Menü
Close Menu Icon
Zurück

Die Notenbanker mit der Abrissbirne

16. Oktober 2022
Raimund Brichta
Facebook Icon Twitter Icon Linkedin Icon Whatsapp Icon

von Raimund Brichta

Das Finanzsystem steht vor dem Zusammenbruch. Diesmal sind es ausgerechnet die Notenbanken, die den Crash provozieren. Und die Medien spenden Applaus. Unglaublich, aber wahr.


Der Reihe nach: Schon oft habe ich beschrieben, warum unser Geldsystem wie ein baufälliges Haus ist, das einzustürzen droht. Deshalb haben die Notenbanken seit der Finanzkrise vor 14 Jahren massive Stützpfeiler eingezogen, die das Gebäude zusammenhalten. Sie bestehen aus riesigen Mengen an Zentralbankgeld, die seit 2008 in den Bilanzen der Notenbanken aufgetürmt wurden. Dort stehen sie nun wie imposante Säulen.


Nun aber rücken die Notenbanker selbst mit der Abrissbirne an, um die Säulen und damit das gesamte Gebäude zum Einsturz zu bringen. Nichts anderes steckt nämlich hinter ihren Ankündigungen, die aufgeblähten Bilanzen wieder drastisch schrumpfen zu lassen. Damit beschwören sie selbst eine Finanzkrise herauf, die sie eigentlich bekämpfen wollten.


Und viele Menschen applaudieren dazu. Denn nun gilt es nach vorherrschender Meinung, die Inflation zu bekämpfen. Jedes Mittel scheint da recht.


Was die meisten Menschen nicht verstehen: Unser Finanzsystem hält eine solche Bekämpfung nicht mehr aus. Anders war es Anfang der 80er-Jahre, als der legendäre US-Notenbankchef Paul Volcker die damalige Inflation erfolgreich in den Griff bekam. Seither sind 40 Jahre vergangen, und die Finanzwelt hat sich weiter gedreht. Volcker musste nur die Zinsen drastisch erhöhen und einen Wirtschaftsabschwung provozieren. Das war alles. Damals waren die Finanzmärkte noch nicht auf mächtige Geldsäulen in der Notenbankbilanz angewiesen.


Jetzt sind sie es aber. Sie sind sogar richtig abhängig davon. Denn immer wieder beginnt es an ganz unterschiedlichen Stellen im Finanzgebälk zu krachen. So wie neulich, als in Großbritannien wichtige Pensionsfonds ins Wanken gerieten. Dabei sollte man meinen, solche Fonds müssten mit ihrer langfristig ausgerichteten Anlagepolitik eher zu den stabilisierenden Faktoren gehören. Nun sind aber ausgerechnet sie zu einem Herd der Instabilität geworden. Und das hat folgendem Grund:


In den vergangenen Jahrzehnten wurde es für diese Fonds immer schwerer, ihren Pensionären die Renten bis weit in die Zukunft zu garantieren. Die jahrzehntelang fallenden Zinsen knabberten an den Erträgen und zwangen viele Fondsmanager, riskantere Geschäfte einzugehen, weil mit langweiligen Staatsanleihen nicht mehr viel zu verdienen war.


Da kamen ihre schlauen Investmentbeater auf folgende Idee: Wettet doch einfach auf fallenden Zinsen, dann kann euch nichts passieren. Denn wenn die Zinsen tatsächlich fallen, gewinnt ihr mit diesen Wetten das Geld, das euch auf der anderen Seite durch die niedrigeren Zinserträge verloren geht. Und wenn die Zinsen steigen sollten, ist es eben umgekehrt: Dann verliert ihr zwar mit den Wetten Geld, aber diese Verluste werden durch steigenden Zinserträge wieder wettgemacht. Klingt nach einer smarten Strategie, oder?


Solange die Zinsen jahrzehntelang fielen, war das auch kein Problem: Die Fonds strichen schöne Wettgewinne ein, die sie für fallende Zinserträge entschädigten. Aber dieses Jahr ist alles anders: Die Zinsen sind gestiegen, und die Pensionsfonds gerieten mit ihren Wetten ins Minus.

Allerdings konnten sie nicht in Ruhe abwarten, bis ihnen im Lauf der Zeit höhere Zinserträge einen Ausgleich bringen, sondern ihre Wettanbieter forderten als Sicherheit sofort Nachschusszahlungen, so genannte Margins, für die nun in Schieflage geratenen Wetten. Auch das ging noch eine Zeitlang gut, bis den Pensionsfonds langsam das Geld dafür ausging, im Fachjargon die Liquidität. Nun mussten sie sich also hastig Geld beschaffen und dafür Wertpapiere verkaufen, meist Staatsanleihen.


