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Greiffbar – Der Charme am Schirm

30. September 2022
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Mit Schirm, Charme und Meloni

Jetzt ist der da, der Schirm. Der Abwehrschirm gegen den Energiekrieg. Mit dem 200 Milliarden Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung legt man die Grundlage für die Gaspreisbremse und bringt im gleichen Zuge die Gasumlage sprichwörtlich um. Der Charme am Schirm ist die Bezeichnung, denn das Wort Fonds ist nichts anderes als ein euphemistischer Begriff für das Wort Schulden, die als Sondervermögen neben dem Bundeshaushalt geführt werden und daher nicht auf die offizielle Schuldenquote angerechnet werden. Finanzmarktstabilisierungsfonds, Bundeswehrstabilisierungsfonds und Wirtschaftsstabilisierungsfonds sind damit Schattenhaushalte, die ihren Schatten vor allem auf zukünftige Generationen werfen. Apropos Schatten: Dazu passt der Wahlsieg der Brüder Italiens diese Woche, die ihre Schwester an der Spitze der Partei, Giorgia Meloni, zur neuen Ministerpräsidentin Italiens küren wollen. Mit Schirm, Charme und Meloni geht die Emma Peel der Fratelli di´Italia an die Regierungsbildung, die gewiss auch für den Rest Europas aktuell noch eine Wundertüte darstellt. Ich glaube wir sollten die ersten 100 Tage abwarten, bevor wir uns mit Vorverurteilungen aufhalten. Das gilt auch hier:

In Liz we don´t Truss

Noch vor kurzem habe ich geschrieben, wie die neue britische Premierministerin Liz Truss ein gigantisches Investitions- und Steuerentlastungsprogramm auf den Weg bringen will, um die britische Wirtschaft anzukurbeln. Vergessen hat sie anscheinend die Bank of England zu informieren, dass sie dafür Unmengen an Geld benötigt. Ausländische Investoren entziehen dem Empire das Vertrauen und flüchten kurzerhand aus dem britischen Pfund und den Anleihen. Die Währung fällt rasant, die Renditen steigen sprunghaft. Dies Woche wankte die Finanzstabilität der Briten und nur ein beherztes Eingreifen der Bank of England verhinderte den weiteren Abverkauf. Kurzum, die erste Notenbank rudert zurück und beginnt ihre Bilanzsumme wieder zu vergrößern und eigene Anleihen aufzukaufen. Schon kurios, dass man Stabilität dadurch erzeugt, indem man dem System noch mehr Instabilität verleiht. Was Sie hier sehen, ist die Blaupause für alle anderen westlichen Notenbanken, die im Zweifelsfall eines Vertrauensverlustes ihre Geldpipelines kräftig befüllen werden. Apropos Pipelines:

Putin`on the Ritz

Die Lecks in den Ostseepipelines von Gazprom gelten inzwischen als Sabotageakt ohne einen derzeit nachweisbaren Schuldigen. Ob Putin on the Ritz schuld ist, lässt sich aktuell nicht sagen. Wofür er aber verantwortlich gemacht werden kann, ist die Abstimmung über die Annexion der ukrainischen Ostgebiete. Dort haben wohl 149% der erfundenen Wähler, die nicht erschossen werden wollten, gesagt, dass sie sich gerne Russland anschließen würden. Schon erstaunlich, dass man sich nicht mal Mühe gegeben hat, die Abstimmung irgendwie stimmig aussehen zu lassen. Während also Putin 99% in der Ostukraine erreicht, erreicht die Inflation in Deutschland die 10% und ist damit so hoch wie zuletzt 1951. Klingt auch wie eine Sabotage, eine Sabotage an unserem Geldvermögen. Puttin´on th Ritz ist also kein Ratschlag, um das Geld in der Matratzenritze Ihres Bettes zu deponieren, sondern eigentlich die Aufforderung sich herauszuputzen für den Besuch im Ritz. Im Deutschen würde man wohl sagen, „sich in Schale werfen“. Genau das mache ich jetzt, um das kommende Wochenende stilvoll zu begehen. Sie lesen von mir in der nächsten Woche.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Peter Czeck sagt:

