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Zentralbankkäufe von Gold

30. Oktober 2025
Dr. Ronald Hey
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von Dr. Ronald Hey

Sehr geehrter Herr Brichta,

ich habe eine einfache Frage.

In den Nachrichten ist seit längerem zu hören, daß Zentralbanken in den letzten Jahren über 1.000 t Gold pro Jahr gekauft haben. Laut Statistik (siehe Anhang) haben die Goldreserven der Zentralbanken pro Jahr aber lediglich um weniger als die Hälfte zugenommen. Wie ist dieser Unterschied zu erklären? Nenneswerte Verkäufe von Zentralbanken in dieser Größenordnung gab es laut den Statistiken des World Gold Council nicht.

Über eine kurze Erklärung des Sachverhalts wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ronald Hey

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Kommentare

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  • Raimund Brichta sagt:

    Interessante Beobachtung, lieber Ronald. Da gibt es tatsächlich einen Widerspruch. Der World Gold Council selbst spricht von Zentralbankkäufen von mehr als 1000 t im vergangenen Jahr. Dies unterstreicht auch unten stehende Grafik – obwohl darin auch „other Institutions“ enthalten sind.

    Alleine im vergangenen Quartal sollen es laut aktueller Erhebung des Council 220 t gewesen sein.

    Gleichzeitig werden die Goldbestände tatsächlich mit etwa 36.000 t angegeben. Das ergibt für mich nur Sinn, wenn in der von dir geposteten Bestandsgrafik nicht alle Notenbanken der Welt erfasst sind.

    Aber ich gebe den Ball gerne an die Community weiter. Vielleicht hat jemand eine Erklärung?

  • Raimund Brichta sagt:

    Mögliche Erklärung:

    Die Zahlen des World Gold Council basieren auf gemeldeten Daten der Zentralbanken, die manchmal mit Verzögerungen aktualisiert werden oder kleinere Anpassungen erfahren. Außerdem können die offiziell gemeldeten Bestände nicht immer alle Transaktionen oder interne Umschichtungen vollständig widerspiegeln. Manchmal werden Bestände auch umgeschichtet, zum Beispiel in andere Reservekategorien, oder es gibt kleine Bewertungsänderungen.

    Also: Es könnte eine Frage der Datenerfassung sein – Unterschiede zwischen gemeldeten Gesamtbeständen und den tatsächlich im Jahresverlauf getätigten Käufen.

    Wer hat eine bessere Erklärung?

  • Ronald Hey sagt:

    Im Bericht „Gold demand trends full year 2023 – Central Banks“ des World Gold Council vom 31. Januar 2024 findet man zwei Grafiken im selben Beitrag, die meiner Meinung nach den Widerspruch verdeutlichen.
    Die erste Grafik zeigt die Goldkäufe von Zentralbanken in diesem Jahr. Die 5 stärksten Käufer waren laut Text (!) China (225 t.), Polen (130 t.), Singapur (77 t.), Lybien (30 t.) undTschechien (19 t.) und somit in Summe mit 451 t. an den Goldkäufen des Jahres 2023 beteiligt.
    Die Bestandsänderungen anderer Länder im Jahr 2023 fallen laut der Top 100 (!) Statistik des WGC nicht mehr ins Gewicht.

  • Ronald Hey sagt:

    Dennoch wird die Summe der Goldkäufe durch die Zentralbanken für das Jahr 2023 im selben Beitrag in einer zweiten Grafik mit 1.037,4 t. angegeben.
    Wahrscheinlich gibt es eine Erklärung, ich würde es nur ganz gerne verstehen …

    • Stefan Freichel sagt:

      Hi das meint die KI (Perplexity) zu deiner Frage:

      Der Unterschied zwischen den hohen gemeldeten Zentralbankkäufen von Gold (über 1.000 Tonnen pro Jahr) und der deutlich geringeren Zunahme der globalen Goldreserven der Zentralbanken liegt an mehreren Faktoren, die regelmäßig in Fachkreisen beleuchtet werden:
      Bilanztechnische Effekte und „Nicht-staatliche“ Akteure

      Die Statistik der Goldkäufe bezieht sich auf die Bruttokäufe aller meldenden Zentralbanken, während die Nettozunahme nur die Veränderung der offiziellen Bestände abbildet.

