von Stefan Doriat
Sehr geehrter Herr Brichta,
ist es sichergestellt, dass die EZB die Leitzinsen in Juni senken wird? Die zu guten Wirtschaftsdaten aus den USA könnten ja die FED-Zinssenkung verzögern.
Betrifft dies auch die Leitzinsen der EZB, oder sind wir unabhängig von den amerikanischen Wirtschaftsdaten und deren Zinssenkungen?
Bei Kursprognose.com sind die Leitzinssenkungen der EZB erst Ende des Jahres geplant. Ist die Prognose denn glaubhaft, wenn jeder Experte von Juni spricht?
Ich habe mich bei meiner Rente gefragt, etwas Dynamik miteinzubringen. Ist jetzt ein guter oder eher schlechter Einstiegszeitpunkt in deutsche oder amerikanische Aktienfonds?
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Stefan,
ich wechsle mal zum Du, weil das hier im Blog so üblich ist. Man merkt, dass Du nicht zu unseren Heavy-Usern gehörst 😉
Als solcher wüsstest Du, dass an der Börse niemals etwas sichergestellt ist. Das gilt erst recht für Leitzinsentscheidungen.
Sicher scheint mir allerdings, dass Christine Lagarde derzeit die Absicht hat, im Juni zu senken. Bei ihrer letzten Pk konnte ich live verfolgen, wie sie das – für ihre Verhältnisse – deutlich kommuniziert hat, als sie sagte, im Juni lägen vermutlich ausreichend Daten vor, um eine Entscheidung zu treffen.
Länder wie Portugal, Italien und Frankreich würden sogar schon nächste Woche gerne den ersten Schritt machen. Der Juni wäre also auch in dieser Hinsicht ein wahrscheinlicher Kompromiss.
Und was die Fed betrifft: Sie hat zuletzt selbst drei Senkungen in diesem Jahr prognostiziert. Da scheint es relativ unerheblich, wann genau damit begonnen wird.
Grundsätzlich ist die EZB natürlich unabhängig von der Fed, ich bin mir aber sicher, dass sich beide Notenbanken abstimmen und gegenseitig informieren. Wenn die US-Wirtschaft besser läuft als die europäische, ist das zwar ein Faktor, den auch die EZB im Auge hat. Sie orientiert sich letztendlich aber hauptsächlich an der Situation in Europa und nicht an der in den USA.
Hallo Raimund, ich habe heute bei ntv gelesen, dass Trump eventuell plant, die Unabhängigkeit der FED zu untergraben. Unter anderem sollen wohl Zinsänderungen von ihm abgesegnet werden. Daher meine Frage: Was würde das für den US-Markt bedeuten und wäre das ein Szenario, wo man über einen Ausstieg aus dem US-Markt nachdenken müsste?
ich halte das für Humbug.
Kursprognose.com verfolge ich nicht. Im Zweifel schlägt lagardeprognose.com dieses Portal aber sowieso 😉
Es ist immer ein guter Zeitpunkt, um langfristig in Aktien per Sparplan zu investieren (feste Beträge z.B. monatlich).
Wenn es allerdings um größere Einmalbeträge geht, gibt es definitiv bessere Zeitpunkte als jetzt. Zuletzt zum Beispiel Oktober 2022, März/April 2023 und Oktober/November 2023.
Solche Beträge investiert man am besten dann, wenn die Kurse gefallen sind und die Börsenstimmung gerade schlecht ist.
Wenn Du künftig zu den Heavy-Usern wechselst und häufiger im Blog vorbei schaust, wirst Du solche Zeitpunkte mit Sicherheit nicht mehr verpassen 🙂
Eines ist sicher, Stefan: „An der Börse gibt es Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann kommt das Geld.“ Beides wirst du erleben, wenn du dabei bleibst, – und wahrscheinlich in dieser Reihenfolge.
.
Mach doch erst einmal ein Musterportfolio bei comdirect, um die ganze Sache etwas auszuprobieren und zu sehen, wie es sich anfühlt, zu investieren.
