von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Ring Of Fire
- Walk The Line
- The Man Comes Around
Ring Of Fire
Mit dem Namen Hans Bargeld würde ich einem Sänger nur mäßige Chancen auf eine Weltkarriere einräumen, aber als Johnny Cash hat er es geschafft. Womit sich wieder einmal zeigt, dass Anglizismen irgendwie erfolgsversprechender klingen. Apropos klingen: Einer seiner größten Hits beschreibt eine leidenschaftliche, brennende wie zerstörerische Beziehung mit dem Ring Of Fire als Metapher. Ein besseres Bild ist mir diese Woche nicht eingefallen für die leidensstiftende Beziehung zwischen US-Präsident Donald Trump und US-Notenbankchef Jerome Powell. Der eine singt ein kräftiges Hurt und der andere ein I Won´t Back Down. Die beiden scheinen sich aktuell auf Flesh And Blood zu bekriegen und finden keine Bridge Over Troubled Water. Die Kapitalmärkte sagen sich Well Alright und steigen erst einmal Further On Up The Road. Powell macht beim Blick auf die Wirtschaft klar I See A Darkness, während Trump in We´ll Meet Again Manier, Like A Soldier Befehle erteilt, die Zinsen zu senken. Schon jetzt verehren einige Jerome Powell als A Legend In My Time. Ich würde sagen Memories Are Made Of This.
Walk The Line
In der Zwischenzeit versuchen sich die Börsen irgendwie über Wasser zu halten und kämpfen mit wichtigen Unterstützungslinien. Walk The Line könnte man sagen. Den einen, wie SAP zum Beispiel, gelang dies in dieser Woche besser mit hervorragenden Zahlen – der Kurs daher erst einmal wieder Unchained unterwegs – während andere, wie Tesla nach Elon Musk´s Geständnis zum mäßigen Fortschritt bei den selbstfahrenden Autos, trotz Hiobsbotschaften sich fühlen wie I´m Free From The Chain Gang Now. Die Anleger weiterhin sehr nervös, von Cool Water keine Spur. Die Fields Of Diamonds scheinen erst einmal abgeräumt zu sein, glaubt man den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) diese Woche. Zwar kann die Weltwirtschaft mit 2,8 Prozent Wachstum noch ein Drive On vorweisen, aber Deutschland prognostiziert der IWF ein Help Me bei 0 Prozent Wachstum für 2025. The Beast In Me würde sagen, das haben wir uns selbst eingebrockt, aber ganz unschuldig ist der Danny Boy aus den USA daran auch nicht. Aber im Spotlight stand diese Woche ein anderer Mann, der die Börse eher als Vorhof zur Hölle bezeichnet hätte:
The Man Comes Around
God´s Gonna Cut You Down, lieber Jorge Mario Bergoglio, und kein Medium derzeit ohne dein Konterfei. Ruhe in Frieden. Alle Augen des christlichen Abendlandes und noch mehr des globalen Südens richten sich jetzt auf The Man Comes Around. Franziskus´ Nachfolger wird gesucht, der Personal Jesus auf Erden, den Ain´t No Grave zurückhält. One Papst, a Solitary Man, der im Rusty Cage des Vatikans einmal aufräumt. Ich habe dazu einen Vorschlag: Wie wäre es mit dem derzeit jüngsten Kardinal, Mykola Bychok, seines Zeichens 44 Jahre und Ukrainer. Der könnte dann wirklich einen neutralen Frieden in seiner Heimat schaffen, indem er die russisch besetzten Gebiete unter die Verwaltung des Vatikans stellt und mit der Schweizer Garde für eine stabile Waffenruhe sorgt. Donald Trump wäre sicherlich begeistert. Spaß beiseite: I See A Darkness für eine aktuelle Waffenruhe und auch der Papstnachfolger wird wohl ein I´m So Lonesome I Could Cry anstimmen. Aber wer weiß, vielleicht überzeugt er die Welt mit Why Me Lord und Spiritual. Und um Sie heute nicht mit zu vielen Zweifeln zu entlassen, sondern auch etwas For The Good Times zu tun, möchte ich Ihnen noch mein zuversichtliches Interview zum Comeback Europas empfehlen: Europa-Boom jetzt nicht verpennen! I Came To Believe – und Sie? Nächste Woche lesen Sie wieder von mir, I´m Leavin´Now.
Ihr Volker Schilling
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Sorry Volker, aber in Deinem Interview „Europa Boom nicht verpennen“ sprichst Du die zentralen Probleme nicht an.
Richtig ist, dass es selektiv einzelne deutsche/ europäische Konzerne gibt, die dank ihrer internationalen Aufstellung globale Champions sind.
Du fokussierst Dich sehr auf die Kriegswirtschaft – als wenn Wettrüsten in der Vergangenheit eine Volkswirtschaft im Gesamten gepusht hätte.
Mutmaßlich dürften zudem einige zig Milliarden „Sondervermögen“ in die US-Rüstungsindustrie fließen, denn diese haben die Fabriken und das technische Know How.
Du ignorierst komplett die exorbitant hohen Energiepreise, die insbesondere in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Hinzu kommt die Aufnahme von „Klimaschutz“ ins deutsche GRUNDGESETZ – auch das ignorierst Du.