      Das World Gold Council meldet meist die akkumulierten Käufe, unabhängig davon, wo das Gold letztendlich eingestellt wird – also ob es einer Währungsreserve zugeschlagen wird, sich bereits im Land befunden hat oder gar in Sonderfonds (z.B. Staatsfonds, Pensionsfonds) zwischengeparkt wird, die nicht immer als „offizielle“ Zentralbankbestände gelten.

      In manchen Fällen kaufen Institutionen (z.B. Staatsfonds bestimmter Länder) Gold und dies wird anfangs als „Kauf einer Zentralbank“ rapportiert, taucht aber erst verzögert oder gar nicht als Zuwachs in den offiziellen Zentralbank-Reservenstatistiken auf.

      Meldeverhalten, Umbuchungen und Sondereffekte

      Nicht alle Zentralbanken melden ihre Reserven regelmäßig oder konsistent. Verzögerte oder unvollständige Meldungen führen dazu, dass Käufe zwar im Marktreporting erscheinen, aber in den laufenden Bestandsstatistiken nicht sofort oder gar nicht reflektiert werden.

      Es kommt zu Umbuchungen innerhalb von Zentralbankhaushalten: Gold kann z.B. vom Währungsreserven-Konto in andere staatliche Sektoren ausgelagert werden (z.B. Entwicklungshilfebanken, nationale Sicherheitsfonds).

      Sogenannte „Swap“-Geschäfte (Gold wird vorübergehend ausgeliehen oder als Collateral verwendet) können zu Doppelzählungen oder temporären Verringerungen/Aufstockungen führen, ohne dass sich reale Lagerbestände langfristig ändern.

      Verkäufe inoffizieller Natur und operative Bewegungen

      Einzelne, kleinere Verkäufe oder Übertragungen (z.B. an andere staatliche Akteure oder inländische Banken) werden zwar manchmal nicht prominent im WGC-Report aufgeführt, verringern aber die offiziellen Reserven. Die World Gold Council-Statistiken erfassen vorrangig große Verkäufe, während kleinere, technisch-administrative Bewegungen statistisch unter dem Radar bleiben können.

      Zudem können Goldleihen oder kurzfristige Goldverkäufe/-rückkäufe, wie sie zur Liquiditätssteuerung verwendet werden, temporär die Bestandsentwicklung verwässern, ohne als klassische „Verkäufe“ in den Jahrestabellen ausgewiesen zu werden.

      Fazit

      Die Differenz zwischen den gemeldeten Goldkäufen und der tatsächlichen Bestandszunahme in den Zentralbanken entsteht durch bilanztechnische Verschiebungen, unterschiedliche Meldepraktiken, Umbuchungen und die Einbeziehung von Käufen, die nicht unmittelbar oder dauerhaft zu einem offiziellen Reserveanstieg führen. Größere inoffizielle Verkaufswellen sind laut World Gold Council zwar nicht zu beobachten, die Bilanzbewegungen verlaufen aber vielfältiger als die reine Kaufstatistik vermuten lässt.

  • Ronald Hey sagt:

    Die interessante Frage ist und bleibt doch:
    Über die letzten Jahre sollen Zentralbanken über 1.000 t pro Jahr gekauft haben, der Zuwachs im Bestand wächst jedoch über weniger als die Hälfte.
    Dabei sind interessanterweise die Hauptkäufer von Jahr zu Jahr unterschiedliche Länder.
    Also löst sich jedes Jahr mehr als die Hälfte des Goldes in Luft auf.
    Ich sehe, ich bin nicht der einzig Unwissende ….