Menü
Close Menu Icon
Zurück

Greiffbar – Warnlicht

19. Januar 2024
Volker Schilling
Facebook Icon Twitter Icon Linkedin Icon Whatsapp Icon

von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Schlusslicht

Statt fiat lux, heißt es jetzt fiat lumen posticum! Deutschland trägt die lanterne rouge. Germany brings up the rear, kurzum, ist das Schlusslicht unter den Industrienationen, wenn es um das Wachstum der Wirtschaft geht. Mit -0,3 % amtlich festgestellter Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in 2023, befinden wir uns damit offiziell in einer Rezession. Dixitque Deus: Degrowth! Auch ohne biblisch zu werden muss man konstatieren, dass etwas schiefläuft, wenn alle anderen Nationen Wirtschaftswachstum zeigen. Licht aus, Spot an: Eine wichtige Erkenntnis ergibt sich daraus: BIP und Börse korrelieren nicht miteinander. Denn während der deutsche Aktienindex DAX das Jahr 2023 mit beachtlichen Gewinnen abschloss, ist beispielsweise die chinesische Börse mit neuen Tiefs aus dem Jahr gegangen, und das trotz einem chinesischen Wirtschaftswachstum von 5,2 %. Und am Ende des Tunnels zeigt sich kein Licht, auch im laufenden Jahr belegen chinesische Werte das Schlusslicht der Börsen. Lichtgestalt Xi Jinping sorgt erst einmal für ein Verkaufsverbot bei chinesischen Aktien, um den Markt zu beruhigen. Dabei brennt es lichterloh. Die People´s Bank of China flutet den Markt durch eine weitere lockere Geldpolitik mit Liquidität, während die westliche Welt sich mit Derisiking und Decoupling von der Abhängigkeit von China trennt.

Warnlicht

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Zu beobachten diese Woche in Taiwan. Neuer Präsident ist der Unabhängigkeitsbefürworter Lai Ching-te, den der Westen gerne hervorhebt. Aber um etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Das Parlament ist mehrheitlich in die Hände der Chinabefürworter gewandert und zeigt damit, dass selbst die Taiwanesen gespalten sind in ihrem Verhältnis zu Festlandchina. Und um die Situation ins richtige Licht zu rücken: Mit Präsident Lai Ching-te auf der einen Seite und dem konträren Parlament auf der anderen Seite ist eine neue ausgewogene Balance entstanden, die zumindest kurzfristig den Konflikt eher entschärft als eskaliert hat. Ein ganz anderes Warnlicht entzündete diese Woche eine andere Präsidentin: EU-Notenbankchefin Christine Lagarde gab kein grünes Licht für baldige Zinssenkungen im ersten Halbjahr. Vielmehr erblickt der fallende Zins aus ihrer Sicht erst Ende des Sommers das Licht der Welt. Die Börsianer reagieren daraufhin etwas unterbelichtet und trennen sich von Aktien. Bei Zalando reichte es sogar für ein neues Allzeittief. Von 103 Euro in 2021 in Lichtgeschwindigkeit auf 16 Euro diese Woche.

Fernlicht

Ich möchte meine Kolumne diese Woche nicht verlassen, ohne einen Lichtblick zu geben. Die deutsche Autoindustrie befindet sich zwar in einer Transformation mit einigen Problemen, aber dies ist nur die Betrachtung mit Standlicht. Schaltet man mal das Fernlicht ein, so erkennt man, dass die Autoabsätze gut laufen und durch weltweites Wirtschaftswachstum weiter getrieben werden. Zudem sind deutsche Autos inzwischen Luxusmarken mit Premiumqualität geworden, deren Hersteller prächtig verdienen. Umsatzrendite und operative Gewinne steigen. Das beliebteste Auto mit den meisten Neuzulassungen in Deutschland war 2023 der VW Golf. Tesla liegt mit dem Model Y auf Platz 8 und verkauft davon 2023 auch 9 % weniger. Tesla senkte daher auch diese Woche die Preise. Kurzum: Die deutsche Autoindustrie braucht ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, die Aktienkurse sind günstig wie nie und die tiefen Bewertungen ein guter Schutzfaktor für überteuerte Einstiegskurse. Bei Lichte betrachtet: quasi ein Lichtschutzfaktor.

Ihr Volker Schilling

Weitere Greiffbar-Ausgaben lesen

Zurück Weiter

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

wp-puzzle.com logo
  • Michael sagt:

    – ZF: 12.000 Menschen verlierern ihre Jobs in Deutschland
    – Bosch will 1.200 Stellen, davon 950 in Deutschland streichen (insbesondere in der Softwareentwicklung!)
    – …

    Früher oder später ist auch Dein Job fällig, bzw. der Job Deiner Kinder, Neffen, Enkelkinder, Freunde, Verwandte.

    Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen?
    Ganz einfach: eine Heerschar an Ja-Sagern und Opportunisten, die im Endeffekt das zerstören, was die Eltern und Großeltern mühsam (!) aufgebaut haben. Seid ihr darauf stolz?