Dummerweise waren die Kurse dieser Staatsanleihen wegen der steigenden Zinsen gerade stark gefallen. Die Fonds waren also gezwungen, hohe Kursverluste zu realisieren, die sie normalwerweise gar nicht hätten realisieren müssen. Denn wenn sie die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, bekommen sie dafür das ursprünglich gezahlte Geld zurück, auch wenn der Kurs zwischenzeitlich mal abgerutscht sein sollte.


Um das Ganze noch schlimmer zu machen, führen solche Notverkäufe dazu, dass die Kurse der Staatsanleihen weiter fallen und die Zinsen damit weiter steigen. Die vertrackte Lage verschärft sich. Denn die Zinswetten geraten damit noch mehr in die Verlustzone, was weitere Nachschüsse, weitere Anleiheverkäufe, weitere Kursverluste, und weiter steigende Zinsen zur Folge hat. Ein Teufelskreis.


Und jetzt kommt die Notenbank ins Spiel: Nervös gewordene Pensionsfonds-Aufsichtsräte sollen bei der Bank of England angerufen und diese aufgeschreckt haben. Daraufhin hielten die Notenbanker ihre Abrissbirne still, die sie eigentlich schon in Stellung gebracht hatten. Statt – wie angekündigt – selbst Staatsanleihen abzubauen und das Problem damit weiter zu verschärfen, kaufte die Notenbank sogar wieder Staatsanleihen. Die Märkte waren vorläufig beruhigt.


Aber die Krise ist damit nicht abgewendet. Denn das Grundproblem scheint die Bank of England noch nicht verstanden zu haben. Sie will – zumindest sagt sie das offiziell – ihre Abrissbirne in Stellung halten und nun einfach etwas später zum Einsatz bringen.


Die jüngsten Ereignisse auf der Insel sind nur ein Beispiel dafür, wie es generell um unser Finanzsystem bestellt ist. Wo der Stress genau zutage tritt, lässt sich im Vorhinein zwar nicht sagen. Aber dass er irgendwo zum Vorschein kommt, ist so gut wie sicher. Das gilt auch für die USA, das Mutterland des Kapitalismus, wo solche Wetten in der Regel sogar erfunden werden.


Dort zeigt sich Jerome Powell, der amerikanische Notenbankchef, momentan zwar noch unbeeindruckt: Er lässt seinen „wrecking ball“ bereits schwingen und hat damit die ersten Milliarden aus den Stützen seines Finanzsystems schon herausgeschlagen. Solange er so weiter macht, rückt die nächste Finanzkrise näher. Denn je weniger Halt das Finanzgebäude hat, desto eher fängt es irgendwo an zu krachen.


Und sollte sich die Krise tatsächlich entfalten, könnte es diesmal sogar die letzte sein, die das Finanzsystem zum Einsturz bringt. Ich glaube jedoch nicht, dass Powell & Kollegen im Nachhinein dafür als Schuldige gebrandmarkt werden wollen. Deshalb erwarte ich, dass Powell an einem bestimmten Punkt einknickt und seine Abrisstruppe zurückpfeift. Wetten, dass …?

Zurück Weiter

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

wp-puzzle.com logo
  • G.Braig sagt:

    Nehmen wir an Jerome Powell zieht rechtzeitig den Stecker und blässt wieder
    unsummen Geld in den Markt, dann heizt sich die Inflation noch weiter an
    allerdings zeitversetzt. Er kann es eigentlich nur noch falsch machen. Die Frage ist dann will Jerome Powell in die Geschichte eingehen der einen Börsencrash und
    Finanzkollaps verursacht hat.

  • Andreas B sagt:

    Na hoffentlich übertreiben es die Notenbanken nicht zu stark, umso schwieriger wird es, dass System dann zu stabilisieren und das Ruder rumzureißen, selbst wenn sie es eines Tages tun, wovon ich auch ausgehe…

    Raimund bleibst du bei deiner Einschätzung, Systemzusammenbruch nicht vor 2030?

