von Raimund Brichta
An dieser Stelle möchte ich mal an unsere Diskussionen über China erinnern, die wir hier vor 2 Jahren geführt haben. Vieles, was ich damals zu bedenken gab, hat sich inzwischen in Form massiver Kursverlusten der chinesischen Börsen manifestiert. In diesem Forum dominierte damals allerdings noch die China-Euphorie der Vorjahre. Deshalb mal was Provokantes:
➡️ Die aktuelle Indien-Euphorie unter Euch erinnert mich an die China-Euphorie von damals.
@Raimund:
„In diesem Forum dominierte damals allerdings noch die China-Euphorie der Vorjahre.“
Tatsächlich?
Ein Großteil der Diskussion bezog sich auf geostrategische Überlegungen und Szenarien.
„Selbst wenn nicht, fest steht: China und Russland liegen auf einem ähnlich totalitären Kurs. Langfristig würde ich deshalb in China keinen Cent investieren.“
Deine Begründung bezog sich vor 2 Jahren auf den politischen Kurs Chinas.
Welche politischen Parallelen ziehst Du nun zwischen China und Indien?
„Um es klar zu sagen: Ich bashe China nicht, sondern erachte das langfristige Anlagerisiko dort einfach als zu hoch.“
Erachtest Du auch das langfristige Anlagerisiko in Indien zu hoch, wenn ja, warum?
Also ich meinte natürlich unsere Gesamtdiskussion zu China, die weit vor dem verlinkten Artikel begonnen hatte. Auf die Schnelle habe ich nur diesen einen Beitrag verlinkt.
Und das andere war von mir natürlich bewusst provokant formuliert, weil ich Euch damit aus der Reserve locken wollte. Es gibt viele Unterschiede zwischen China und Indien, es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. Eine davon ist der Investoren-Hype, den es auch um China gab.
Die damalige Diskussion ist sehr aufschlussreich und interessant – dabei geht es mir nicht darum „wer hat Recht gehabt und wer nicht“.
Ich denke wir sehen geopolitisch immer klarer, wohin die Reise geht. Der unwiderrufliche Abstieg Deutschlands gehört dazu.
China ist der geopolitische Gegner des Westens, Indien nicht. Ein entscheidender Unterschied!
Eine Gemeinsamkeit zwischen China und Indien ist für uns die Herausforderung, passende Aktien zu selektieren. Deshalb bietet sich ein Indien ETF an – Perspektive: langfristig.
Einen Investorenhype zu Indien kann ich nicht erkennen. Medial steht Indien bei Weitem nicht so im Fokus wie China über die Jahre hinweg (bzgl Börse).
Die USA haben es – mal wieder – sehr clever angestellt. Global Zores veranstaltet und Zinsen erhöht mit der Konsequenz, dass Liquidität in die USA zurückfliesst und bspw die Bilanzsummenreduktion der FED offenbar „unschädlich“ für die US-Indizes macht.
Die Liquidität fließt jedoch lediglich in die „üblichen Bekannten“ – in der Breite sieht es mau aus. Den Indizes ist das egal. Viva Infrastrukturunternehmen des 21. Jahrhunderts…
Indien, Indien…einfach gewichtet m.E. wg. Wachstumschancen mit Geduld vertretbar. Interessanter ist gerade aktuell der DAX. Squeeze out heute möglich? Neues ATH?
Ich habe keine DAX Aktien. Deutsche Aktien interessieren mich genauso wenig, wie China und Indien Aktien.
Kann man eigentlich echte China Aktien kaufen? Oder landet man wie bei den Russen nur bei ADRs?
Ich hatte mal drei Tage lang BYD Aktien (oder ADRs, kein Plan). Nach Diskussionen mit Freunden bin ich gleich wieder raus. Alle Aktien dort haben ein Problem. Egal, wie gut Du bist, einmal Stress mit der Partei und Du bist raus.
Warum ich keine deutschen Aktien habe? Nun ja, andere Länder haben vielleicht schönere Töchter. Oder es ist auch so, dass mich dann deutsche Nachrichten nicht interessieren. Französische und amerikanische lese ich nicht. Dadurch schläft man besser. Wenn man die ganze Angstmacherei nicht mitbekommt, kann man besser schlafen. Wie sagte mal ein Freund. Die beste Zeitung ist ein Jahr alt, wenn man sie liest. Dann erkennt man halt, wie wenig die Nachrichten vor einem Jahr Wert waren.
