Gewinmerwartung an. Trotzdem freue ich mich auf all die eintrudelnden Dividenden dieser Tage.
@Andreas: JD.com, die ich bei 62 Euro verkauft habe, kaufe ich auch jetzt bei 30 Euro nicht ein…Waren die bei 40 günstig?
@Peter: warum sind Chinaaktien im freien Fall trotz Öffnung nach „Corona“?
Hier ist der Global Aggregate Bond Index in USD. auch hier gibt es ein Goldkreuz und die 200 TL zuckt schon nach oben. Wenn man also wirklich Anleihen kaufen will – aus welchem Grund auch immer – könnte man das jetzt tun.
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Man könnte auch sagen, dass der Markt schon das Ende des Zinsanstiegs vorweg nimmt.
Fast eine Billionen USD stehen auf Kursrückgang. Alle sogenannten Profies setzen darauf. Emotional denke ich das auch. Allerdings geht die Börse auch manchmal den Weg, der am meisten weh tut. Der Weg würde nach oben gehen. Und der würde wehtun. Profi Kapital ist zu gefühlt 90% Lemming Kapital. Das sogenannte Profikapital sitzt vor allem in Fonds. Und deren Ansage schwächt die Legende der Wall off Fear. Denn Kurse klettern mit Angst und fallen mit Zuversicht. Das übersehen viele: Ein gesunder Markt steigt mit viel Angst. Und viel Angst ist da.
Mein Marktiming ist nach über 35 Jahren Börse immer noch Gurke, die Gurke des Schreckens. Also ist mir egal, was ich denke. Ich bleibe all in. Und dazu gehört auch, dass ich Aktien habe, da müsste der Markt um fast 20% fallen, damit ich nach Steuern wieder +- Null rein kämme. Soweit kommt man nur, wenn man nicht tradet. Wenn man lange genug nicht tradet, wird Marktiming steuerlich Schwachsinn. Also mache ich es nicht. Ohne einen Kursrückgang von mindestens 25 % zu erahnen, wäre es Schwachsinn, viele meiner Aktien zu verkaufen. Da freut sich nur das Finanzamt. Aber um dahin zu kommen, muss man schon vor vielen Jahren aufgehört haben zu verkaufen.
Nike zum Beispiel ist ein guter Fall. Ist eigentlich schön gefallen. Aber ich habe vor vielen Jahren die meisten Aktien zu 40 Euro gekauft. Da fällt ein großer Fall kaum auf. Ich habe auch 10 Aktien zu 120+ nachgekauft. Fällt gar nicht auf. Ein Verkauf wäre ein kleiner Crash an Steuern. Und das ich jetzt Aktien habe, die mal um die 150 Euro gekostet haben und nun ca. 113 fällt auch nicht groß auf. Wenn man Aktien lange genug hält, ist man halt irgendwann fett im Plus. Man darf halt gute Aktien nie verkaufen. Und dann ist es sogar egal, ob man 10 zu teuer für über 120 nachgekauft hat. Man ist immer noch über 100% im Plus. Aber das kann nur passieren, wenn man nicht versucht den Markt zu timen. Ich erinnere an die Aussage: Texas Roadhouse zu weit gelaufen bei Kursen um die 40, heute fast 100. Wenn ein Unternehmen gut läuft, ist jeder Versuch von Markttiming Schwachsinn.
Und außerdem: Wenn Aktien um 25 Prozent fallen, die sich vorher verdreifacht haben, kann man gut schlafen.
Ich bin ein Blödkopf auf dem Gebiet. Nein stimmt. Ich verkaufe nur mit Verlust. Da mache ich auch viele Fehler. Aber irgendwann hat man nur Aktien mit viel Gewinn. Und dann wird vieles von dem Angst Gelabber egal. Ein Verkauf wird steuerlich zum Crash und das ganze Markttiming Gelabber wird egal, man hört nicht mehr hin. Aber so ein Plus kann man nur erreichen, wenn man nicht verkauft.