    Die Bank of England kauft Staatsanleihen z.Zt. übrigens -unbegrenzt- auf. Die Macht v. Notenbanken wird durch durch Marktreaktionen eingegrenzt. Es ist auch interessant zu beobachten wie schnell Wechsel in der Notenbankpolitik vollzogen werden. Darauf, daß Erklärungen v. Notenbanken verlässlich sind sollte sich niemand verlassen. Wer erinnert sich nicht an die sorglosen Äußerungen v. Frau Largarde vor der ersten Zinserhöhung. Dann auf einmal gleich 0,75%. Bernanke kannte das Poblem. Er vermied zu eindeutige Festlegungen….so wie es einem Orakel zukommt .

    • Robert Z. sagt:

      @Peter „Bernanke kannte das Problem …”

      Ja, und er kannte sich auch zur Sache aus. Ben S. Bernanke hat uns alle vor rund 15 Jahren vor einer noch grösseren Katastrophe bewahrt.

      “Darauf, daß Erklärungen v. Notenbanken verlässlich sind sollte sich niemand verlassen.” Den Satz beziehe ich mal hauptsächlich auf die EZB. Im Anschluss an die Präsidentschaft von Wim Duisenberg sind – nicht überraschend – alle Deutschen Mitglieder jeweils VORZEITIG zurückgetreten. Das sagt über dieses Gremium und dessen Präsidentschaft wohl genügend aus. Die beiden jetzigen Benannten scheinen bisher allerdings dieses Spektakel mit zu spielen.

      Das noch “perfektere” Orakel war m. E. Alan Greenspan: Mit seinem “Greenspan Put” und dem Aktentaschen – Indikator.

      • Peter Czeck sagt:

        Ach du Schreck verwechselt….ja Robert meinte ja mit Orakel Greenspan. Tja v. der dt. Stabilitätspolitik hat sich die EU wie seinerzeit v. allen Fachleuten befürchtet -entgegen allen Beteuerungen dt. Politiker- verabschiedet. Trotzdem hat der Verschuldungsgrad eines Landes im Verhältnis zum BSP f. die Märkte auch heute noch Bedeutung. Trotz EZB flackern die Spreads bei den Zinsen innerhalb der EU immer mal wieder auf. Deutschland ist halt relativ niedrig verschuldet u. kann sich noch mehrere Rettungsschirme leisten. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wg. der seinerzeit im Verhältnis zu heute noch niedrigeren US Verschuldung bereits v. einer Dollarkrise die Rede war. Der Dollar ist zwar noch die Weltleitwährung, aber die US-Verschuldung ist gewaltig. „Der Dollar ist euer Problem“…..sagte ein US-Experte mal. Egal bei Investitionen sollte man sich m.E. auch immer mal den Verschuldungsgrad eines Landes ansehen. Du bist ja ein hervorragender Statistikexperte (nicht ironisch). Hatten wir schon US-Dollarkrisen?

        • Robert Z. sagt:

          Hallo Peter, aus Charts, die ich schon hatte, habe ich Dir mal eine Kombination beigefügt.

          (1) Nach meiner Kenntnis gab es nie eine sehr ernsthafte Dollar-Krise – ich schreibe aber heute nur aus dem Gedächtnis. (Statistikexperte bin ich sicher nicht). Schon in jungen Jahren habe ich mir manche Listen angelegt – für mich war dies relevante Gegenwart – für die heutige Jugend wäre das Schimpfwort “Rückwärts gewandter Historiker”. Das mit Währungen ist ja immer RELATIV. Der um 1900 begonnene Goldstandard wurde im Zusammenhang mit WW2 schon mal “angepasst”, dann aufgegeben und schliesslich als USA Tausch-Garantie zum Festpreis beibehalten bis dann schliesslich in 1970ern dies von den USA auch eingestellt wurde. Von da an war dann der USD nur “Defacto” Leitwährung – ohne Anker.