„Neues ATH“ DAX…der Markt hat geantwortet🙂
Auch darüber haben wir ja mal ausgiebig diskutiert. Man sieht: Es tut sich was in Sachen Atomkraft, und selbst Habeck findet die neue Technik interessant. Aber es dauert noch …
Aus Dow Jones Newswires:
HABECK/KERNFUSION SPANNENDE PERSPEKTIVE – BRAUCHT ABER NOCH VIEL ZEIT
16.02.24, 16:16
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht Perspektiven bei der Kernfusions-Forschung – aber Deutschland noch viele Jahre entfernt von einer Nutzung zur Stromerzeugung. Der Grünen-Politiker sagte bei einem Besuch des Kernfusionsreaktors am Freitag in Garching bei München: „Man kann davon ausgehen, dass aus der Forschung auch mal eine Anwendung wird.“Diese Anwendung zu finanzieren sei aber teuer und es noch viel Zeit nötig, bis sie gebaut werde. Habeck sprach von einer „super spannenden Perspektive“. Forschung und Entwicklung sollten vorangebracht werden. Deutschland könne nun aber nicht aufhören mit dem Umbau des Energiesystems und dem Ausbau der erneuerbaren Energien in der Hoffnung darauf, in 20 Jahren und noch mehr Jahren eine Alternative zu haben. Sibylle Günter, wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, sagte, die Fusionsforschung habe in den vergangenen zwei Jahren sehr beachtliche Erfolge erzielt. „Das lässt uns den Traum einer nahezu unerschöpflichen Energiequelle sozusagen näher erscheinen.“ Im Prinzip funktioniere dies. Nun komme es darauf an, dieses zu verfeinern, zu verbessern und die Effizienz zu steigern. Sie habe keine Begeisterung ausgelöst mit einem Satz, dass es noch 20 Jahre brauche und das Ganze 20 Milliarden koste. „Aber wir müssen ehrlich miteinander sein.“ Das Rennen um ein erstes funktionierendes Fusionskraftwerk habe weltweit begonnen. „Ich denke, die Frage ist nicht mehr, ob es eins geben wird, sondern nur noch wann und wo.“ Der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), sagte, die Landesregierung sei fest davon überzeugt, dass die Fusionstechnologie eine der Schlüsseltechnologien des 21.Jahrhunderts sei. Die konkrete Vision bestehe daraus, CO2-freie Energie zu produzieren und die Energieherausforderungen der nächsten Generationen zu lösen.MBI/dpa/ 2216.2.2024
Ich habe bei Emerging Markets grundsätzlich Probleme: politische und bürokratische Unsicherheit, höhere Inflation, schwache Währungen, harsche Kapitalverkehrskontrollen, international nicht handelbare Währungen, „trapped“ cash in Unternehemensbilanzen etc etc.. die Liste ist nicht komplett. Jeder dieser Punkte trifft auch nicht auf jede aufstrebende Ökonomie zu, aber die Risiken bleiben trotzdem hoch, die Chancen wahrscheinlich auch… aber die Charts zeigen das schon lange nicht mehr. Ich investiere in internationale Unternehmen, welche hauptsächlich in Nordamerika und Europa beheimatet sind. Diese kommen nicht darum herum auch in Emerging Markets Geschäfte zu machen, um in den Bilanzen Wachstum auszuweisen. Also habe ich zumindest ein indirektes Exposure. Ich sehe China, Indien etc. deshalb (noch) nicht als wahre Werte… wir im Westen, machen drei Schritte vor und einen zurück… im Moment auch mal zwei zurück .. leider .. aber ich glaube wir haben im demokratischen westlichen System die Chance, diese eher wieder aufzuholen als Länder mit sturen Diktatoren, Sultanen, Präsidenten, deren Ökonomien 5 Schritte vorgemacht haben, dann mutig wurden weil die Welt sich plötzlich scheinbar um sie dreht, dann 5 Schritte zurück machen, um ihre Macht zu sichern… aber dann verharren und sich dann nur noch wenig bewegt … vielleicht liege ich ja falsch, ich weiss es nicht … ich warte und beobachte, vielleicht irgendwann mal ein Investment… aber nicht heute schon :O)
@Nils: ich teile viele Deiner Punkte, zumal internationale Konzerne i.d.R. professionelles & kompetentes Personal akquirieren, was von politischen Parteien nicht bekannt ist.
„aber ich glaube wir haben im demokratischen westlichen System die Chance, diese eher wieder aufzuholen als Länder mit sturen Diktatoren.“
Was sind denn die entscheidenden Investitionskriterien für das Kapital? „Demokratie“?