Versetze Dich bitte mal ganz pragmatisch in die Lage eines CEOs, der einen neuen Produktionsstandort aufbauen möchte. Bis 2045 muss dieser aVn „klimaneutral“ sein, während die restliche Welt den Nonsens nicht mitmacht. Warum soll er dann in Deutschland investieren? Hierzulande wird niemand mehr nennenswert investieren. Die Welt ist groß und schön…
Extrem hohe Steuern in Europa, inkompetenter Nachwuchs sind weitere ZENTRALE Faktoren, die Du ignorierst.
Ergo sind europäische Aktien nicht „billig“ (wie Du meinst), sondern die Marktteilnehmer wissen, dass andere Weltregionen besser sind – allen voran die USA (the land of the free).
Warum investiert bspw eine Apple (500 Mrd Dollar in 4 Jahren) oder TSMC in den USA (> 100 Mrd Dollar), und nicht in Europa? Einfache Antwort, s.o.
Auch das ignorierst Du in Deinem Interview.
Trotzdem bist Du mir sympathisch!
„Du fokussierst Dich sehr auf die Kriegswirtschaft – als wenn Wettrüsten in der Vergangenheit eine Volkswirtschaft im Gesamten gepusht hätte.“
Kommt das so rüber? Nein ich sehe Europa zumindest vor der Erkenntnis, dass man
A) Redundanzen haben muss, um die Abhängigkeiten zu reduzieren
B) Dual-Use-Technologien vorantreibt, um den Wandel zu beschleunigen
C) Re-Industrialisiert, um Schlüsselindustrien zu halten (EU-Industriepolitik)
D) Die Infrastruktur auf Vordermann bringt
Das ist weit mehr als nur Kriegswirtschaft und Rüstungsinvestitionen.
„Mutmaßlich dürften zudem einige zig Milliarden „Sondervermögen“ in die US-Rüstungsindustrie fließen, denn diese haben die Fabriken und das technische Know How.“
Genauso wie mutmaßlich zig Milliarden zu deutschen Rüstungskonzernen fließen dürften aus anderen Ländern, die aufrüsten.
„Du ignorierst komplett die exorbitant hohen Energiepreise, die insbesondere in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig sind.“
Ich ignoriere diese nicht, ich habe sie nur nicht erwähnt, da sie ja bereits bekannt sind. Mit anderen Worten: Ich sehe hier tendenziell eher fallende Preise (Stichwort: Senkung der Stromsteuer, Industriestrompreis) und nicht noch weiter steigende Preise.
„Hinzu kommt die Aufnahme von „Klimaschutz“ ins deutsche GRUNDGESETZ – auch das ignorierst Du.“
Da hast du einen Punkt, den ich ebenfalls sehr kritisch sehe. Nur negativer Impact auf die Industrie und Wirtschaft und keinerlei positiver Impact auf das Weltklima. Das ist ein großer Fehler, dass lediglich immer von den Maßnahmen her gedacht wird und nicht vom Ergebnis.
„Extrem hohe Steuern in Europa, inkompetenter Nachwuchs sind weitere ZENTRALE Faktoren, die Du ignorierst.“
Es liegt am politischen Gestaltungswillen die szu verändern. Erste Ansätze mit den hohen Sonderabschreibungen und der geplanten Senkung der Unternehmenssteuern sind im Gange. Und die Diskussion, um die Leistungsbereitschaft der Gesellschaft hat zumindest begonnen. Da würde ich die Flinte nicht gleich ins Korn werfen.
„Ergo sind europäische Aktien nicht „billig“ (wie Du meinst), sondern die Marktteilnehmer wissen, dass andere Weltregionen besser sind – allen voran die USA (the land of the free).“
The land of the free ist genau genommen nur für diejenigen frei, die über das nötige Kapital verfügen. Inzwischen zahlen die Amerikaner selbst ihre Lebensmittel über „buy now, pay later“-Programme und die Zahlungsverzüge der Abzahlungsraten nehmen zu. Europas Aktien mögen nicht billig sein, aber günstiger als so manches amerikanische Pendant auf alle Fälle.
Warum investiert bspw eine Apple (500 Mrd Dollar in 4 Jahren) oder TSMC in den USA (> 100 Mrd Dollar), und nicht in Europa? Einfache Antwort, s.o.
Microsoft investiert 3,2 Mrd. in Deutschland. CATL investiert 4,1 Mrd. in Spanien. Sanofi 1,5 Mrd. in Deutschland. Daiichi 1 Mrd. in Deutschland… Vielleicht ist das in deinen Augen „Kleckern statt Klotzen“, aber in Summe auch nicht schlecht und bei weitem nicht so dramatisch, wie es deinen Zeilen zu entnehmen ist.
„Auch das ignorierst Du in Deinem Interview.“
Das Interview ging über die Chancen der europäische Börsen und nicht über die Risiken (die sind ja hinlänglich bekannt und aus meiner Sicht eben größtenteils eingepreist).
„Trotzdem bist Du mir sympathisch!“
Das gilt auch für dich. Ich mag deine Beiträge sehr, denn sie beleben das ganze Forum und zeigen, wie wichtig es ist auf dem Stuhl des Anderen Platz nehmen zu können und um den Wert der besseren Idee zu ringen.
Erfolg in Spanien – 22.04.2025:
https://www.pv-magazine.com/2025/04/22/spain-hits-first-weekday-of-100-renewable-power-on-national-grid/