von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Una festa sui prati
- Il ragazzo della via Gluck
- Il tempo se ne va
Ein Held meiner Kindheit ist der italienische Schauspieler, gesellschaftskritische Sänger und selbstironische Playboy Adriano Celentano. Mit tiefer Stimme, einem erotischen Hüftschwung und zahlreichen Klamaukfilmen hat er am Ende mit großer Ironie die Politik, die Gesellschaft und die Mächtigen entlarvt. Gib dem Affen Zucker und er dreht so richtig auf. Sein Song „Una festa sui prati“, das „Fest auf der Wiese“, erinnerte mich diese Woche spontan an die ausgelassene Stimmung an den Börsen. Allerorten feiert man fröhlich neue Jahreshochs zum Jahresausklang. Der deutsche Aktienindex quasi in Dolce Vita Stimmung auf Allzeithoch. Die US Börsen in Feierlaune, wenn auch etwas verhaltener vor der kommenden Notenbanksitzung. Der Goldpreis erklimmt neue Höchststände und Bitcoin & Co feiern fröhliche Revivals mit beeindruckenden Wertentwicklungen im laufenden Jahr. Die Kriege, Krisen und Katastrophen des Jahres 2023 formen keine erbitterte Faust beim Anleger, sondern Hände wie Samt. Und auch Celentanos Mutterland Italien zeigt in den vergangenen 6 Wochen eine fulminante Börsenrally mit über 16 Prozent Wertzuwachs. Der Börsenhimmel ist wie Adriano Celentanos wohl erfolgreichstes und bekanntestes Lied: Azzurro!
Mein persönlicher Favorit ist aber das Lied vom „Freund aus der Straße Gluck“. Ein sehr persönlicher Song von Celentano, der selbst in der Via Gluck in Mailand aufwuchs. Eine wunderbare Melodie, mit der er die Entwicklung des modernen Menschen kritisiert. Und obwohl dieser Song von 1966 ist, hat er an seiner Aktualität nichts verloren. Dabei scheinen italienische Städte für die Deutschen quasi gleichnishaft für den Niedergang zu stehen, wie man an der diese Woche veröffentlichten PISA-Studie wieder einmal sehen konnte. Die deutsche Bildung weiterhin im Rückwärtsgang. Es braucht dringend eine „La cumbia di chi cambia“ wie es Celentano besang. Oder wie es in seinem Liedtext heißt: „Aber manchmal denke ich, dass es uns allen besser ginge, wenn wir etwas Besseres verlangten. Wir sind dabei, ein Volk von Emotionslosen zu werden. Wir sind dabei, ein Volk von Zwanghaften zu werden. Wir sind dabei, es zu werden und sind es immer gewesen. Ich frage mich, vielleicht sind wir Resignierte.“ Der Song sucht die Mutigen, etwas zu verändern. Wir stattdessen haben diese Woche das Wort „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres gekürt.
Doch es gibt Hoffnung: Mit Il tempo se ne va, oder „Wie die Zeit vergeht“, singt der heute 85-jährige Celentano über seine Tochter. Wie rasant sie erwachsen wird und ihre eigene Welt beschreitet. Die nächste Generation hat es in den Händen. Sei es „Der gezähmte Widerspenstige“ oder „Ein seltsamer Typ“, ich erkenne großes Potential wenn ich in die Augen der nächsten und nicht der letzten Generation blicke. Ich traue übrigens auch den Börsen noch weit bis ins nächste Jahr einiges zu. Hier meine Prognose in einem Satz, wie ihn auch Celentano formulieren könnte: The winner takes it all time higher for longer only! Alles klar? Celentano hat in den 1970igern mit seinem Song „Prisencolinensinainciusol“ gezeigt, dass die Italiener in der Popmusik alles kaufen, was amerikanisch klingt, obwohl sie nix verstehen. So auch sein Hit, der aus völlig frei erfundenen Wörtern besteht, die englisch klingen, aber völliger Nonsens sind. Genau das sind auch alle Börsenprognosen, die Ihnen jetzt zum Jahresausklang wieder um die Ohren gehauen werden. Dann lieber Adrianos Musik.