          (2) Folglich habe ich mich besonders für die USD/DM Relation interessiert – und auch weil ich in diesen beiden Ländern unterwegs war. Im kleinen Chart siehst Du als rote Kurve (DM und EUR angepasst) den Verlauf seit Ende der 1960er. Dieser wird natürlich durch BEIDE Länder bestimmt. Der stetige “Abfall” des USD bis in die 1990er ist wohl hauptsächlich der zunehmenden DM-Stärke geschuldet (und weniger USD Schwäche !). Trotzdem kann man annehmen dass der Einbruch in den 1970ern einen gewissen “Vertrauensverlust” nach der Entkopplung des USD vom Gold-Preis spiegelt. Im grossen Chart ist die Zeit seit der Finanzkrise zusammen mit Japan und China expandiert. In diesen 15 Jahren ist ein positiver USD Trend vorherrschend. China betreibt ja Währungspflege zum USD (immer noch ??). Versucht man 20 Jahre vorauszublicken so könnte man “getreu dem vorherrschenden Blockdenken” annehmen dass es mal eine ganze Weile 2 “Leitwährungen” geben wird. Häufig liest man den Satz: Eine starke Wirtschaft und eine starke Währung bedingen sich. Schau ich mir USA, das frühere Deutschland, Japan und Europa (leider im Umkehrschluss) an, so meine ich das bestätigen zu können. China wird noch stark dazu kommen. Das Land hat eine etwa 3 bis 4-fache Bevölkerung verglichen mit den USA – das wird früher oder später in vielerlei Hinsicht ausschlaggebend werden. Wesentlich ist ja dabei die absolute Wirtschaftskraft und nicht nur diejenige pro Kopf – sonst müsste man natürlich die Schweiz und andere dazu betrachten.

          (3) Zu Alan Greenspan gibt es unzählige Karikaturen. Eine, die auch in die Jetzt-Zeit passt, habe ich mal beigefügt. Das mit “Der Dollar ist euer Problem …” kenne ich nicht. Was jahrelang Frankreich zugeschrieben wurde ist: “Die DM ist Eure A-Bombe und unser, Frankreichs, Problem”. Nun ist ja diese “Waffe” im Sinne Frankreichs entschärft worden. Heute lese ich dass das “Aufstocken” des sog. Pandemie-Aufbau-Fonds um Inflationseinflüsse diskutiert werden soll – das würde dann unserem Schuldenstand und dem EUR ??? tun.

          • Peter Czeck sagt:

            Hallo Robert, danke f. die Charts. Wenn ich sie richtig lese befindet sich der Dollar aus der Sicht eines dt. Anlegern langfristig im Abwärtstrend. Die USA sind halt Schuldenweltmeister u. haben über viele Jahre negative Handelsbilanzen produziert. Zeitweise wurden uns ja unsere Überschüsse sogar vorgeworfen. Die Amerikaner konsumieren seit Jahren auf Pump u. die Welt (Japan, China etc.) finanziert alles. „Der Dollar ist unsere Währung u. Euer Problem“ stammt v. ehem. US Finanzminister Conolly……… Der Satz wurde gegenüber Entwicklungsländer verwendet, die sich in Dollar verschuldet hatten u. bei Dollarstärke infolge Zinserhöhungen in die Predouille kamen….aber auch gerne v. Greenspan, wenn er den Dollar zur US Exportförderung schwach reden wollte. Aktuell finde ich es jetzt jedenfalls gut, daß Deutschland relativ niedrig zum BSP verschuldet ist u. noch zulegen kann (Ölpreisbremse). Das könnte auch der Wirtschaft u. dem Dax helfen.

            • Robert Z. sagt:

              Hallo Peter,

              (1) Ja, für einen “nicht ganz jungen” Deutschen Anleger hat der USD seit 1966 einen 40 jährigen Abwärtstrend gegenüber seiner DM hingelegt. Das liegt im Umkehrschluss hauptsächlich am Erfolg seiner DM. Die Franc -oder Lirakurve mag ganz anders aussehen – die entsprechenden Charts habe ich nicht in der Sammlung.