– Polen baut ein tolles, nagelneues AKW (und hat vorher eine Kosten/Nutzen Rechnung aufgemacht)
– Bosch plant und baut eine nagelneue Fabrik für Wärmepumpen…in Polen
– Das ehemals deutsche Familienunternehmen Viesmann wird womöglich von einem US-Konzern geschluckt
– Viesmann plant und baut eine nagelneue Fabrik für Wärmepumpen…in Polen
– Die polnischen energieintensiven Fabriken werden mit Strom aus Kohlekraftwerken und künftig Strom aus dem nagelneuen AKW gefüttert…
– welche Handwerker gehen auf Montage und bauen die ganzen Wärmepumpen in Deutschland ein?
– warum verabschiedet das politische Parlament keine scharfen Klimaschutzgesetze, bei all den ungedämmten Häusern und Wohnungen?
– Polen hat eine rechts-gerichtete Regierung, die politisch der AFD nahe steht. Schlimm?
Die „deutsche Klimaschutzpolitik“ ist für das „Weltklima“ belanglos.
Für zig Millionen Menschen in Deutschland eine stille Enteignung – Vermögensabbau…
Für clevere Staaten und ihre Bevölkerungen ein lukratives Geschäft – Vermögensaufbau…
Für die Abwendung der Klimakatastrophe geben die Deutschen gerne ihr letztes Hemd.
Ebenfalls „belanglos“?
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Kriselnder-Batteriekonzern-Varta-streicht-800-Stellen-article24078825.html
„Reizlos“: Produktsstandort Deutschland
Deindustrialisierung in vollem Gange!
Zitat
„– Polen baut ein tolles, nagelneues AKW (und hat vorher eine Kosten/Nutzen Rechnung aufgemacht)“
Das kannst Du vergessen. Es gibt keinen Plan, wer für ein platzendes Endlager in 150 Jahren bezahlt. Aktuell gibt es auf Europa Festland null Endlager. Und es gibt keinen Plan, wer dafür bezahlt, wenn wie gesagt, ein Endlager in 150 Jahren aufbricht.
Nur mal so erwähnt. Die USA haben eines auf den Marschall Inseln, das gerade aufbricht. Und dafür will keiner zahlen. Wahrscheinlich wird keiner dafür bezahlen, was zu einer Verseuchung des Pazifiks führen wird. Warum sollte auch einer dafür freiwillig bezahlen? Alle Deals hatten fertig und wer kann schon ahnen, dass so ein dämliches Endlager keine 50 Jahre durchhält? Diese Kosten existieren nämlich nirgendwo. Sonst wäre Atomstrom 10 mal so teuer wie jetzt. Oder 50 mal.
Mal komplett dämlich gefragt: Wer bezahlt die Kosten für das platzende Endlager der USA im Pazifik. Laut Gesetz muss keiner mehr zahlen. Als das Endlager stand, waren alle Verpflichtungen erledigt. Nur scheint so ein Endlager nicht wirklich 2000 Jahre zu halten, eher weniger als 50 Jahre. Also was soll da passieren? Und wer zahlt? Frankreich hat null Endlager. Was ich Frankreich empfehle? Endlager nahe Deutschland. Das erhöht die Chance, dass wir die Kosten in 60 Jahren übernehmen, wenn das Endlager kaputt geht. Einer muss ja zahlen. Und im aktuellen Preis ist das nicht enthalten. Im aktuellen Preis ist nicht ein Endlager wirklich enthalten. Darum gibt es auch noch keines.
Finnland hat seit 2015 ein Endlager. Schweden gab vergangenes Jahr ebenfalls gründes Licht für ein Endlager. Die Schweiz will Atommüll nicht weit von der Grenze zu Deutschland lagern – das ist aber noch nicht endgültig.
Sofern es ein Endlager gibt, muss es ca. 30000 Generationen halten. Für den Atommüll, der von 2 Generationen erzeugt wurde. Ob es Deutschland dann überhaupt noch gibt, darf in Frage gestellt werden. Eine Alternative wäre vielleicht noch, den Atommüll zu recyceln.