von Raimund Brichta
Ich empfehle Aktien – nicht trotz, sondern gerade weil ein System-Crash möglich ist. Meine Beispielrechnung zeigt, dass Aktien selbst nach einer Währungsreform deutlich vorteilhafter wären als Anleihen.
Was passiert mit einem Investment von 10.000 €, wenn in zehn Jahren eine Währungsreform eintritt?
Annahmen:
• Aktienrendite: 8 % p.a.
• Rendite einer Bundesanleihe: 2,8 % p.a.
• Kursverlust am Aktienmarkt vor der Währungsreform: –80 %
• Umtauschverhältnisse wie 1948:
• Geldforderungen (z. B. Anleihen): 10:1
• Aktien: 1:1
Ergebnis:
• Anleihen: Nach zehn Jahren hätte man 13.180 €. Durch den Währungsschnitt blieben davon nur 1.318 neue Währungseinheiten.
• Aktien: Trotz des Kursverlusts von 80 % hätte man nach der Reform 4.318 neue Währungseinheiten – also mehr als das Dreifache im Vergleich zu Anleihen.
Ein zusätzlicher Vorteil: Aktien bieten nach der Währungsreform Chancen auf hohe Kurssteigerungen, Anleihen dagegen nicht.
Fazit: Wer ein Worst-Case-Szenario für möglich hält, sollte erst recht in Aktien investieren.
Und ein Teil in Edelmetalle und Eigenheim😉
Klar, aber beide werden sicherlich auch geschröpft. Eigenheimbesitzer z.B. mit Zwangshypotheken.
Hallo Raimund, wenn man es vom Timing her hinbekommt und man vor dem Schnitt (wir werden uns dann im Edelmetallbereich in einer exponentiellen Steigung befinden) in Aktien umschichtet (in fallende Kurse hinein) müsste man doch auch nicht allzu schlecht ans andere Ufer kommen. 😉
Danke für die Berechnungen, Raimund. Sie spiegeln Erfahrungen meiner Familie. Alle Ersparnisse gingen durch die Währungsreform verloren. Die ausfallsichere Immobilie war von den Bomben der Alliierten pulverisiert worden. Was ihnen blieb, war Grund und Boden. Aktien wären eine wirklich gute Idee für sie gewesen. Daraus hat ihr Enkel seine Konsequenzen gezogen.
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Ob es allerdings wieder so wird wie 1948, ist noch die Frage. Auch, was den Crack-Up-Boom angeht, scheinen die Uhren von 1920 auf 1930 vorgestellt worden zu sein.
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Vielleicht wird Europa sogar zu den Gewinnern der gegenwärtigen Umbrüche gehören, wenn die USA meinen, sie könnten gegen alle Welt und alle Vernunft ankommen.
„Ob es allerdings wieder so wird wie 1948, ist noch die Frage.“
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Das gilt vermutlich auch für Währungsreformen. Ob der Schnitt wieder zehn zu eins beim Geld und eins zu eins bei Aktien sein wird, muss sich natürlich zeigen. Genauso wie sich zeigen muss, ob und wann überhaupt die Währungsreform kommt. Wir bleiben jedenfalls am Ball ⚽️
Danke Raimund das du so mutig bist und mal konkret die Risiken des Währungsschnitts veranschaulicht hast 😉
Die Haupt-Vermögensklassen für Privatpersonen in Kurzform:
1.) Bargeld und Bankguthaben
2.) Wertpapiere (Aktien, Anleihen, ETFs, etc.)
3.) Immobilien
4.) Beteiligungen
5.) Altersvorsorgeprodukte
6.) Sachwerte & alternative Investments
Die Lehre aus der Geschichte ist sicherlich wer zum falschen Zeitpunkt auf Bargeld sitzt ist der große Verlierer. Ein weiterer Verlierer sind vermutlich die meisten Altersvorsorgeprodukte da diese lediglich Geldversprechen sind. Alle Nicht-Geldwerte werden von Vorteil sein, hier sollte jeder nach seiner Lebenssituationen Präferenzen haben. Das Einzige wovor ich wirklich Angst habe, ist das der Umstellungsprozess sich lange hinzieht. Eine lange Operation ohne Narkose ist schließlich auch sehr schmerzhaft 🙁
genau, viele, der von dir genannten Alternativen gehören ebenfalls zum Geldvermögen und sind deshalb zu meiden. Die einzig sinnvolle Alternative sind Sachwerte. Und dazu zähle ich kurioserweise auch den Bitcoin, auch wenn er kein Sachwert im eigentlichen Sinne des Wortes ist. Aber: er basiert nachweislich nicht auf Forderungen. und das ist in diesem Fall das entscheidende.
