von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Whatever it takes
- There is no free lunch
- In the long run, we are all dead
Whatever it takes
Friedrich Merz ist ein Meister der Adaption: von den Grünen das Sondervermögen für Infrastruktur, von der SPD die Aufweichung der Schuldenbremse, von der CSU die Mütterrente, von der FDP die Gastro-Steuer, von der AfD die Migrationspolitik und von den Linken die Erhöhung des Mindestlohnes. Und jetzt das noch: von Mario Draghi das entscheidende Zitat „Whatever it takes“! Was auch immer notwendig sei wird er tun, um Deutschland wieder salonfähig zu machen. Nur der Salon im Bundestag spielt da nicht so ganz mit. Und während Mario Draghi seinerzeit mit diesem Satz den ganzen Euro gerettet hat, könnte sich der gleiche Satz bei Friedrich Merz als Rohrkrepierer herausstellen. Merz schreit in trumpesker Manier: Spend, Baby, Spend! Von notwendigen Reformen des Sozialstaates, Subventionskürzungen oder Regulierungsabbau höre ich nichts und ich befürchte, wenn erst einmal der Blankoscheck ausgestellt ist, dann gibt es auch keinen Anreiz mehr für Veränderungen. Über genau dieses Thema habe ich vortrefflich mit dem Kapitalmarktstrategen Stefan Risse bei BÖRSE TV gestritten, hier der Link zu dem lebhaften Gespräch: Schuldenbremse weg! Und nun? Kollege Risse sieht schon blühende Landschaften, ich denke mir:
There is no free lunch
Die berühmten Worte von Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman weisen uns darauf hin, dass nichts ohne Gegenleistung zu haben ist. Egal ob Zölle, Subventionen oder ein kostenloses Depot. Entweder zahlt man mit Wohlstandsverlusten, Steuererhöhungen oder einfach nur mit seinen Daten. Jede Entscheidung hat einen Preis, sogar diejenige, die man nicht trifft. Wie bei VW, denn dort hat man lange Zeit den Trend zur E-Mobilität verschlafen, dafür aber die Kreativität der Abgasmessungen perfektioniert. Die gemeldeten Unternehmenszahlen diese Woche daher wenig überraschend, aber erwartbar schlechter als im Vorjahr. Das Einzige, was wirklich zugelegt hat, ist die VolksWurst, jene Kantinencurrywurst des Autobauers, die sich seit Jahren stetiger Beliebtheit nicht nur unter der Belegschaft erfreut. Absatzrekord. Über 8,5 Mio. verkaufte Würste, und damit mehr als Autos in 2024. Wenn der Trend so weitergeht, dann ist VW bald nur noch eine Wurstfabrik mit angehängter fahrbarer Untersatzlieferung. Ist aber dann auch schon Wurst. In diesem Sinne bekommt der Satz „There is no free lunch“ vielleicht doch eine andere Bedeutung. Werfen wir einen Blick auf das lange Ende:
In the long run, we are all dead
Die Zinsen am langen Ende in Deutschland sind mit der Ankündigung der Schulden kräftig angestiegen. Mit ihnen die Rüstungsaktien, die auf der nach oben offenen Verschuldungsskala bereits massiv ihrerseits aufrüsten. Kommt die gewaltige neue Geldschöpfung, dann werden in Europe die Sachwerte weiter haussieren. Derzeit schön an Europas Aktienmärkten zu beobachten. Noch stärker wird der Goldpreis bei wieder rückkehrender Inflation davon profitieren. Und auf eine Rückkehr der Inflation sollte man sich einstellen, auch wenn diese Woche in den USA in dieser Hinsicht erstmal durchatmen angesagt war, denn mit gemeldeten 2,8 % lag man unter dem Vormonat und unter den Erwartungen. Und während sich die Boulevardmedien damit beschäftigen, ob Trump ein russischer Schläfer ist, sein Außenminister für eine Waffenruhe im ukrainischen Waffendickicht kämpft und die Preise für Hühnereier trotz sinkender Inflation in den USA durch die Decke gehen, schalten die US-Börsen in den Rezessionsmodus und korrigieren längst überfällige Bewertungsexzesse. Und schon schreien die zittrigen Hände nach Hilfe. Mein Rat: Panic is not an investment strategy! Also bleiben Sie gelassen oder um es mit den berühmten Worten von John Maynard Keynes zu sagen: „In the long run, we are all dead!“
Ihr Volker Schilling
Weitere Greiffbar-Ausgaben lesen
100% Zustimmung in allen Punkten – ein objektiver, nüchterner Beitrag von Volker mit den gewohnt humoristischen Pointen.
