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Greiffbar – Drunter und Drüber

20. Januar 2023
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Drüber

Manchmal geht es drunter, drüber und drauf und das mit Drum und Dran. An der Börse nennt man das Volatilität, in der Politik heißt das Regieren und bei den Mächtigen nennt man das Davos. Schauen wir doch mal, was diese Woche alles so drüber war: Die Amtszeit der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zum Beispiel oder die neue Einwohnerschätzung Deutschlands vom Statistischen Bundesamt, die einen neuen Höchststand bei 84,3 Mio. Bürgern ausweist. Drüber sollte laut Frankreichs Präsident Macron auch das neue Renteneintrittsalter seiner Mitbürger liegen. Aber die schönste Nachricht der Woche war doch die Zahl der Aktionäre und Aktionärinnen in Deutschland, die definitiv drüber lag, über dem Höchststand von 2001. 12,9 Mio. besitzen Aktien oder Aktienfonds in Deutschland, das sind 18,3% der Bevölkerung. Insbesondere die junge Generation ist immer stärker engagiert und immer mehr Frauen nehmen ihre Finanzen in die Hand. Da drüber freue ich mich sehr, wenngleich die Quote im internationalen Vergleich immer noch unter dem Durchschnitt liegt. Apropos drunter:

Drunter

Drunter lag diese Woche aber auch so einiges: Da wäre zum einen die neue Bevölkerungsschätzung in China. 840.000 Menschen weniger als im Vorjahr verkündete das Statistikamt. Erstmals ein Rückgang seit Jahrzehnten. Drunter lagen auch sämtliche Zahlen der Quartalsberichte von US-Banken. Sowohl bei Umsatz als auch bei Gewinn lagen die meisten Ergebnisse von Goldman Sachs, Wells Fargo & Co deutlich unter den Erwartungen. Die Zinsbremse der US-Notenbank hinterlässt eben Spuren. Dies konnte man diese Woche im Konjunkturbericht, dem Beige Book, der US-Notenbank deutlich lesen: Die Schätzungen der Analysten im Vorfeld waren tief, aber die tatsächlichen Zahlen zur US-Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen im Dezember lagen trotzdem noch deutlich drunter. Muss uns das ebenfalls runterziehen? Nein, im Gegenteil, die Maßnahmen der US-Notenbank zeigen Wirkung und damit steigt die Chance auf eine Verlangsamung des radikalen Tempos bei den Zinsanstiegen. Bad news sind in diesem Falle good news. Ich sagte doch, manchmal gehen eben drunter und drüber Hand in Hand. Drunter waren diese Woche auch die Zahlen zur PKW-Zulassungen im EU-Raum, die sanken nämlich mit 9,26 Mio. auf ein 30-Jahrestief. Autoaktien daher eher weniger gut drauf. Apropos drauf:

Drauf

Einer war diese Woche besonders gut drauf, der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius, der mit seiner Vereidigung „Freude und Entschlossenheit“ empfindet. Die Bundeswehr müsse seiner Meinung nach wieder „Abschrecken“. Na ja, beim Blick auf den Zustand haben die meisten schon einen Schreck bekommen, aber hauen wir mal nicht weiter drauf, sondern warten seine Taten ab. Weniger gut drauf dürften diese Woche die Arbeitnehmer bei Microsoft sein, denn 10.000 von ihnen müssen gehen. Immerhin 5% der Belegschaft. Die Techs bauen weiter ihren Wachstumsspeck ab, um nicht drauf zu gehen. Die Lufthansa dagegen hat es drauf. Man ist der einzige Bieter für die italienische Luftfahrtgesellschaft ITA und hat damit eine gute Verhandlungsposition. Die Lufthansaaktie daher im Höhenflug. Verpassen Sie nicht das Boarding. Ich bin stolz drauf, dass Sie mich auch diese Woche wieder gelesen haben und bin nächste Woche wieder für Sie da. Verlassen Sie sich drauf!

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    Hallo Volker,

    Ein frohes und gesundes neues Jahr auch an Dich. 👍

    Den folgenden Satz liest man öfter – nicht von Lies:
    „…und damit steigt die Chance auf eine Verlangsamung des radikalen Tempos bei den Zinsanstiegen“

    Erwartest Du durch eine Verlangsamung der Zinsanstiege einen nachhaltigen Bullenmarkt an den Börsen?