„Vielleicht wird Europa sogar zu den Gewinnern der gegenwärtigen Umbrüche gehören, wenn die USA meinen, sie könnten gegen alle Welt und alle Vernunft ankommen.“
Komplette Fehleinschätzung und völlig realitätsfern.
– In den USA wird gerade das Leistungsprinzip in den Vordergrund gestellt.
– Kapitalstock wandert in die USA.
– Energiepreise werden gesenkt, in den USA.
– Kriminalität eliminiert.
uvm
Du weißt ja: man sollteimmer informiert darüber bleiben, wie die Gegenseite argumentiert. Deshalb hier extra für dich einen entsprechende Artikel aus der FAS:
Trump hat keine Ahnung vom Geschäft
https://zeitung.faz.net/fas/wirtschaft/2025-03-30/5424e29f56cd364aec4db42f108e964b?GEPC=s5
Ob Trump ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, wissen wir gar nicht. Er legt seine Einkommensverhältnisse ja nicht offen wie andere amerikanische Präsidenten vor ihm. Vielleicht verprasst er ja nur, was er von seinem Vater geerbt hat. Manchmal macht er spektakuläre Gewinne und Verluste, die unter dem Strich vielleicht ein Nullsummenspiel sind.
„Kapitalstock wandert in die USA“
Das Gegenteil davon ist der Fall. Gerade findet ein Exodus des Kaptals aus den USA statt. Aktienkurse fallen, der Dollar geht schwächer. Ist schon interessant, wie verklärt du das siehst. Die Märkte fällen gerade über Trump ein vernichtendes Urteil.
Ich habe mir übrigens die ganze Trump-Show gestern live angesehen. Peinlich von hinten bis vorne. Der ihn anhimmelnde Autoworker, Trumps Aufrufe von Leuten die „great“ sind und deshalb aufstehen sollten, die Tafel mit den Zöllen, seine Gestik, seine Mimik, seine Verbalausfälle gegen den Rest der Welt – widerlich.
Die Märkte haben noch während der peinlichen Veranstaltung ihre Daumen über dieses bizzare Szenario gesenkt. Ich konnte das live beobachten. Mein Urteil: Dies geschah vollkommen zu Recht. Langsam wird die Luft dünn für Trump.
Falls nun in aller Welt Gegenzölle in gleicher Höhe erhoben werden sollten und sich danach noch alles weiter hochschaukeln sollte, mit erneuten Zöllen und Gegenzöllen, wären die USA irgendwann eine isolierte Volkswirtschaft.
Okay, ich übertreibe. Aber ich glaube nicht, dass man ein Land so „great again“ machen kann.
„wären die USA irgendwann eine isolierte Volkswirtschaft.“
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Wahrscheinlich ist es mit der heutigen Technik gar nicht mehr möglich, eine isolierte Volkswirtschaft zu sein. Das gilt für die USA auch dann noch, wenn Kanada und Grönland mit dazu gehören.
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Ich habe vor kurzem gelesen: Ed Conway, Material World, London 2023. Da geht es um die Rohstoffe Sand, Salz, Eisen, Kupfer, Öl und Lithium. Die werden in globalen Verbünden gewonnen und werden mehrfach um die Welt geschickt, bis zum Beispiel Medizin, Microchips oder Solarpanels daraus werden. Das kann kein Land alleine machen – nicht einmal die vergrößerte USA.
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Na, und bei Autos ist es uns doch unmittelbar einsehbar, dass die vielen Teile in globalen Verbünden hergestellt werden. … Nur die Ladas in Russland können noch fast ganz in heimischer Produktion hergestellt werden. Aber die fahren ja auch.
Man kann sich ja mal anschauen, wie Apple produziert und woher Apple seine Ressourcen bezieht. Müssten sie sich dann nicht dumm und dämlich an Zöllen zahlen?