.
Wenn du an Zinssenkungen glaubst, kannst du auch erst einmal Anleihen kaufen und dann nach und nach in Aktien umschichten. Gold und Aktien sind schon sehr weit gelaufen. Das wird nicht ewig so weiter gehen.
Hi,
tauscht ihr auch Aktientipps untereinander aus?
z. B. Rheinmetall oder Meta was sagt ihr zu denen?
Selbst, wenn dir jemand Aktienempfehlungen geben würde, würde es dir nichts nützen. Du brauchst erst einmal eine Strategie, die funktioniert und zu dir passt. Ich glaube, hier im Forum hat jeder eine andere Strategie, weil wir unterschiedliche Menschen sind. Aber die meisten hier haben schon sehr lange Erfahrung damit.
was sagst du denn zu den Anleihekursen?
Werden die Zinsen in Juni gesenkt?
Oder beeinflusst die USA den deutschen Anleihenkurs zu sehr?
Wenn ich mich da kurz einmischen darf: Die Anleihezinsen korrelieren keineswegs direkt mit den Leitzinsen. Beide sind eher lose verbunden. Es gibt sogar Phasen, in denen sich beide gegenläufig entwickeln, z.B. 2003-2007.
Raimund, vielleicht könntest du mal einen Podcast zu den Zusammenhängen von Leitzinsen und anderen Einflüssen mit den Anleihezinsen machen. Ich vermute, dass darin einiger Sprengstoff für unsere hoch verschuldeten Staaten liegt. Auch der Dollar-Kurs wird davon vielleicht beeinflusst.
.
Bei Aktien wissen wir hier ja ziemlich viel. Bei Anleihen habe ich zumindest noch Nachholbedarf.
Bereits diese Woche schneiden wir das Thema an 😊
Super, Raimund! Danke
Zum Thema Anleihekurse, was hat es da gegeben?
Wie lassen diese sich denn besser erspekulieren?
Das mit der Leitzinssenkung, ist das noch wahrscheinlich,
oder hat sich das geändert?
In den USA kommen ja morgen und übermorgen Konjunkturdaten. Kann man da mit langfristig fallenden kursen rechnen?
Nur noch eine Frage:
sind Aktien momentan besser zum Kauf geeignet als Anleihen?
Gute Wirtschaft mit Inflation sind ja einige Anzeichen.
1. Die US-Renditen sind in den vergangenen Monaten wieder deutlich gestiegen, nachdem sie im November und Dezember gefallen waren. Einen konkreten Anlass gab es nicht. Zum Einen war es eine Gegenbewegung auf den vorangegangenen Rendite-Verfall, die zum anderen verstärkt wurde durch spekulative Elemente.
2. Grundssätzlich eignet sich eine intensive Beabachtung der Chartentwicklung am besten, um damit zu spekulieren. Ich würde trotzdem die Finger davon lassen, weil sich solche Spekulationen auf lange Sicht in der Regel nicht lohnen.
3. Die EZB hat nach wie vor die Absicht, ihre Leitzinsen im Juni zum ersten mal seit langem wieder zu senken. Und die Fed geht – Stand jetzt – von 2 Leitzinssenkungen in diesem Jahr aus,
4. Nein
5. Von Ausnahmmen abgesehen sind Aktien meistens besser zum Kauf geeignet als Anleihen.
Ich habe mal eine kleine Sammlung von Börsenweisheiten zusammen gestellt. Vielleicht interessiert es ja jemanden.
>> https://zeezeiler.eu/wp-content/uploads/2021/05/boersenweisheiten.pdf
Hallo Raimund,
Du Spitzbub hast Deinen Beitrag „Die Zinsen fallen“ vor ein paar Wochen einfach gelöscht. Ttz Ttz Ttz.