    – Das 4. Gebot: „Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren.“

    Btw: in den Medien sind diese katastrophalen Nachrichten nur Randnotizen. Denkt mal darüber nach…

  • Andreas B sagt:

    Volker also deine Ausführungen zur deutschen Autoindustrie überraschen mich. War es nicht das Interview mit Raimund, wo du die deutsche Autoindustrie nicht so positiv gesehen hast? Wenn ich mich richtig erinnere, war da dein Blick damals anders…

    Ich sehe zwar die jetzigen Ausführungen genauso, die deutschen Autohersteller sind zu günstig, allerdings verstehe ich nicht deinen Richtungswechsel in der kurzen Zeit…

    • Volker Schilling sagt:

      Nein, Andreas, ich war im besagten Interview mit Raimund nicht negativ für Automobilwerte, das war eher Raimund, der mutmaßte, dass die Kurse womöglich zu recht da stehen wo sie sind. Ich investiere gerne dort, wo es ungeliebte Werte gibt, die gleichermaßen unterbewertet wie untergewichtet in Anlegerdepots sind. Nach den jüngsten Kursrutschen, halte ich die Autowerte daher für attraktiv.

      • Raimund Brichta sagt:

        Ups, ich bin auch nicht negativ für die Autowerte als gefallene Engel 🙂

        Eine kritische Nachfrage als Journalist, ob bestimmte Aktienkurse nicht zu recht da stehen, wo sie sind, darf nicht verwechselt werden mit „selbst negativ sein“ 😉

      • Michael sagt:

        Mercedes lasse ich in meinem Depot liegen.

        VW irritiert mich.

        Wesentlich wird mEn die politische Entwicklung bleiben und der chinesische Automarkt. Falls die Chinesen eines Tages keine Lust mehr auf deutsche Premiumhersteller haben, wird es zappeduster auch für besagte Konzerne.

        Frau Bearbock mit ihrem respektlosen und sinnlosen Kommentar über den chinesischen Präsidenten Xi wird von 1,3 Milliarden Chinesen als Affront gewertet und richtet einen gewaltigen Schaden an. Welche Ersatzmärkte Frau Bearbock in Erwägung zieht weiß ich nicht.

        In Indien wurde diese Frau kalt abserviert. Die Inder werden ihre Gründe haben. Die Kommentarfunktion auf YouTube ist aufschlussreich über die internationale Denkweise über die deutschen Regierungsvertreter.

      • Sandro sagt:

        BMW war in der Vergangenheit eine ganz gute Aktie. Insbesondere unter Einbezieheung der Dividende. Langfristig betrachtet, war BMW auch sehr viel besser als Mercedes. Auch aktuell scheint BMW die Nase vorne zu haben.

      • Andreas B sagt:

        Okay Volker, da habe ich etwas missverstanden und du Raimund 😉 Dein Investansatz finde ich gut, was keiner will und hat und dazu noch günstig, das ist interessant.

        @all: aktuell scheint es, als dass der Markt von den Aussagen von VW diese Woche irgendwie positiv überrascht war, ein Zeichen, dass die Stimmung für die deutsche Autoindustrie nicht wirklich optimistisch, aber aktuell scheinbar dennoch zu pessimistisch ist.

        • Raimund Brichta sagt:

          Was habe ich missverstanden?

          Und zu VW:

          Es gab eigentlich keine „Aussagen“ vom Unternehmen, zumindest nix Offizielles. Es gab wohl nur einen „Analystenrundruf“, in dem man sich positiv zum Geschäft geäußert hat. Das hat ein Geschmäckle, weil damit nur wenige in den Besitz kursrelevanter Infos oder Einschätzungen gekommen sind.

          Warum die Aktie in diesem Stadium besonders stark reagiert, ist auch klar: Da sind noch viele Shortpositionen offen, die geschlossen werden müssen. Das könnte den Kurs in nächster Zeit weiter antreiben.

          • Andreas B sagt:

            Raimund nicht du hast etwas falsch verstanden, sondern Volker dich bzgl. deiner Frage und der Interpretation von ihm, dass du negativ zu Autos eingestellt im Interview warst. Mein Aussage bezog sich auf Volker und nicht auf dich. Jetzt hast du aber meine Aussage damit aber trotzdem doch noch missverstanden. 😉

            Ja, der Analystentag und ja irgendwie „Geschmäckle“… ich muss gestehen, ich habe bei VW noch nie geschaut, wieviel Aktien short sind, ist die Quote denn so hoch? Wer shortet denn VW noch auf diesem Niveau? Wenn richtig Momentum reinkommen sollte, könnte ich mir Kurse um 150 € dieses Jahr zumindest vorstellen. Rein von der Bewertung müsste sie selbst da noch höher stehen.

            • Raimund Brichta sagt:

              Gut, dass wir das geklärt haben 😂 Das Problem ist, dass ich Eure Kommentare im Dashboard lese und freigebe und nicht erkennen kann, worauf sie sich beziehen. Wenn ich was zurückverfolgen will, muss ich umständlich auf die Webseite gehen, den entsprechenden Beitrag anclicken und dann den Kommentarverlauf nach dem gesuchten Post durchforsten. Das ist echt netvig.