Ihr Volker Schilling
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Also, mir ist die gegenwärtige Weihnachtsrally mit eingefügtem Windowdressing ganz recht. Ich bin damit wieder auf meinen persönlichen Höchstständen angelangt. Das neue Jahr kann also kommen. Mal sehen, was es in petto hat.
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Meine persönliche Einschätzung: Wir befinden uns am Anfang eines neuen Bullenmarktes. Das haben nur noch nicht alle gemerkt. Sie reiben sich noch verwundert die Augen über die Ergebnisse von 2023.
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Das heißt natürlich nicht, dass jetzt börsentechnisch alles in Ordnung wäre. Die „Mauer der Angst“ erhebt sich noch sehr hoch über uns.
Guten Abend Aries, “ Anfang eines neuen Bullenmarktes“…..FED deutet lt. Handelsblatt f. 2024 Zinssenkungen an….wohl neues wording. Da dürften Raimunds 17400 Dax gute Chancen haben. Ob sich die Bären vor dem Verfall Freitag morgen schnell eindecken? Besser wärs. Gilt auch f. Fondmanager….
Vor einem Monat haben alle von einem Crash geredet.Die USA gehen Pleite usw….
Jetzt sind alle Bullish für 2024 !! Wie schnell sich doch die Meinungen ändern
Da fällt mir doch das italienische Sprichwort ein:
Chi va piano,va sano e va lontano!,
Ps: glaube nicht ,dass es von Celentano ist (LOL)
👍Wer langsam geht kommt auch ans Ziel…..stimmt -fast- immer. Auf 🎄 folgt früher oder später ein neues🎄 jedenfalls bei breiter Streuung. Bei Japan dauerts etwas länger, die haben halt keine richtigen Weihnachsbäume
Ich habe mir an Japan schon öfters die Finger verbrannt. Da investiere ich nie wieder. Wir verstehen einfach nicht die Dynamiken dieses Marktes.
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„Ich traue übrigens auch den Börsen noch weit bis ins nächste Jahr einiges zu.“
Da bin ich aber mal gespannt, ob es so kommt… irgendwie sieht Raimund ja auch die 17400 erst noch als Magnet, wenn ich das richtig interpretiert habe… für mich ist die Stimmung zu schnell zu gut geworden, ich lass mich gern belehren.
Habe mir mein Depot mal wieder angesehen u. festgestellt, dass 2 Werte meine Höchstpositionierungsgrenze Dank Kurssteigerungen klar überschritten haben….Dt. Post, Siemens. Teilverkäufe veranlasst
Pfizer mit markanten Kursverlusten – 5 Jahrestief unterschritten.
Biontech nun deutlich unter 100 Euro – wer auch immer dort investiert hat, dürfte mEn sein eingesetztes Kapital auf nimmer wiedersehen. Ein „One Hit wonder“?
(Kaum zu glauben, dass sich die Menschen nicht mehr gegen Corona impfen lassen möchten…)
Von Pharma lasse ich prinzipiell die Finger von.
Im Rahmen einer breiten Streuung gehört Pharma f. mich dazu….allerdings auch wieder breit gestreut oder liro-chart. Man denke nur an die Kursentwicklung v. eli lilly oder Novo Nordisk. Auch meine Novartis- u. Sanofiaktien haben sich- hallo unter den am Aktienmarkt üblichen Schwankungen- positiv entwickelt. Einschl. Dividenden liegt der Wertzuwachs bei jährich 7-8%. Pharmaaktien sind halt v. Erfolg der Medikamentenentwicklung abhängig (s. kürzlich Merck KGaA) u. es gibt Regulierungen. Auch Schadenersatzprozesse sind gelegentlich abhängig. Breit gestreut sind Pharmawerte per Saldo als Depotbeimischung durchaus gut geeignet. Äh…eine Börsenweisheit, die eigentlich jeden Floristen hinreichend bekannt sein müsste: Aktienkurse schwanken! Man sollte auch immer die politischen Risiken bewerten (vgl. z B. russische Aktien).