    Die Zinsen bleiben ja eine ganze Weile auf erhöhtem Plateau. Von einem Stopp der Bilanzsummenreduktion habe ich noch nichts gelesen.

    Insofern: Wieso der Optimismus aufgrund einer „Verlangsamung des Zinsanstiegs“?

    @Raimund: bitte gerne auch Deine Einschätzung teilen.

    • Raimund Brichta sagt:

      Meine Einschätzung: Solange die Bilanzsummenreduktion nicht gestoppt ist, könnte es zu heftigen Rückschlägen kommen, die aber m.E. Kaufgelegenheiten wären. Denn irgendwann wird sie gestoppt, die Frage ist nur wann.

      Das Jahr 2019 zeigt, dass die Kurse schon vor dem offiziellen Stopp steigen können. Damals kam der Stopp ohne heftigen Börsenrückschlag. Es könnte aber sein, dass dieser erst nötig wird, um die Fed zum Einlenken zu bringen.

      • Peter Czeck sagt:

        Hhm. Habe mal bei dje reingehört. Dort wurde so beiläufig die Ansicht vertreten, daß die FED die Liquiditätsverknappung aktuell nicht so richtig mit der letzten Konsequenz durchführt…wenn ich es richtig verstanden habe. Was damit genau gemeint ist, weiß ich leider nicht. Weiß jemand mehr?

        • Raimund Brichta sagt:

          Na ja, sie liegt ungefähr im Rahmen dessen, was sie 2018/19 gemacht hat:

          • Peter Czeck sagt:

            Danke…Immerhin 20 Jahre Steigerung der Bilanzsumme unterbrochen v. wenigen relativ niedrigen Rückgängen. Sieht nach einer quasi systembedingten Gesetzmäßigkeit aus. Da hat doch schonmal jemand ein Buch drüber geschrieben. Lies was meinst Du?

          • Michael sagt:

            Bisher hat die FED ja noch nicht wirklich viel gemacht. Die Bilanzsummenreduktion sollte mEn zunächst einmal bis ca 7,5 Billionen USD laufen – langsam.

            Irgendeiner kam auf die Schnapsidee, die Bilanzsumme bis auffassen Niveau vor Corona zu reduzieren? Witzig wäre es ja schon irgendwie… 😉

            Mein Gott, wozu wurden eigentlich die ganzen Coronamaßnahmen gemacht? Da hätte man sich soviel Unheil sparen können…

      • Walter sagt:

        @Raimund
        Nach dem Lauf seit Oktober, schreit deine Einschätzung geradezu nach einer Korrektur !!

        • Raimund Brichta sagt:

          Ja, ich rufe auch danach. Bis jetzt hört aber niemand auf mich 🤔

          • Peter Czeck sagt:

            Die Börse atmet ein u. aus…aber nicht wie ein Mensch regelmäßig,
            sondern weitgehend regellos …..jedenfalls nicht nach dem Bauchgefühl eines einzelnen Börsianers. Es gibt Millionen v. Börsianer. Auf die Idee das eigene persönliches Bauchgefühl könnte richtungsweisend f. die weitere Kursentwicklung an den Weltbörsen sein…………..Trends laufen oft länger als gedacht. M.E. ist die positive Entwicklung an der Aktienmärkten immer noch v. den weitgehend fehlenden Alternativen mitbestimmt. Geldbesitzer u. Käufer v. festverzinsliche Staatsanleihen werden nach wie vor gnadenlos enteignet. Immer mehr Marktteilnehmer erkennen die Bedeutung v. Sachkapital .

    • Aries Eeberg sagt:

      Anfang der 90er hießen die goldenen Worte: „Verlangsamung des Anstiegs der Arbeitslosigkeit“. Daran erinnere ich mich noch genau und wunderte mich, dass deshalb die Aktien stiegen.
      .
      Das allgemeine Umfeld waren allerdings langsam sinkende Zinsen von einem recht hohen Niveau aus.