Warum steigt Deutschland ab? Ist Tabellenletzter in der G20 (glaub mit dem demokratischen Frankreich)? Warum all die Insolvenzen, die Abwanderung des Kaiptalstocks?
Warum wächst China (Diktatur) weiter?
Warum kaufen die Arabischen Diktaturen Sachwerte (Unternehmensbeteiligungen) auf?
Hallo Michael, Investitionskriterien sind Standortfaktoren und die sind bei China und Indien – aus meiner Sicht – zum grossen Teil die Grösse der Bevölkerung. Unternehmen dringen in Märkte ein, die 36% der Weltbevölkerung in nur 2 Jurisdiktionen repräsentieren und die nach Wohlstand streben. Das ist wahrscheinlich aus Standort- und Wachstumsgesichtspunkten für Firmen immer noch vorteilhafter als die nicht unerheblichen Nachteile, welche die Unternehmen ausgesetzt sind, die in diesen Ländern investieren. Ich bin eventuell naiv, aber glaube, dass sich eine Demokratie langfristig als verlässlicher herausstellt für Investitionen als eine (willkürliche) Autokratie. Das Säbelrasseln mit den USA und den asiatischen Nachbarn + das Zurückstutzen von Techunternehmen in China gibt kein gutes Bild für Verlässlichkeit ab und schreckt Investitionen sicher auch ab… ich bin auch nicht so pessimistisch für Deutschland – das Problem war vielleicht zu lange eine grosse Koalition zwischen SPD und CDU/CSU, was den Wettbewerb zwischen den grossen Volksparteien ausgeschaltet hat und damit hat eben kein Machtverlust mehr gedroht für beide Parteien (kann man das Soziale Diktatur nennen? ;O) ).. es bestand kein Wettbewerb wirklich um die Wählergunst mehr… also Rückschritt oder Zurückfallen im wirtschaftlichen Wettbewerb. Die SPD verlor Profil, die CDU/CSU die Wahl, neue Parteien entstehen, wirtschaftlich geht es den Deutschen schlechter aufgrund der bekannten Krisen etc etc … und als Konsequenz springt nun eventuell der Wettbewerb um die allgemeine Wählergunst wieder an.. und es könnten erste Reförmchen drohen.. langfristig bin ich optimistisch und vielleicht naiv … aber ich setze weiter auf den verlässlichen Westen, dass wir die 3 Schritte vorwärts wieder hinkriegen :O) …
„Ich bin eventuell naiv, aber glaube, dass sich eine Demokratie langfristig als verlässlicher herausstellt für Investitionen als eine (willkürliche) Autokratie.“
Nein, Du bist überhaupt nicht naiv, Nils. Schließlich waren die westlichen Demokratien, insbesondere Deutschland, von 1949 bis vor 10, 15 Jahren ein Hort der Verlässlichkeit. In dieser Zeit wurden die meisten von uns geprägt.
Deshalb ist es für viele schwierig zu realisieren, welche Richtung JETZT weht.
Die USA sind und bleiben das Investitionsland Nummer 1 – ich glaube Kostolany hat mal gesagt er möchte seine Geldbörse in den USA haben, aber in Europa leben (er war ein Genussmensch).
„Das Säbelrasseln mit den USA und den asiatischen Nachbarn + das Zurückstutzen von Techunternehmen in China gibt kein gutes Bild für Verlässlichkeit ab und schreckt Investitionen sicher auch ab.“
Völlig richtig.
Das „Problem“ Chinas ist jedoch nicht seine Staatsform, sondern seine Unabhängigkeit und Konkurrenz zur USA.
Deshalb die Sanktionen der USA, welche Chinainvestoren abschreckt.
Mit anderen Diktaturen machen wir tolle Geschäfte.
Die USA (und bestimmte Medienkonzerne / „NGOs“) können Europa und insbesondere Deutschland zurechtstutzen wie sie mögen, wie man an der Kursentwicklung „deutscher“ Konzerne unschwer erkennen kann.
Dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man „deutsche“ Aktien kauft.