So wie es aussieht, wünschen sich ja manche Trump-Anhänger die Isolation, d. h. eine autarke USA, die sich aus allem raushalten soll. Vor allem aus allem, was Geld kostet. Nix mit globalen Verbündeten und nix mit Weltverbesserung. Eigener Wohlstand zum Selbstzweck und ohne einen Gedanken an Nachhaltigkeit zu verschwenden. Klima und Umwelt? Scheißegal. Weltgesundheit? Scheißegal. Welthunger? Scheißegal. Geflüchtete? Scheißegal. Menschenrechte? Scheißegal. US-Aid? Geschichte. Dazu passt z. B. auch das Gemotze gegen das WEF und Young Leaders von Anhängern der Trump-Ideologie, das auch hier schon häufig ins Forum getragen wurde…
Young Global Leaders, die bringens auch oder was?
Was die bringen, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Der WEF-Club ist mir auch suspekt. Mir fällt allerdings immer wieder auf, dass Leute, die die AFD gut finden und/oder Trump verherrlichen, ähnlich wie Michael immer wieder über das WEF und Young Leaders herziehen. Das lässt mich schlussfolgern, dass diesbezüglich in Echo-Blasen viel Propaganda nachgeplappert wird. Von anknüpfenden Verschwörungstheorien mal abgesehen.
Wenn man z. B. mal liest, was Wikipedia über den WEF so schreibt, könnte man durchaus sagen, das WEF hat das Ziel, die Welt zu verbessern, wenn auch auf umstrittene Weise. Und es läuft nun einmal der Ideologie von Trump-Anhängern entgegen.
Ergänzend: Die Ideologie von Trump-Anhängern betreffend, eignet sich vielleicht der Wikipedia-Artikel „Tumpismus“ ganz gut als Leseeinstieg: https://de.wikipedia.org/wiki/Trumpismus . Dann kann man schon erahnen, warum Trump-Anhänger ein Problem mit dem WEF haben, ganz unabhängig von Michaels wiederholtem Verweis auf Barnett.
Der akuelle nachvollgende n-tv-Artikel gibt ein paar Einblicke, wie die Trump-Ideologie auch im Sprachgebrauch systematisch verankert wird: https://www.n-tv.de/panorama/Trump-und-die-Sprachdiktatur-article25676791.html
Wenn sich Autokraten (oder Möchtegern-Autokraten) anschicken, auf radikale Weise einen „großen Sprung nach vorne“ für ihr Land zu erzielen, geht das schief…
Irgendwann werden die Leute schon merken, dass sie einem „Bauernfänger“ auf den Leim gegangen sind. Vielleicht werden diese Clowns schon bei den nächsten Mid-Term-Elections abgestraft. Vielleicht dauerts auch länger…
Vorausgesetzt natürlich, dass die Clowns dann überhaupt noch abgewählt werden können. Aber in vielen Fällen gelingt es ja doch, sich der Clowns zu entledigen. Bolsonaro z. B. droht jetzt eine lange Haftstrafe. 😉
P.s. aber immerhin gibt es wirklich lustige Memes aktuell dank Donald!
Da Andersdenkende v. Michael immer wieder als Lemminge bezeichnet wurden, hier mal etwas mit Lemmingen. Man kann den Spieß schließlich auch umdrehen.
Mich wundert, warum uns Michael noch nicht erklärt hat, warum das jetzt ein besonders ausgebuffter 5D Schachzug Trumps war.
vermutlich feilt er noch an einer exzellenten Antwort.
Ich überlege, meine kleine Position Global Aggregate Bonds zu verkaufen. Der Grund: Die US-Anleihen.
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Wenn die USA ihre Schulden in Ewigkeitsschulden mit 0% Verzinsung umtauscht, wer soll dann noch US-Anleihen kaufen? Dann muss die FED wieder ran und die US-Schuldscheine auf ihre Bilanz nehmen.
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Und die hoch verschuldeten US-Verbraucher machen es genau so wie ihre Regierung. Siel lassen ihre Kreditkartenverträge ruhen und gehen in den Geschäften mit vorgehaltener Waffe einkaufen. Oder sie erpressen von den „illegalen“ Migranten Schutzgeld.
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Ja, und weil ihre Eliten sie so viele Jahre übervorteilt und ausgeplündert haben, ziehen sie auch in deren schönen Häusern ein.
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Das hat es alles schon gegeben – zumal in Deutschland nach 1936
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Leider kommen mir solche Bilder dieser Tage immer wieder. Ich habe viel Geschichte studiert.
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Das einzige, was mich tröstet ist, dass Global Aggregate Bonds auch einen wachsenden Anteil chinesischer und europäischer Anleihen hat. Die Chinesen erscheinen mal wieder verlässlichere Partner zu sein als die USA.
diejenigen, die nur in wahren Werten und nicht in US-Bonds investiert sind, brauchen sich solche Gedanken nicht zu machen. Ihr kennt meine generelle Skepsis gegenüber allen Arten von Geldvermögen, inklusive der Anleihen.