              (2) Dieser Trend ist aber jetzt vorbei – genauso wie die DM der Deutschen Anlegerin. Nach anfänglicher Freude am EUR mit Wim Duisenberg, Otmar Issing … blicken wir seit ca. 2007/2008 auf einen 15 jährigen umgekehrten Trend, in dem der USD ca. 50% gegenüber dem EUR zulegte (Chart: blauer Pfeil). Etwa halb so stark aber in derselben Richtung geschieht es dem Jap.YEN. USA, Japan, Euro-Zone haben alle einen Sack voll Schulden; die Reihenfolge scheinst Du zu kennen – ich habe jetzt nicht nachgeschlagen. Ja, DE “kann noch zulegen” wie Du schreibst. Aber Du weisst ja auch dass etliche Teilnehmer stetig versuchen die “Säcke” in Europa umzuschichten – was da für Öl- und Gasbremse in DE übrig bleibt?

              (3) Nochmal zu Alan Greenspan, der schon früh sagte: „Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben”. Ich stimme ausdrücklich Deinen Aussagen bezüglich des US-Dollars zu – aber bis auf weiteres scheint es eben etwas noch schlechteres zu geben – sonst hätten wir den jetzigen 15-Jahres-Trend nicht, der natürlich auf diesem Chart “klein” erscheint, aber wohl relevanter ist als die früheren 40 Jahre.

              • Peter Czeck sagt:

                Ja Robert, der Euro ist nicht die alte DM. Trotzdem hat sich der Euro ab Einführung 2002 zunächst gut geschlagen bzw. der Dollar abgewertet. Eine Prognose wie sich das Wechselkursverhältnis die nächsten 10 Jahre entwickeln wird, traue ich mir nicht zu. Demnächst steht ja wieder das Budgetproblem USA an. Ob dann wieder die Staatsbdiensteten dort zu Hause bleiben bis sich die Politiker geeinigt haben? Schaun mer mal. Man kann ja das Währungsrisiko-auch mit Aktien- streuen. Alles auf US Dollar ist nicht so meins

                • Robert Z. sagt:

                  Hallo Peter,

                  Das kann ich gut nachvollziehen. Ausser diesen nüchternen Zahlen und Charts spielt ja meist die Währung des Lebensmittelpunkts eine besondere Rolle mit dem Bonus des “Heimspiels” – ohne Risiko wie da später mal zurück gewechselt werden kann. Du bist ja mit Konzernen wie Telekom auch z. T. im USD drin. Das WWD immer mal wieder durchzustöbern kann auch dazu beitragen.

      • Michael sagt:

        „Im Anschluss an die Präsidentschaft von Wim Duisenberg sind – nicht überraschend – alle Deutschen Mitglieder jeweils VORZEITIG zurückgetreten. Das sagt über dieses Gremium und dessen Präsidentschaft wohl genügend aus.“

        Ein sehr guter Hinweis, die Rücktritts sind eine klare Ansage. Denn die absehbaren Konsequenzen der desaströsen Politik waren bekannt und sind keine Überraschung.

        Jetzt bekommen es alle zu spüren, wie wichtig Geldwertstabilität war und ist. Inflation ist die unsozialste Politik von allen.

        Deutsche Verlässlichkeit war in der Vergangenheit ebenfalls ein hohes Gut – auf politischer Ebene und auf wirtschaftlicher Ebene (Planbarkeit für Investitionen bspw). Diese ist zerstört, mit all seinen Konsequenzen.

        Wir wir sehen, findet sich für unsoziale und desaströse Politik immer genügend Personal, die das Spiel mitspielen. Meist handelt es sich um Menschen, die das eigene Spiegelbild verabscheuen oder anhimmeln (Nazismus). Demokratie sollte in der Theorie das inkompetente Politikerpersonal bei einer Wahl durch kompetenteres Personal ersetzen.

        Entscheidend ist jedoch, wer die Macht über die Medien besitzt und das Denken bestimmt. Dann spielt auch die Bevölkerung mit. Gegen ihre eigenen Interessen. Und zwar unabhängig von der Staatsform.

