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Greiffbar – Zwei

3. Mai 2024
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

0,2

Man freut sich in Deutschland bereits über homöopathische Fortschritte. So war die Meldung, dass Deutschlands Wirtschaft im ersten Quartal um 0,2 % gewachsen ist, ein erfreuliches Ereignis. Befürchtungen, dass die Wirtschaft weiter schrumpfen könnte, machten für 2024 bereits die Runde. Der Dax testet derweil, ob er sich über den 18.000 Punkten etablieren möchte oder sich das Ganze erst einmal von unten ansieht. Nach der fulminanten Rally seit Oktober letzten Jahres ist damit zumindest eine Konsolidierungsphase eingeläutet. Der abgelaufene Monat April brachte auch für die meisten Börsen weltweit eine Verschnaufpause. Ausnahme waren die BRICS Staaten. Vor allem die ungeliebten chinesischen Aktien haussierten im April. Leider machen die aber gerade mal noch 0,2 % Anteil in den Anlegerportfolios aus, obwohl Chinas Wirtschaft deutlich stärker wächst als die deutsche. Ich erwähnte aber bereits des Öfteren, dass BIP-Wachstum kein guter Indikator für Aktienmarktrenditen ist. Deutschland und China sind dafür ein exzellentes Beispiel. Aber andersherum ist es interessanter, denn Aktienmarktrenditen sind durchaus ein guter Indikator für das künftige BIP-Wachstum. In diesem Sinne sollten Anleger besser mit 2 Augen auf die Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes blicken.

2,2

Eine weitere Zahl wurde diese Woche in Deutschland veröffentlicht: Die Inflation liegt aktuell bei 2,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Und auch diese Zahl wurde positiv quittiert, obwohl sie sich zum Vormonat nicht verbessert hat. Aber auch hier rechnete man sogar mit einer leichten Steigerung, weshalb man erleichtert war ob des Stillstandes. Ähnlich sah man dies auch in den USA, dort tagte die US-Notenbank. Ihr Chef Jerome Powell ließ die US-Zinsen wie erwartet unverändert, betonte aber, dass die Notenbank weiterhin das 2 %-Ziel für die Inflation fest im Auge hat. Sofern man keine weiteren Fortschritte bei der Inflation sehe, werde man auch keine Zinsen senken. Um die Märkte aber nicht zu verunsichern, schob er direkt hinterher, dass er auch keinen Raum für weitere Zinserhöhungen sehe und die Notenbank kurzfristig dafür sorgen wird, dass man dem Markt nicht zu viel Liquidität entzieht. Zuckerbrot und Peitsche für die Börse, die erst positiv reagierte, um dann die Gewinne wieder abzugeben. Kurzum, wir erlebten eine bi-polare Woche, die mir zumindest klar zeigt, dass die Kapitalmärkte ihr Anrecht auf Korrektur einfordern. Es braucht 2 am Markt, den Verkäufer und den Käufer. Letzterer scheint mir bereits seinen Sommerurlaub zu planen. Und bevor wieder die „sell in may“-Welle über uns hereinbricht, will ich eine Lanze für „buy and hold“ brechen:

22,2

Im Paragrafen 22,2 des Einkommenssteuergesetzes wird die Steuer bei privaten Veräußerungsgeschäften behandelt. Wenn Sie also anfangen wollen den Markt zu timen, dann denken Sie daran, dass Ihre Steuer auf die Gewinne und die Transaktionskosten den saisonalen Vorteil kaum noch rechtfertigen. Geschweige denn den Aufwand und die Zeit, die Sie mit solchen Spielchen verbringen. Kaufen Sie lieber Aktien von hervorragenden Unternehmen, am besten zu günstigen Kursen, und vergessen Sie für lange Zeit den Blick ins Depot. Stress haben nur die Anleger, die schnell reich werden wollen, in hochspekulative Buden investieren und ständig traden. Die Zeichnungsscheine solcher Aktien können sie gleich ins Gebetbuch legen. Am besten bei Psalm 22,2: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen…?“ Ich verlasse Sie nicht und bin auch nächste Woche wieder mit meiner Kolumne für Sie da.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    0,2% Wachstum ein „erfreuliches Ergebnis“?!

    Die Entwicklung ist ein Desaster, und genau darauf MUSS klar und deutlich hingewiesen werden.

    Die Folgen dieses Desasters setzen mit verspäteter Wirkung ein, treffen fast jeden (!) , und sind dann unwiderruflich.

    Vor > ca 20 Jahren hätte die deutsche Politik bei solch desaströsen Entwicklungen gegengesteuert, die mediale Berichterstattung hätte einen Fokus auf die desaströsen Entwicklungen genommen.

    Entscheidende Kurskorrekturen bleiben in Deutschland jedoch aus – ergo: sind diese Entwicklungen vielleicht gewünscht?

    Apple bleibt für mich unverkäuflich (Infrastrukturunternehmen des 21. Jahrhunderts).

    Chinesischer Dividendenzahler JD.COM zieht an.

  • Michael sagt:

    Zahlen Daten Fakten zum Wochenende:

    https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/standort-debatte-in-deutschland-gibt-es-so-wenig-auslaendische-investitionsprojekte-wie-seit-zehn-jahren-nicht-mehr/100034810.html

    Erfolgreich: Großbritannien.
    Der Brexit entfaltet seine positive Wirkung (was hierzulande gerne verschwiegen wird).
    Hochqualifizierte Arbeitskräfte (IT etc) zieht es nach Großbritannien, schaffen Werte und zahlen ordentlich Steuern an die Allgemeinheit.