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Greiffbar – Robotik

4. Juli 2025
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Roboter dürfen keine Menschen verletzen

Schon 1942 stellte der russische Autor Isaac Asimov in seinem Werk „Runaround“ drei Robotergesetze auf, die heute als Überschriften meiner Kolumne dienen. In Isaac Asimovs berühmtem ersten Gesetz der Robotik steht der Schutz des Menschen über allem. Doch wie sähe die Bilanz aus, wenn wir nicht Roboter, sondern politische Entscheidungsträger nach diesem ethischen Code bewerten würden? Wir müssten ein großes Versagen konstatieren. Der Mensch ist des Menschen größter Feind. Wie künftig humanoide Roboter dieses Paradoxon auflösen wollen, ohne das erste Gesetz der Robotik zu verletzen, bleibt spannend und wird mit Sicherheit einen wohlklingenden Namen bekommen, um es der Menschheit schmackhaft zu machen. So wie diese Woche der US-Kongress Donald Trumps „Big Beautiful Bill“ verabschiedete – ein euphemistischer Name für ein Gesetzes-Paket, das u. a. Steuererleichterungen, Deregulierungen und Sozialreformen enthält, die nicht jedem schmecken dürften. Für die Börse war es eine warme Rückenbrise, denn die geplanten Steuersenkungen für Unternehmen schieben die Bewertungen weiter nach oben. Das neue Gesetz bringt vor allem neue Schulden, aber auch Konjunkturimpulse durch Deregulierungen. Trump feiert sich und Amerika, schließlich ist passend dazu 4. Juli, der Unabhängigkeitstag. Unabhängigkeit ist auch ein gutes Stichwort in der Robotik, welches uns zum zweiten Gesetz von Asimov führt:

Roboter müssen den Befehlen des Menschen gehorchen

Es sei denn, das Gesetz Nummer zwei verletzt das Gesetz Nummer eins. Die Paradoxie wird nicht kleiner, wie man an dem Nachsatz erkennt. Interessanterweise lässt sich aber am Gesetz Nummer zwei von Asimov sehr gut erkennen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell – obwohl es manchmal den Anschein hat – kein Geldpolitik-Roboter sein kann. Denn auf die andauernden Befehle seines Präsidenten Donald Trump, endlich die Zinsen zu senken, reagiert er mit stoischer Unterlassung. Beim Notenbanker-Treffen in Portugal diese Woche lieferte seine Rede ein erneutes Softwarepatch: Kein Wort zu schnellen Zinssenkungen, aber ein Versprechen zur Datenabhängigkeit – so wie ein Roboter, der auf Input wartet. Apropos Input. Die US-Arbeitsmarktdaten diese Woche haben gezeigt, dass Amerikas Wirtschaft weiter in Fahrt ist und keine Zinssenkungen benötigt solange die Inflation noch über der 2 %-Marke liegt. Ganz anders in Deutschland und Europa, dort haben sich die Inflationszahlen schon in Richtung 2 % entwickelt, wie die statistischen Ämter diese Woche mitgeteilt haben. Punktlandung im Zinssenkungsautopilot-Modus von EZB Chef Roboterin Christine Lagarde. Bleibt zu hoffen, dass der Systemzustand der EU stabil bleibt, um uns vor Wirtschaftsabschwung und wiederaufkommender Inflation zu schützen. Schützen ist ein gutes Stichwort:

Roboter müssen sich selbst schützen

Dürfen dabei aber Gesetz Nummer eins und zwei nicht verletzen. Keine einfachen Voraussetzungen für unsere künftigen Helfer. Da war der technische Fortschritt früher unkomplizierter. So wie der VW-Käfer, der genau vor 90 Jahren, am 3. Juli 1935 erstmalig vom Band lief und lief und lief. Ein technisches Artefakt aus einer anderen Ära. Seine DNA: Zuverlässigkeit, Einfachheit, ikonisches Design. In einer Welt voller Elektrovisionen und selbstfahrender Zukunftsszenarien erinnert der Käfer daran, dass Maschinen auch emotional aufgeladen sein können – Nostalgie als Stromquelle. Wann die humanoiden Roboter bald soweit sind und wie man jetzt schon an der Börse damit Geld verdienen kann, habe ich in einem ausführlichen Interview beantwortet, das unter folgendem Link zu finden ist: „Humanoide Roboter: Der nächste Billionen-Markt?“. Vielleicht heißt es in naher Zukunft auch bei Ihnen: I Robot. Und meine Kolumne können Sie sich dann von Ihrem eigenen Roboter süffisant vorlesen lassen. Bis dahin vertreiben Sie sich einfach die Zeit mit dem Kraftwerk Song von 1978 Wir sind die Roboter.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    Bin eigentlich nahezu offline in Urlaub, habe aber hier im WWD mitbekommen, dass Donald J Trump in den USA den „Big Beautiful Bill“ durchbekommen hat.