Ja, Du hast Dich wie eigentlich immer höchst präzise ausgedrückt.
Mir gefällt auch Stefans Beitrag sehr gut – strukturiert und sachlich.
„Darin argumentiere ich auch gegen das weitverbreitete Narrativ, dass Trumps Zölle für Inflation sorgen werden.“
Bin sehr gespannt darauf – vielen Dank.
Über die möglichen Folgen von Trumps Politik rede ich auch im neuen Podcast, der heute rauskommt. Darin argumentiere ich auch gegen das weitverbreitete Narrativ, dass Trumps Zölle für Inflation sorgen werden.
„Annahmen:
…
Aktien 1 : 1“
Die Annahme – dass jeder seine Aktien behalten kann – ist nicht in Stein gemeißelt.
Breit gestreut in Sachwerte, Immobilie in Premiumlage, intakte Familienverhältnisse und echte Freundschaften bleiben das A und O.
Es werden genau die Länder zivilisiert und geordnet durch Krisen gehen, die eine homogene Bevölkerungsstruktur und eine gesunde Vaterlandsliebe praktizieren.
„ Die Annahme – dass jeder seine Aktien behalten kann – ist nicht in Stein gemeißelt.“
genau! So hatte ich es, glaube ich, auch ausgedrückt. Wenn mit dem System-Crash ein Systemwechsel einhergeht, zum Beispiel in Richtung Sozialismus, kann es auch zur massiven Enteignung von Aktienvermögen kommen. Die Annahmen, die ich getroffen habe, basieren aber ausdrücklich nicht darauf. Sie basieren darauf, dass das System so bleibt, wie es ist, und nur zurückgesetzt wird. Stay tuned!
Wenn das System „nur zurückgesetzt“ wird (1:10) wird es wohl so sein, wie Raimund es skizziert. In Frankreich wurde der alte Franc in den 50er Jahren 1:100 abgewertet mit ähnlichen Auswirkungen – könnte mal als Blaupause untersucht werden…
Anders wird es sein, wenn der reset über D/EU hinaus geht oder ein „clash of cultures“ passiert.
Ein Blick in die Geschichte lohnt ja immer, hier ein Blick in die jüngere Geschichte Russlands.
Die am stärksten von der Währungskrise (insbesondere der Rubelkrise 1998) betroffen Gruppen waren:
1. Rentner und Pensionäre
Stark betroffen durch Inflation und ausbleibende Rentenzahlungen. Viele verloren ihre Ersparnisse und litten unter Armut.
2. Arbeiter in Staatsbetrieben
Jobverluste durch Privatisierung, monatelang kein Lohn. Besonders hart traf es die Industriearbeiter.
3. Staatsbedienstete (Lehrer, Ärzte, Beamte)
Löhne stagnierten oder wurden verspätet gezahlt. Viele suchten sich Nebenjobs oder arbeiteten im informellen Sektor.
4. Familien mit Kindern
Hohe Lebenshaltungskosten bei sinkendem Einkommen. Armut und Unterversorgung nahmen stark zu.
5. Akademiker und Intelligenzija
Oft arbeitslos oder unterbezahlt. Viele wanderten ins Ausland ab („Brain Drain“).
6. Kleine Geschäftsleute
Viele gingen durch Inflation und Kredite in Fremdwährung pleite. Nur wenige konnten sich halten.
7. Gewinner: Oligarchen und Kriminelle
Profitierten von der Instabilität, kauften Unternehmen billig auf und bauten Machtstrukturen auf.
Mich würde jetzt eure Prognose für Deutschland interessieren, meine folgt am Wochenende muss erst noch in meine Geschichtbücher schaun 😉
Der Rückblick auf die Geschichte, und daraus ableiten „so oder so ähnlich wird es wieder kommen“ ist ein häufig gemachter Denkfehler.
Ich empfehle erneut das Buch „die Kunst des klaren Denkens – 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“.
„Mich würde jetzt eure Prognose für Deutschland interessieren“
Clash of cultures in Extremfall.
Ansonsten eigentlich ziemlich einfach: es wird mEn so kommen, wie es der WEF haben möchte.
Raimund, du machst es dem Kollegen bei Brichta und Bell über den MSCI World wirklich nicht leicht. Da hast du vielleicht mal so nachgehakt, wie du es auf dem Sender nicht tun solltest.