Vielen Dank, Volker!
Seit 2015 wurden über 600.000 Stellen im öffentlichen Dienst geschaffen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12910/umfrage/entwicklung-des-personalbestandes-im-oeffentlichen-dienst-in-deutschland/
Und das, obwohl mittels Digitalisierung Stellen eingespart werden könnten.
Allerdings mussten ja viele Stellen für die „innere Sicherheit“ und auch die Migrationsindustrie geschaffen werden.
Nur mal eine grobe Rechnung:
100.000 Stellen a 75.000 Euro Kosten = 7,5 Mrd Euro JÄHRLICH.
Bei 500.000 Stellen sind das 37,5 Milliarden Euro. Jährlich!
Aber immerhin kaschiert das auch die Arbeitslosenstatistik, und sorgt für „Wirtschaftswachstum“. Vielleicht auch für treue Wähler bestimmter Parteien, die politisch „korrekt“ sind.
Alles relevante Themen, die totgeschwiegen werden.
Bezahlen dürft ihr trotzdem…
Mal davon abgesehen, dass die Kolumne immer unterhaltsam und immer ein Lesegenuß ist, frage ich ob die steigenden langfristigen Zinsen nicht die Reaktion auf die Angst vor zu hohen Schulden sind, sondern vielmehr Ausdruck der Hoffnung auf neues Wachstum, höhere Inflation und daher Umschichtung von Anleihe- in den Aktienmarkt. Außerdem, in Deutschland grassiert doch eine Schuldenphobie. Keine mit Deutschland vergleichbare Volkswirtschaft hat so geringe Schulden. Und wir brauchen dringend hohe Investitionen in die Infrastruktur, die nicht allein durch Einsparungen an anderen Stellen im Haushalt finanzierbar sind.
„Mal davon abgesehen, dass die Kolumne immer unterhaltsam und immer ein Lesegenuß ist,“
Gern geschehen… 🙂
„Außerdem, in Deutschland grassiert doch eine Schuldenphobie. Keine mit Deutschland vergleichbare Volkswirtschaft hat so geringe Schulden. Und wir brauchen dringend hohe Investitionen in die Infrastruktur“
Warum galt Deutschland bis 2014 als Musterschüler?
Sprich: wenig Schulden, überdurchschnittliche Infrastruktur.
Wieso war es Jahrzehnte langer Konsens in Deutschland, SINNVOLL zu investieren, und deshalb nur dann Schulden machen wenn wirklich notwendig?
Tja, jetzt „investiert“ ihr weitere 100 Milliarden in „Klimaschutz“, hunderte Milliarden in die Rüstungsindustrie (weil ja bald der Russe vor der Tür steht) und unverändert in die illegale Migration und deren Folgen. Dabei wünsche ich dann zumindest viel Spaß, denn sinnvoll ist das nicht.
Die UDSSR ging durch Planwirtschaft und Rüstungsausgaben kaputt, die USA haben durch ihre Militärausgaben und Kriege ein strukturelles Problem. Und jetzt, 2025, geht Deutschland genau diesen Irrweg.
Einzelne Firmen und insbesondere deren Investoren profitieren, die Banken werden implizit weiter „gerettet“ durch die Kreditorgien. Für Bankenrettung braucht es Kreditorgien, und um diese zu „begründen“ braucht es Medienpropaganda.
Und viele von Euch fallen darauf rein…und bezahlen das alles fleißig.
Ps. Ich persönlich bin froh dass ich keine Schulden habe, keine Zinsen zahlen muss, sondern vermögend bin.
Ich verstehe nicht was daran so toll sein soll, Schuldner zu sein und Zinsen zu zahlen…
„Ps. Ich persönlich bin froh dass ich keine Schulden habe, keine Zinsen zahlen muss, sondern vermögend bin.
Ich verstehe nicht was daran so toll sein soll, Schuldner zu sein und Zinsen zu zahlen…“
…du bist ja auch kein Staat, sondern ein privater Haushalt…
nur z.B.: wenn der Staat sich verschuldet, bildest du als privater HH Vermögen, wenn du die Anleihe kaufst. du bekämst dann die Zinsen. ist doch toll…