        Ich habe immer noch keine Antwort auf die Frage, was ein Wechsel zu QE für Konsequenzen haben wird. Sieht nach Sackgasse aus.

        Ein großer Krieg, den wir bereits haben, lenkt vom Thema ab.

        • Sandro sagt:

          “ Inflation ist die unsozialste Politik von allen.“

          Das bezweifel ich. Zunächst einmal ist Inflation gar keine Politik. Es gibt sie halt.

          Weh tut sie allen, und Geringverdiener stellt sie selbstverständlich akut vor große Probleme, die der Staat allenfalls teilweise abmildert.

          Besitzer von Geldvermögen verlieren dabei aber auch viel. Wer kein Geldvermögen besitzt, kann auch kein Geldvermögen durch die Inflation verlieren. So gesehen, kann die Inflation sogar zur Umverteilung von reich nach arm beitragen. Als „unsozial“ würde ich das nicht bezeichnen.

          • Michael sagt:

            „Inflation = Umverteilung von reich nach arm“… wow.

            Es gibt Meinungsfreiheit. Lassen wirs.

            • Sandro sagt:

              Richtig, es gibt Meinungsfreiheit. Aber ich wüsste von Dir gerne, was an dem falsch ist, was ich geschrieben habe. Ich will Deine anscheinend abweichende Meinung ja auch verstehen können oder meine Meinung korrigieren können, wenn irgendetwas von dem nicht stimmt, was ich geschrieben habe. Andernfalls kann Dein Verweis auf Meinungsfreiheit ja nicht helfen. Ein klein bisschen Mühe müsstest Du Dir dann schon machen, finde ich.

              • Sandro sagt:

                Ich warte übrigens auf eine stichhaltige Begründung Deiner Meinung (ich selber könnte im Bedarfsfall meine Argumentation auch detailiert erweitern). Andernfalls muss ich davon ausgehen, dass Du Deine Meinung wieder einmal über eine andere Meinungen stellst und Dir zu schade bist, Deine Begründung auszuführen.

          • Michael sagt:

            „Zunächst einmal ist Inflation gar keine Politik. Es gibt sie halt.“

            Schon mal was von der Notenbankpolitik gehört?

            Mir persönlich tut die Inflation nicht weh. Wahrscheinlich profitiere ich sogar davon. Die Masse muss aber schauen wie sie über die Runden kommt. Ein Extrembeispiel ist Venezuela. Gab es dort etwa eine „Umverteilung von reich nach arm“?

          • Sandro sagt:

            „Schon mal was von der Notenbankpolitik gehört?“

            Die aktuelle Höhe der Inflation ist sicher kein erklärtes Notenbankziel und von niemandem politisch gewollt. Ganz im Gegenteil.

            „Mir persönlich tut die Inflation nicht weh. Wahrscheinlich profitiere ich sogar davon.“

            Profitieren kann man davon m. E., wenn man Schulden hat (z. B. laufender Immobilienkredit mit zuvor vereinbartem Zinssatz). Die Flucht in Sachvermögen wäre kein Profit, sondern allenfalls eine Verlustbegrenzung (besondere Renditen, wie etwa Aktien oder Immobilien außen vorgelassen, denn die gibt es auch ohne Inflation). Ansonsten könnte man m. E. höchstens profitieren, wenn man Geld in einer Fremdwährung bzw. ausländische Vermögenswerte hält und wobei die Abwertungsrate der heimischen Währung gegenüber der fremdländischen Währung die Rate der heimischen Preis- und Lohnanstiege übertrifft. Dann reden wir aber nicht nur über die Inflation selbst, sondern über die Wirtschaftsentwicklung insgesamt. Ein daraus erzielter Profit würde sich auch nur langfristig ergeben (kurzfristige Spekulationsgewinne durch Währungsschwankungen außen vorgelassen).

            Ein Extrembeispiel ist Venezuela. Gab es dort etwa eine „Umverteilung von reich nach arm“?