Hallo Michael, ich stimme voll mit Dir überein – die USA machen schon Jahrzehnte eine aggressive Aussen- und Wirtschaftspolitik und können nicht nur China, aber auch unseren Konzernen schaden. Ich bin auch voll auf der Spur mit Kostolany und wüsste nicht, wo ich ausserhalb Europas gerne leben würde. Wenn ich die freie Wahl habe, dann bleibe ich hier…. traue mich aber nicht zu 100% auf die USA zu setzen und mein Sparschwein alleine dort aufzustellen. Europa bietet immer noch tolle internationale Unternehmen und zwecks Bewertung und Diversifikation fühle ich mich hier wohl beim Investieren … und ich gebe Dir weiter recht, das „Jetzt“ ist anders. Es ist nicht angenehm wenn mich derzeit Arbeitskollegen, die nicht in Dtld. leben, darauf ansprechen, dass es bei uns gerade nicht so gut läuft. Das ist neu und habe ich noch nicht so erlebt in 25 Jahren Berufstätigkeit… ABER, das ist für mich auch positiv, denn d.h. auch, dass der nationale und internationale Druck aus allen Richtungen auf die Regierung und alle deutschen Parteien scheinbar wächst … es wird Veränderungen geben müssen. Also, nicht unterkriegen lassen, es dauert vielleicht seine Zeit, wie bereits erwähnt ich bleibe Optimist :O)
Zitat:“@Nils: ich teile viele Deiner Punkte, zumal internationale Konzerne i.d.R. professionelles & kompetentes Personal akquirieren, was von politischen Parteien nicht bekannt ist.“
Nein, so läuft das nicht. Im sogenannten Spitzen Personal geht es primär um Machtkämpfe und Killerinstinkte. Das mal wirklich einer viel kann, kommt selten vor. Es ist dann ein Steve Jobs. Das ist aber ultra selten. Gehe mal lieber davon aus, dass die meisten Bosse nur Machtmenschen sind und keinen Plan haben, was im Unternehmen passiert. Winterkorn ist nur die Spitze des Eisberges. Wenn mal jemand wirklich genau hinschaut, wird er gerade in großem Unternehmen viel Unsinn sehen, der eigentlich nicht passieren dürfte. Also wenn die Bosse fähig wären. Sie müssen auch nicht fähig sein. Sie müssen Machtkämpfe gewinnen können. Erstaunlicher Weise ist es genau das, was man auch in autoritären Systemen können muss.
Und damit kommen wir zum ersten Problempunkt. Die meisten großen Unternehmen funktionieren genau so wir autoritäre Staaten, vor allem große Unternehmen. Da wird auch nicht wirklich nach Vielfaltigkeit im Geist gesucht, sondern nach Ja Sagern. Gerade große Unternehmen sind genau so strukturiert wir autoritäre Staaten. Deswegen können sie uns ja das Wasser reichen.
Wenn ein Boss einen fähigen Mann entdeckt, macht er ihn nicht zum Königsanwärter. Das könnte ihm seinen Job kosten. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber selten. Darum denke ich ja, dass autoritäre Systeme genauso wirtschaftlich erfolgreich sein können wie wir. Weil ihr System gerade in großen Unternehmen existiert. Jeder, der in einem großen Unternehmen arbeitet, kennt das. Es fängt schon mit komischen Zielsetzungen an, die Jahrezehnte lang bessere Ergebnisse einfordern, die irgendwann nur getrickst erreicht werden können. Dazu eine Wette: Jeder der in einem großen Unternehmen arbeitet, kennt schwachsinnige Ziele für die man trickst, die man Dritten außerhalb des Unternehmens nicht erklären könnte.
Kontoerfindungen wie bei Wells Fargo oder Software Dinger wie bei VW passieren überall. Oder es gibt einen wirklich guten Boss. Aber seit Steve Jobs Tot sehe ich keinen.
Also ich gehöre zu diesen Tricksern. Und wenn ich Euch erzähle, warum und wie man bei uns trickst, liegt ihr unter dem Tisch. Aber bei uns ist das ernst. Und ich denke, viele hier kennen das
Volle Zustimmung, Marco.
Meine Aussage bezog sich auch auf das Unternehmenspersonal im Vergleich zu dem politischen Parteien.
Ein Unternehmen, was durchweg inkompetentes Personal einstellt, verschwindet von der Bildfläche.
Eine Partei benötigt Parteienfinanzierung und eine positive mediale Berichterstattung. Schau mal, wie sich manch angestellte Journalisten ins Zeug legen, um das Personal der GRÜNEN zu verteidigen. Würde irgendein seriöses Unternehmen das Spitzenpersonal der GRÜNEN einstellen? Falls ja, in welcher Funktion?
Gut möglich, dass die Liquiditätsströme in die USA nun versiegen…könnte spannend werden, passt aber nicht zum US-„Wahljahr“.
Trump muss verhindert werden.
Hhm. da ist was dran…aber die EM sind halt wachstumsbedingt auch chancenreich…m.E. einfach nicht so hoch gewichten