    Gratulation an die USA!

    Eine rein objektive und präzise Zusammenfassung findet sich bei Folker Hellmeyer

    https://www.goldseiten.de/artikel/663264–Maerkte~-Big-beautiful-Bill-ist-Realitaet-US-Zollthema-im-Fokus—USA~-US-Steuer–und-Ausgabengesetz.html

    „Zu den wichtigen Inhalten:

    • Dauerhafte Festschreibung der niedrigeren Einkommensteuersätze aus einem Steuergesetz
    von 2017 (Kosten: 2,2 Billionen USD).
    • Ausweitung des Kinderfreibetrags auf 2.200 USD und Koppelung an die Inflation (Kosten: 817 Mrd. USD).
    • Anhebung des Freibetrags bei der Erbschaftssteuer auf 15 Millionen USD (Kosten: 212 Mrd. USD).
    • Steuerbefreiung für Überstundenvergütungen bis 2029 (Kosten: 90 Mrd. USD).
    • Steuerbefreiung für einen Teil der Einkünfte aus Trinkgeldern bis 2029 (Kosten: 32 Mrd. USD).
    • Erweiterung des Freibetrags für Steuern auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen (SALT) von 10.000 auf 40.000 USD bis 2029.
    • Einführung einer Steuererleichterung für einen Teil der Zinsen für Autokredite bis 2029 (Kosten: 31 Mrd. USD).
    • Verlängerung und Ausweitung einer Steuererleichterung für Inhaber von Personengesellschaften wie Einzelunternehmen (Kosten: 737 Mrd. USD).
    • Sofortige und vollständige Abschreibungsmöglichkeit für den Kauf von Betriebsausstattung (Kosten: 363 Mrd. USD).
    • Sofortige und vollständige Absetzbarkeit von Forschungs- und Entwicklungskosten (Kosten: 141 Mrd. USD).
    • Anhebung der Steuer auf die Stiftungsvermögen der größten Privatuniversitäten von 1,4% auf 21% (Mehreinnahmen: 761 Mio. USD).
    • Einführung einer neuen Steuer von 1% auf Rücküberweisungen von Einwanderern in ihre Heimatländer (Mehreinnahmen: 10 Mrd. USD).
    • Einführung einer Arbeitspflicht für gewisse arbeitsfähige Erwachsene ab 2027.
    • Verschärfung der Anspruchsprüfungen für Teilnehmer am staatlichen Gesundheitsprogramm für Bedürftige.
    • Ausschluss bestimmter Nicht-Staatsbürger von Leistungen.
    • Verbot der Finanzierung von geschlechtsangleichenden Therapien für Minderjährige.
    • Streichung von Zahlungen an Anbieter, die auf Verhütung und Abtreibungen spezialisiert sind.
    • Auferlegung strengerer Anspruchsvoraussetzungen für Versicherungen unter dem Affordable Care Act.
    • Streichung von Zuschüssen zur Reduzierung von Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen.
    • Schaffung von Anreizen für Pipelines, Erdgasexporte und Erschließung neuer Quellen.
    • Beendigung von Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge und saubere Energie.
    • Streichung von Mitteln für grüne Energieprogramme aus dem Inflationsbekämpfungsgesetz Erhöhung der Ausgaben für den Schiffbau.

    Kommentar: Das ist ein umfassendes Programm. Es ist ein Programm, das den Leistungskörper der US-Wirtschaft ertüchtigt. Es ist auch ein Programm der sozialen Härten. Es ist ein Programm, das Wirkungskanäle wie unter Reagan bedient. Clinton weiß, dass das nicht notwendig schlecht war. Trump liefert, was er versprach. Was macht unsere Koalitionsregierung? Hält man sich an Worte und Verträge? Wer generiert Vertrauen? Welcher Standort würdigt Unternehmen? Welche Politik generiert nachhaltig Steuersubstrat? Welcher Standort hat größere Zukunftsfähigkeit?“