In diesem Artikel ging es vorwiegend um die langfristigen Zinsen am Markt, die ja Deiner Meinung nach fallen sollen. Genau am Tag der Veröffentlichung begann lustigerweise die Trendwende. Sie steigen bis heute entgegen aller Erwartungen.
Evtl. erleben wir auch noch bei den kurzfristigen Zinsen eine Überraschung. Ich hoffe es nicht, ich beantrage in Kürze einen größeren Baukredit. Aber ich befürchte, dass der Aktienmarkt über lange Zeit ein falsches Szenario eingepreis hat.
Gruß, Rainer
Ganz einfach: Ich hatte mich damals auf den Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends bezogen, der kurz danach wieder zurückerobert wurde. Und du weißt ja: Fehlsignale sind umso stärkere Signale in die andere Richtung. Folglich war das von mir erwähnte Signal obsolet.
Allerdings könnte die Chartformation auch jetzt noch als trendbestätigende Gegenbewegung im Abwärtstrend interpretiert werden. Dazu müsste die Marke von 4,35 wieder unterboten werden. Dann wäre es nämlich ein Fehlsignal in die andere Richtung. Stay tuned!
Aber warum hast Deinen Beitrag „Die Zinsen fallen“ vor ein paar Wochen einfach gelöscht, Raimund?
Weil das angesprochene Signal neutralisiert wurde, noch niemand darauf reagiert hatte und ich damals keine Zeit für weiterführende Erklärungen hatte. Witzigerweise hat das auch monatelang niemanden interessiert,
“ ….. witzigerweise hat das auch monatelang niemanden interessiert …“ es gab schon Antworten und ich wollte mich kurz darauf auch beteiligen. Gerade weil der langfristige Zins ja tatsächlich der wichtigere ist, wie Du im Beitrag geschrieben hast und entgegen aller Erwartungen (auch Deiner) plötzlich massiv nach oben gedreht hat. Und das Deine Prognose – zumindest temporär – nicht aufgegangen ist, ist doch egal. Der langfristige Zins ist ein Dauerbrenner und ein oder sogar das schwergewichtigste Argument an der Börse.
Wie schätzt Du persönlich denn den langfristigen Zins jetzt ein? Nicht zur aus charttechnischer Sicht, sondern auch fundamental?
Zu dem Beitrag, den ich meine, gab es überhaupt keinen Kommentar. Sonst hätte ich ihn nicht gelöscht. Und wie gesagt: Nach dem Löschen gab es auch darauf monatelang keine Reaktion.
Fundamental hat sich zu meiner Zinseinschätzung nichts geändert: Unser System verträgt auf lange Sicht keinen hohen Realzins mehr. In D ist der langfristig Realzins (Bundesanleihe) selbst jetzt allenfalls marginal positiv.
Die Inflation wird sowohl in Europa wie auch in Amerika wieder (etwas) anziehen. Bisher sieht es danach aus, dass die FED dieses Jahr die Zinsen gar nicht senken dürfte, unter Inflationsgesichtspunkten. Allerdings ist die Verschuldung der USA inzwischen doch ziemlich deutlich und es stehen einige Refinanzierungen an, d.h. die Ausgabe neuer US-Anleihen. Ein früherer wichtiger Abnehmer, z.B. China, denkt zumindest in dem Ausmaß wie früher nicht mehr daran, sondern kauft fleißig Gold. Die FED wird entweder gezwungen sein, die Zinsen trotz Inflationsanstieg zu senken oder den Banken wieder Liquidität bereitstellen, wegen ihrem Anleiheproblem in der Bilanz. Auch ein Zeichen, dass sich das Liquiditätsrad wieder schneller dreht und weiter Richtung Systemcrash läuft.
Gold und Bitcoin sprechen eine Sprache. Bin gespannt, ob nächste Woche wirklich ein Bitcoin-ETF in Hongkong zugelassen wird (man hört zumindest davon, dass es so sein soll). Das würde die Asienkomponente der Nachfrage perspektivisch möglicherweise auch deutlich erhöhen, was den Bitcoin betrifft.