            Ich habe mich ehrlich gesagt nicht mit Venezuela beschäftigt, und es wäre ja auch nur ein Beispiel. Aber die Superreichen auf der Welt kommen zumeist nicht aus Hochinflationsländern, sondern aus Niedriginflationsländern, insb. der USA. In der Forbes-Liste der Superreichen wird nach meiner Kenntnis jedenfalls auch kein Venezolaner geführt. Außerdem gibt es ja verschiedene Ursachen, die zu einer Umverteilung von arm nach reich führen können. Nur weil netto weiterhin eine Umverteilung von arm nach reich erfolgt, bedeutet das also keinesfalls zwingend, dass die Inflation nicht auch Gegenteiliges bewirken kann.

            Eine inflationsbedingte Umverteilung von arm nach reich scheint mir – wie bereits gesagt – nur dadurch langfristig möglich, dass Reiche ihr Geld ins Ausland schaffen oder Devisen erwerben (auch ausländische Aktien etc.) und gleichzeitig die heimische Wirtschaft stärker als im Ausland den Bach runtergeht (oder schwächer wächst). Bei Venezuela mag das zutreffen.

            Derzeit ist es jedenfalls noch nicht so weit, dass hierzulande an vielen Straßenecken illegale Devisenhändler stehen und dass es eine Massenflucht in Devisen gäbe (ich kenne jedenfalls bislang niemanden, der so agiert). Außerdem gibt es die derzeit hohe Inflation ja nun wahrlich nicht nur hierzulande und man weiß noch nicht, wie lange sie anhält.

            Darüber hinaus scheint es doch eine einfache Rechnung zu sein: Zu den inflationsbedingt entwerteten Schulden gehören u. a. Staatsschulden, die allen gehören. Geldvermögen, d. h. Geld und Forderungen auf Geld, haben hingegen vor allem die Reichen. Sie verlieren also mehr als derjenige, der sowieso schon nichts hat. Reiche, die sich kaum einschränken, weil ihnen nach Inflation immer noch viel übrigbleibt, geben inflationsbedingt zudem mehr zusätzliches Geld in den Umlauf ab als Arme, die sparen.

            Hinzu kommen dann manchmal noch staatliche Hilfspakete und staatliche Eingriffe, wie z. B. kürzlich die neue Ressourcensteuer in Norwegen (Fischfarm-Aktionäre haben viel verloren) oder das vorübergehende Einfrieren von Mietpreisen in Schottland oder die kürzlich angekündigte Reichensteuer in Spanien zur Inflationsbekämpfung.

            Das Verhältnis der Einnahmen von Gutverdienern zu Geringverdienern sollte langfristig nicht von der Inflation betroffen sein. Oder doch?

            Korrigiere mich, wenn ich Fehler gemacht habe.

            p. s.: Die gerne (insb. von Politikern) wiedergegebenen Worte „Inflation ist die unsozialste Politik“ werden einem Zitat von O. Issing zugeschrieben. Was ich dazu im Zusammenhang von Issing fand, konnte meine Argumente m. E. nicht widerlegen.

        • Robert Z. sagt:

          Michael „Demokratie sollte in der Theorie das inkompetente Politikerpersonal bei einer Wahl durch kompetenteres Personal ersetzen“

          Eine mögliche Erklärung:

          • Michael sagt:

            Menschen sind Herdentiere. Wenn eine Denkweise vorgegeben wird und x-fach wiederholt, dann folgt die Masse. Unabhängig von Inhalt und Ideologie.

            Letztes Beispiel: Die meisten fanden nach x Monaten Dauerpropgaganda und medialer Panikmache die „neuen“ mRNA-Impfstoffe super und haben sich bereitwillig x-fach boostern lassen. Ungeimpfte wurden diffamiert und in hässliche Ecken gedrängt.

            Jetzt lässt sich nur noch eine kleine Minderheit „boostern“…Während alle froh sind, keine Impfpflicht zu haben. Und Oktoberfest feiern…

            Dafür haben wir ein neues Thema, auf das die Masse anspringt.