              Zu VW: Jetzt dürfte niemand mehr short gehen. Aber wenn eine Aktie so lange fällt, wie VW das in den letzten 3 Jahren getan hat, dann sind da auch viele Shortys am Werk. Die gehen erst sukzessive raus.

              Übrigens: Toller Langfristigchart bei VW – mit mehrmaliger Bodenbildung bei hundert. Ein Bilderbuch-Chart, allerdings natürlich kein LuRo-Chart 😉

              null

            • Raimund Brichta sagt:

              Zu VW schreibt Daniel Bernecker im aktuellen Actien-Blatt:

              „Der Hedgefonds Qube Research & Technologies hat eine Short-Position über 1 Mrd. Dollar gegen Dax- Konzerne wie VW und Deutsche Bank aufgebaut.“

              Ohne diese Info gehabt zu haben, lese ich allein aus den Kursverläufen heraus: Wenn es solche Kurssprünge gibt wie diese Woche bei VW, Siemens Energy oder Sartorius, dann stecken dahinter fast immer Eindeckungen von Shortpositionen.

  • Michael sagt:

    „Deutschland trägt die lanterne rouge.“

    Aus dem Hellmeyer-Report:

    „Für die Jahre bis 2028 erwartet das Wirtschaftsministerium lediglich ein Potentialwachstum von 0,6% – 0,8%.

    Kommentar: Wird nicht in Richtung einer massiven Neuausrichtung gearbeitet, wird es dunkel!“

    https://www.goldseiten.de/artikel/606342–Maerkte~-Keine-klare-Richtung—Lindner-in-Davos~-Realitaetsnaehe—Entwurf-des-Jahreswirtschaftsberichts—Klartext.html

    Wo bleibt das von Scholz angekündigte Wirtschaftswunder?

    Zur Erinnerung – lediglich 8 Monate alt:

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Scholz-beschwoert-erneutes-deutsches-Wirtschaftswunder-article23973685.html

    Dass sich Deutschland mit dem Tabellenende abfindet, hätte es vor 20 Jahren nicht gegeben…
    …vielleicht ist das sogar politisch gewollt?

    Meine Position ist bekannt: Wir sind Zeitzeugen des unwiderruflichen Abstieg Deutschlands. Ja, das ist eine Zeitenwende.

  • Michael sagt:

    Passend zum Auto-Thema…

    Solch ein Interview habe ich von Herrn D. noch nicht lesen können – eine Abrechnung mit dem Kinderbuchautor Habeck und mit der desaströsesten Bundesregierung seit Gründung der BRD:

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Dudenhoeffer-Ampel-provoziert-Renaissance-der-Verbrenner-article24681922.html

    Ob die Politik den Karren absichtlich vollends gegen die Wand fährt?

    Zur Erinnerung:
    https://www.focus.de/politik/meinung/rubriken-ich-glaube-dass-vizekanzler-habeck-das-wort-vaterland-nicht-ueber-die-lippen-bringt_id_197190763.html

    „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“

    In welchem Land auf der Erde könnte so jemand ein öffentliches Amt ausüben? In den USA? In der Türkei?

    @Sandro: Ich habe letztes Jahr meine alte C-Klasse mit 277.000 km Laufleistung verkauft und mir eine neue C-Klasse geholt – natürlich ein hervorragender Verbrenner. Das spielt sicherlich mit rein, dass ich Mercedes Aktien halte und nicht Aktien von BMW. Ich möchte nur noch Aktien von Unternehmen halten, deren Produkte ich selber nutze oder sehr gut kenne.

    • Sandro sagt:

      Ich fahre ich eine alte E-Klasse und werde sie weiterfahren, solange sie läuft. Fahre damit öfters im Jahr sehr weite Strecken, mit viel Gepäck. Super Auto. Das hat aber keinen Einfluss auf meine Investitionsentscheidungen. Und auch nicht auf das, was ich umweltpolitisch so denke. 😉 Für kürzere Strecken fahre ich auch viel Fahrrad. Das hält fit. Ob mein nächstes Auto ein Elektro-Auto sein wird, weiß ich noch nicht. Hängt u. a. von Lademöglichkeiten etc. ab.

      p. s.: Das Habeck-Zitat ist mir bekannt. Wird häufig gepostet. Es ist allerdings auch aus dem Zusammenhang gegriffen und nicht so gemeint, wie es sich auf den ersten Blick darstellt. Kann man alles nachlesen.

  • Michael sagt:

    Schon faszinierend zu beobachten, wie lange es dauert bis offensichtliche Tatsachen auch mal von Verantwortungsträger genannt werden.

    https://m.bild.de/politik/inland/politik-inland/wirtschaft-contra-scholz-und-habeck-das-maerchen-vom-gruenen-wirtschaftswunder-86895618.bildMobile.html

    Die Kernaussagen kann man hier im Blog seit über 2 Jahren lesen.

    Opportunismus und Ja-Sagertum lautet jedoch das Credo…