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Greiffbar – Durch den Wind

11. August 2023
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Rückenwind

Die Börsen und mit ihnen die Anleger sind auf der Suche nach etwas Rückenwind. Oder wie Thomas D. es formulieren würde: „Ich sag es euch auf diese Weise, alle die am Suchen sind, sind mit mir auf der Reise, haben Rückenwind.“ Auch wenn an den Kapitalmärkten diese Woche etwas Verschnaufpause angesagt ist, so lassen sich doch Faktoren ausmachen, die den Kapitalmärkten in den kommenden Wochen etwas Rückenwind geben sollten. Allen voran die US-Inflation, die diese Woche mit 3,2% gemeldet wurde. Zwar lag die Inflation damit um 0,2% höher als im Vormonat, aber die Marktteilnehmer hatten mit noch mehr gerechnet. Die Maßnahmen der Notenbanken tragen Früchte, so dass es im September zur letzten Zinserhöhung der US-Notenbank kommen könnte. Damit wäre der Weg frei für ein starkes viertes Quartal. Interessanterweise lief die aktuelle Korrektur ohne einen großen Anstieg der Volatilität. Auch der Fear and Greed Index deutet nicht auf eine Ausverkaufsstimmung hin und man darf nicht vergessen: Viele stehen noch am Spielfeldrand und warten auf Rückenwind für den Einstieg. Doch es gibt auch:

Gegenwind

Erfahrungsgemäß fallen die Unternehmenszahlen in der zweiten Hälfte des zweiten Quartals meist schlechter aus. So sieht es auch dieses Jahr aus. Allen voran die Zahlen von Siemens Energy diese Woche, die mit ihrer Gewinnwarnung eines Milliardenverlustes zum Jahresende ordentlich Gegenwind hatten. Leider kann dieser Wind aufgrund zahlreicher Mängel an den aufgestellten Windrädern nicht genutzt werden, um für positive Schlagzeilen zu sorgen. Ordentlich Gegenwind hatten diese Woche auch die italienischen Banken, denn Ministerpräsidentin Georgia Meloni führt quasi per Dekret über Nacht eine Sondersteuer ein, um die hohen Zinsgewinne der Banken abzuschöpfen. Ein Orkan der Entrüstung machte sich breit. Hatte doch der Finanzminister ein solches Vorhaben noch vorletzte Woche dementiert. Italienische Bankaktien daher erst einmal im Sinkflug. Dazu passte dann auch die Meldung der Ratingagentur Moody´s, die kurzerhand 10 US-Banken in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft hat. Der Bankensektor daher insgesamt ohne Aufwind. Ganz anders hier:

Wirbelwind

Luxuslabels sorgen diese Woche für ordentlich Wirbelwind. Der Deal zur Übernahme der Muttergesellschaft der bekannten Luxusmodemarken Versace, Michael Kors und Jimmy Choo ist in trockenen Tüchern. Tapestry, Eigentümerin der Marke Coach mit Sitz in New York, übernimmt Capri Holdings für 8,5 Milliarden US-Dollar in bar. Die Capri-Aktie legte daraufhin über 50% zu. Finanziert wird das ganze über Schulden – Luxus hat eben seinen Preis. Noch größeren Wirbel gibt es um das Unternehmen WeWork. In einer Meldung an die Börsenaufsicht SEC wird eine Insolvenz nicht mehr ausgeschlossen. Die Aktie dramatisch im Sinkflug und inzwischen 99% von ihrem Höchststand entfernt. Investoren stürmen zum Ausgang, die heiße Luft entweicht. Finger weg. Ich lasse den Stift ebenfalls aus meinen Fingern gleiten und gebe mich jetzt den sanften Böen des Zephyrwinds hin. Nächste Woche weht Ihnen meine Kolumne wieder ins Postfach.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Aries Eeberg sagt:

    Die Zunahme der Insolvenzen in Deutschland halte ich für eine gute Nachricht. Für die betroffenen Firmen und ihre Beschäftigten ist das natürlich nicht so. Aber durch die Insolvenzen gibt es eine Marktbereinigung, die in jeder Krise geschieht. Sie schafft die nötige kreative Zerstörung, aus der Neues wachsen kann.
    .
    Durch die Niedrigzinspolitik und die Coronamaßnahmen sind Insolvenzen verboten oder erschwert worden. Jetzt wird das nachgeholt. Die schwachen Geschäftsmodelle verschwinden vom Markt.
    .
    Ich habe auch gelesen, dass das Ende der Wirtschaftskrise da ist, wenn die Insolvenzen in die Höhe gehen. …. Von daher erwarte ich eine Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit und der Börsenentwicklung. … Eine Welt ohne multiple Krisen können wir uns ja gar nicht mehr vorstellen. … Sie könnte aber für einige Zeit kommen.
    .
    Auch deshalb habe ich in einem Portfolio für 10% Global Government Bond gekauft.
    .
    Bei Gold erwarte ich eine weitere Abwärtsbewegung wegen des gestiegenen Zinsniveaus. Da müssten Kaufgelegenheiten für weiter Anstiege in Gold entstehen.