            War so, ist so, und wird so bleiben.

            • Sandro sagt:

              Das Dumme dabei ist leider: Es reicht nicht aus, der großen Mainstream-Herde zu widersprechen, um selbst kein Herdentier zu sein. Man kann dann trotzdem ein Herdentier sein, in einer anderen Herde, auch wenn man es vielleicht nicht wahrhaben will. Und welche Herde mehr recht hat als die andere, ist damit auch noch nicht gesagt.

              • Michael sagt:

                Lässt Du Dich etwa nicht impfen gegen die neuen Killervirusvarianten? Angst vor Nebenwirkungen? Festgestellt, dass Du als junger Mensch durch Dein körpereigenes Immunsystem geschützt bist?

                Dann willkommen im Club der rechtsradikalen Verschwörungstheoretiker… 😉

                Schön, dass sich bei Dir die Erkenntnisse mit Verspätung durchgesetzt haben… 😉 Dreivierteljahr?

                • Sandro sagt:

                  Solange LL keine Empfehlung abgibt, werde ich nichts unternehmen… 😉

                  Dreivierteljahr haut ganz gut hin. Ich weiß nur nicht mehr so genau, von welchem Zeitpunkt aus (müsste im Impfpass nachschauen). Damals gab es noch Delta, jetzt gibt’s Omikron oder irgendetwas anderes. Die meisten haben’s schon gehabt, manche auch mehrmals. Seit Omikron kannte ich niemanden persönlich, der daran gestorben war oder ins Krankenhaus musste…

                • Sandro sagt:

                  Eine weitere Bemerkung kann ich mir m Zusammenhang nicht verkneifen:

                  Nach meiner Beobachtung scheint es für Viele zum festen Argumentationsbaukasten zu gehören, sich selbst in der Opferrolle zu gerieren oder auch ein Sündenbock-Bild zu bemühen, mit dem Vorwurf eines Schubladendenkens des Anderen. Fast so, als gäbe es da einen Automatismus. Beispiele wären Sätze wie „Nur weil ich gegen die Impfpflicht bin, bin ich doch kein Reichsbürger“ oder „Russland wird ja für alles verantwortlich gemacht“ oder „Trump wird ja alles in die Schuhe geschoben“.

                  Zum einen stimmt es zwar, dass es dieses Schubladendenken gibt. Zum anderen empfinde ich es aber ebenfalls häufig als Schubladendenken, Anderen dieses Schubladendenken immer wieder zu unterstellen und ihre Argumente nur als mediengesteuert darzustellen. Die eigentlich diskutierten Sachargumente werden dadurch nicht richtiger oder falscher.

  • Michael sagt:

    1) es ist Sache der Italiener, ihre eigene Regierung zu bewerten und ihre eigene Regierung zu wählen. So zumindest funktioniert Demokratie in der Theorie.

    2) eine Demokratie lebt davon, dass gemachte Wahlversprechen auch eingehalten werden. „Du sollst nicht lügen“ steht in der Bibel. Aus guten Gründen, denn wenn Lügerei zum Standard gemacht wird, verkommt die Gesellschaft.

    3) Frau Baerbock hat sich 2019 gegen Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien ausgesprochen. Jetzt hat die Ampel „grünes Licht“ für Waffenlieferungen in das frauenfreundliche, demokratische und friedliche Saudi-Arabien gegeben.

    4) in Deutschland demonstrieren ein paar Gutmenschen gegen den politischen Islam und für Frauenrechte im Iran. Warum nicht gegen den politischen Islam und für Frauenrechte auf der Arabischen Halbinsel? Schön zu sehen, wie Deutsche Ratschläge an andere Länder verteilen…anstatt sich um Punkt 5 zu kümmern

    5) völlig richtig, die katastrophalen politischen Entscheidungen führen zu all den „Rettungsschirmen“. Beides führt zum Abstieg und zur Verarmung Deutschlands. Wenn man dem Volk sein Eigentum nimmt, gerät das Volk in Abhängigkeit und nimmt ihm seine Freiheit.