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Ich muss gestehen, dass ich so investiert bin, wie der Kollege dargestellt hat. (ACWI + etwas EM = milder BIP-Ansatz) Die von ihm öfters zitierte Finanzmarkttheorie überzeugt mich.
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Dennoch halte ich deine Argumente für wirklich stichhaltig. Besonders der Hinweis, dass ein marktkapitalisierter Index sich an die Entwicklung der Börsen immer anpasst. So war in den 80ern Japan am stärksten im MSCI World vertreten. Später übernahmen dann die USA. Dass sich der Index allmählich umgestaltet hat, war für die hervorragende Performace vollkommen ausreichend.
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Nur die Sache mit der Klumpenchance ist mir nicht so eingängig. Das überlasse ich lieber Warren Buffet, der in seinem Portfolio klare Schwerpunkte setzt. Ich bin da zu dumm und auch zu feige für.
ein Unterschied zu Wochen Buffet ist aber: seine Klumpen sind von ihm bewusst ausgewählt. Und sie bleiben so lange bestehen, wie er sich davon nicht trennt. Beim MSCI ist das anders. Wie du gesagt hast, war in den achtziger Jahren Japan dominant. Und jetzt sind es die USA. D.h.: welche Klumpen sich auch immer in Zukunft ausbilden mögen, das wird von den Kapitalmärkten selbst bestimmt. Das ist gewissermaßen eine natürliche Klumpenbildung, die kommt und wieder verschwindet.
Rein nach Marktkapitalisierung zu gehen ist m. E. nicht wirklich eine „Strategie“, soweit es überhaupt erfolgreiche Strategien am Aktienmarkt gibt. „Klumpenchancen“ bieten diejenigen Werte, die einen intakten langfristigen Aufwärtstrend haben. Die übrigen Klumpen sollte man loswerden. Das ist die WWD-„Strategie“. Nicht die Marktkapitalisierung ist entscheidend, sondern der langfristige Aufwärtstrend, sozusagen das „Langfristmomentum“. Eine hohe Marktkapitalisierung ist allenfalls die Folge starker langfristiger Aufwärtstrends, somit vielleicht auch ein Indiz dafür. Ggf. ist sie auch ein Indiz für Marktführer-Unternehmen, welche sich ggf. besser entwickeln. Das reicht m. E. aber nicht, um die Auswahl nach Marktkapitalisierung zu einer „Strategie“ zu erheben. Denn man hat nach dieser Auswahl auch zu viel „Mist“ dabei.
Das sehe ich anders. Wer langfristig nicht mitläuft, verliert auch ein Marktkapitalisierung, zumindest relativ zu den anderen. Beides gehört zusammen. Ein langfristiger Aufwärtstrend sorgt auch für eine langfristig steigende Marktkapitalisierung. Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?
„Ein langfristiger Aufwärtstrend sorgt auch für eine langfristig steigende Marktkapitalisierung. Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?“
Sag ich doch auch! Missverständnis? 🤔
Ich meine nur, wenn Marktkapitalisierung nur die Folge (somit ein Indiz) langfristiger Aufwärtstrends ist, nicht aber die Ursache dafür ist, dann wähle ich doch lieber diejenigen Aktien direkt aus, die auch tatsächlich einen solchen Aufwärtstrend haben, der noch intakt ist. Hochkaptitalisierte Werte, die auf dem „absteigenden Ast“ sind, will ich dagegen nicht haben. Sie würden auch hier im WahreWerte-Depot nicht gekauft werden, sondern werden verkauft. Stimmt’s?
Das ist ne Frage nach der Henne und dem Ei. Steigende Kurse sorgen für steigende Marktkapitalisierung – das geht Hand in Hand. Genauso ist ja auch das Übergewicht der USA im MSCI World entstanden.
In diesem MSCI-World-Langfrist-Chart sieht man sehr schön, was ich meine: Als sich die Dominanz der Japan-Werte abbaute, lief er halt mal ne Zeitlang seitwärts (roter Kreis). Das war’s aber auch schon. Danach ging’s wieder rauf.
Fazit: In den Medien und von interessierten Kreisen der Investmentbranche wird momentan viel Panik um den MSCI World gemacht. Davon sollte man sich nicht beirren lassen. Stay tuned!
Besonders bemerkenswert finde ich die Performance des MSCI World im legendären Crash 1987. Eigentlich nur ein Fliegenschiss …
Und ihr wollt von diesem Index abraten?