    • Michael sagt:

      Denkfehler 1:

      „Die Zunahme der Insolvenzen in Deutschland halte ich für eine gute Nachricht. (…) Aber durch die Insolvenzen gibt es eine Marktbereinigung, die in jeder Krise geschieht. Sie schafft die nötige kreative Zerstörung, aus der Neues wachsen kann.“

      Das Kreative wurde und wird in Deutschland zerstört, und das Neue entsteht bzw wächst im Ausland.
      Wo bitteschön kann man darin einen Vorteil erkennen?

      Denkfehler 2:

      „Durch die Niedrigzinspolitik und die Coronamaßnahmen sind Insolvenzen verboten oder erschwert worden. Jetzt wird das nachgeholt.“

      Durch die mEn sinnlosen Coronamaßnahmen wie Lockdowns etc sind viele gesunde Kleinunternehmen in den Ruin getrieben worden.

      Dadurch wurde das disruptive Geschäftsmodell bestimmter Großkonzerne gefördert – ein extra Konjunkturprogramm.

      Jeff Bezos besitzt neben der Washington Post – die stets objektiv und neutral informiert dank ihrer unabhängigen Journalisten – nun auch ein nettes Anwesen vor Miami – sicherlich klimaneutral.

      Konzentration des Vermögens auf wenige.
      Verstärkte Unfreiheit und Abhängigkeit für immer mehr Menschen.

  • Andreas B sagt:

    „… so dass es im September zur letzten Zinserhöhung der US-Notenbank kommen könnte…“

    Also ich glaube überhaupt nicht daran, dass die US-Notenbank im September die Zinsen anheben wird… für mich ist die Pause dort irgendwie sicher. Evtl. denke ich eher, wird im November nochmal angehoben, allerdings wenn sich die wirtschaftlichen Faktoren und die Märkte weiter verschlechtern, wobei die Inflation nicht wieder an Fahrt aufnimmt und ggf. sogar zumindest leicht weiter zurückgeht, dann haben wir die Zinserhöhungen der FED gesehen.

    Gerade trübt es sich mächtig ein… warten wir mal ab, ob es im 4. Quartal deutlicher nach oben geht oder wir nicht bestenfalls in einer Seitwärtsphase bis Ende des Jahres laufen.

    • Peter Czeck sagt:

      „Seitwärtsphase“ jo Andreas gut möglich. Selbst wenn noch eine Zinserhöhung USA stattfindet, ist das Ende der Zinserhöhungen m.E. auch bei uns in Sichtweite. Andererseits schwächelt wohl zumindest die Konjunktur in Europa. Bei dieser Gemengelage wäre eine Seitwärtsbewegung wohl nicht überraschend. Habe nach langer Zeit wieder mal in ein Börsenjournal mit einem Interwiew mit DJE geguckt. Er ist ja seit einigen Monaten eher pessemistisch. Aber die Börse hat sein Rufen bisher nicht gehört. Er sieht zwar auch die Punkte Zinsen u. Konjunktur, meint aber wohl die sich verschlechternden wirtschaftl. Aussichten seien bei der Beurteilung der Börsenlage ausschlaggebender. @Aries auf Rüge „Denkfehler 1. …Denkfehler 2.“ nicht reagiert👍wir sind dem Schüleralter entwachsen u. Oberlehrerallüren sollte man ignorieren….

      • Michael sagt:

        „Andererseits schwächelt wohl zumindest die Konjunktur in Europa.“

        Und China nach wie vor super?

        Ein hiesiger Florist hat vor nicht allzu langer Zeit schwadroniert: „China macht auf“. Mit wohl entsprechenden Erwartungen…

        China leidet unter einer schwachen GLOBALEN Nachfrage. Viva Deflation in China.

        Jd.com bei aktuell ca 32 Euro kaufe ich nach wie vor nicht…

        • Peter Czeck sagt:

          Jo ein dauerndes Jo-Jo-Spiel. Konjuktur schwächelt..Zinsen runter, konjunkturfördernde Massnahmen v. Regierungen, die bleiben wollen. Hat China nicht schon die Zinsen gesenkt? Die Frage f. Timer ist immer: Einstieg ,Ausstieg wann…krieg ich die Transaktionskosten wieder rein? Da leben Daueranleger mit Reserven ruhiger.

          • Michael sagt:

            Die chinesische Regierung bleibt immer, Konjunktur hin oder her.

            Was bringt Stimulus in China, wenn die globale Nachfrage hinkt?

        • Andreas B sagt:

          Ich halte weiter meine Alibaba und JD.com als einzige Chinawerte aktuell… kaufe aber auch nicht nach. Das Potenzial ist da, vor allem bei Alibaba und die Zahlen waren nicht schlecht.

          Der Rest ist eine Frage der Zeit, auch wenn es aktuell in China kriselt…