Abraten nicht. Aber wenn es gelingen sollte, durch gezielte Auswahl (insb. „Wahrer Werte“), noch ein klein wenig besser zu sein, warum nicht? Ein oder zwei Prozentpunkte mehr machen über einen langen Zeitraum einen sehr großen Unterschied aus. Das weiß auch Warren Buffet. Der Macht der Exponentialfuktion bzw. des Zinseszinseffekts geschuldet. Über 2000 Jahre wären das dann sogar schon so einige Erdkugeln aus Gold… 😉
Statistisch belastbare Daten, die verraten könnten, ob irgendeine Auswahlstrategie tatsächlich überlegen ist, hat man leider erst nach sehr langer Zeit (mindestens viele Jahrzehnte). Aber natürlich gibt es viele Untersuchungen anhand der bisherigen Kurshistorie weltweiter Aktien, die dann z. B. zum „Factor-Investing“ führen. Jedoch zu den Auswahlkriterien, die hier wie hier im WahreWerte-Depot angewendet werden, gibt es solche Untersuchungen nach meiner Kenntnis nicht.
die wahren Werte sind natürlich etwas anderes. Ich meine hier vor allen Dingen die zahllosen ETF- Sparer, die jetzt aufgeschreckt werden, weil sie im MSI World gespart haben und das jetzt plötzlich falsch sein soll 🤔
Also, ich habe mittlerweile tatsächlich auch ein kleines ETF-Zweitdepot angelegt. Damit setzte ich im wesentlichen aber auch auf den MSCI-World. Allerdings sektorgewichtet, und ausserdem setzte ich dabei noch etwas auf den Quality-Faktor.
Is’n Experiment. Das Ergebis wird aber vermutlich zumindest nicht wesentlich schlechter als das des MSCI-World sein. Hoffentlich aber besser.
Ich habe etwas recherchiert.
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1987 ging es einerseits um eine überfällige Korrektur, die von kaskadenartigen Computerverkäufen verstärkt wurde. Das hat der Markt dann schnell wieder korrigiert. Und es wurden die circuit breakers eingeführt.
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Bedeutender finde ich den Wechsel von den Nifty Fifty in den 70ern zu einer ganzen Reihe neuer Favoriten in den 80ern und 90ern. Und den hat der MSCI World doch ganz gut mitgemacht.
korrekt, aber auch den 87er Crash hatte der MSCI World sehr gut weggesteckt. In anderen Indices ist die Kerbe deutlich stärker, z.B hier im S&P500:
Auch ich fand die Argumentation von Raimund überzeugender als die von Herrn Fomm. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Herr Fomm ja Finanzprodukte verkaufen will und da bringt das Umschichten von einem ETF in den anderen immer Provisionen für den Verkäufer… Er hat also ein wirtschaftliches Interesse an seiner Empfehlung, was bei Brichta und Bell natürlich wegfällt. 😉
Der Buffett Indikator, der die Marktbewertungen ins Verhältnis zum BIP setzt, ist wohl auch nicht mehr so richtig aussagekräftig.
https://www.gurufocus.com/stock-market-valuations.php
Wenn man davon ausgeht, daß ein Großteil der wachsenden Geldmenge in die Finanzmärkte fließt und nicht in die Realwirtschaft. Dann müßte man doch sagen, daß diese Werte sich immer weiter voneinander entfernen und daß die Aussagekraft eines solchen Vergleiches generell mit der Zeit immer weiter abnimmt. Es sei denn, die Geldmengenentwicklung wird dort irgendwie gewichtet.
By the way: Ich habe gerade gehört, daß die schwedische Notenbank den Schweden nahelegt, wieder mehr mit Bargeld zu bezahlen. Kennt jemand die Hintergründe dieser Empfehlung?
Wie stark sind die skandinavischen Währungen eigentlich an den Euro gebunden. Würden die bei einem Reset von Euro Dollar und Co ebenfalls so stark leiden oder macht es Sinn Kronen zu kaufen?
“Ich habe gerade gehört, daß die schwedische Notenbank den Schweden nahelegt, wieder mehr mit Bargeld zu bezahlen. Kennt jemand die Hintergründe dieser Empfehlung?”
dabei geht es vor allem um die Gefahr von Cyberangriffen aus Russland, Nordkorea, etc. Trotzdem natürlich eine sehr, sehr interessante Entwicklung, weil gerade Schweden der Vorreiter in Sachen unbarem Zahlungsverkehr ist.