    • Raimund Brichta sagt:

      Ich schließe nicht mehr aus, dass es auch früher kommen kann. Im Buch schreibe ich, dass steigende Zinsen ein Indiz für den nahenden Zusammenbruch sein könnten. Irgendwo im aktuellen Bereich, also um die 4% für die 10jährige US-Rendite, müsste der Zinsanstieg also zu Ende sein. Falls es weiter nach oben geht, wäre dies dann ein Indiz.

      Das hängt aber auch noch von der Inflationsrate ab. Sollte die deutlich über 10% hinausschießen, hätten auch die Zinsen vermutlich noch etwas Luft nach oben, ohne schon den Zusammenbruch zu signalisieren. Stay tuned!

      • Bernd S. sagt:

        Hallo Raimund, Du kennst Dein Werk besser als ich. Ich habe jetzt nicht jede Seite im Kopf. Ich dachte, Du hast ausgeführt, dass der Grund für den Zusammenbruch letztlich auch durch das fehlende Vertrauen in die Notenbanken herbeigeführt würde, weil die Bilanzen letztlich exorbitant aufgebläht wären.
        Jetzt schreibst Du von steigenden Zinsen…
        Vielleicht habe ich was falsch verstanden. Dann wäre es schön, wenn Du es richtig stellen könntest. Vielen Dank!

        • Raimund Brichta sagt:

          Danke für die Fragen, die sicherlich auch andere interessieren.

          1. Das verloren gehende Vertrauen in die Notenbanken wird eine Folge aufgeblähter Bilanzen sein, wenn die Notenbanken diese Bilanzen weiter aufblähen (wovon ich nach wie vor ausgehe).

          2. Sollten sie Letzteres nicht tun und ihre Bilanzen sogar stark schrumpfen (wovon ich nach wie vor nicht ausgehe), fände der Zusammenbruch früher statt und würde sogar von den Notenbanken ausgelöst. So wie im Beitrag beschrieben.

          3. Separat davon sind steigende Zinsen zu betrachten. Stark steigende Zinsen können in beiden Fällen Vorboten des Zusammenbruchs sein:

          In Fall 2 steigen sie, weil die Abrissbirnen die Anleihekurse in den Keller schicken.

          In Fall 1 steigen sie, weil das Vertrauen in Notenbank und Staatsanleihen schwindet. Weniger Vertrauen in eine Geldanlage hat schließlich immer zur Folge, dass ein höherer Risikoaufschlag verlangt wird.

          Deshalb habe im Buch geschrieben, die Zinsen werden niedrig bleiben, solange das System am Laufen ist, und sie könnten erst dann wieder steigen, wenn das Ende naht.

          Ich habe nie geschrieben, dass die Zinsen ewig niedrig bleiben werden (manche mögen mich hier missverstanden haben). Ich habe nur geschrieben, dass dieses System keine nachhaltig hohen Zinsen mehr verträgt. Soll heißen: Hohe Zinsen führen zum Kollaps oder kündigen diesen an.

          Die Vorkommnisse in GB werte ich als Bestätigung dieser These. Hier haben steigende Zinsen erste Rissen im Finanzgebälk offenbart. Weitere Risse werden sich zeigen, sofern die Zinsen weiter steigen. Stay tuned!

  • Paulchen sagt:

    Die Erlaeuterungen von Raimund zur Bilanzsummenreduktion sind ja nicht so schwer zu verstehen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass hochdotierte Notenbaenker das so nicht verstehen und die Bilanz aber trotzdem reduzieren.
    Es ist mir schon klar, dass die Inflation zu hoch ist aber das kann dann ja nicht der einzige Grund sein.
    Vielleicht ist das, was Dirk Mueller kuerzlich zur US Zinserhoehungen gemeint hat gar nicht so abwegig. Naemlich, dass man damit China schwaechen will indem massiv Kapital aus China abgezogen wird?

    • Raimund Brichta sagt:

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hochdotierte Notenbaenker das so nicht verstehen und die Bilanz aber trotzdem reduzieren.“

      Könntest Du Dir vorstellen, dass hochdotierte Notenbaenker es schlichtweg anders sehen? Dass für sie die Reduzierung kein Problem darstellt?

      • Lies Land sagt:

        @ Raimund
        Da hat sich jemand richtig Muehe gemacht.Respekt! –

        Richtig ist,man sieht es bei FED und EZB ganz offensichtlich voellig anders.
        Derart, dass die Blianzreduzierung geringere Probleme mit sich bringt, als die zu erwartenden Probleme, wenn man das unterlaesst.

        Man kann das beklagen, muss es aber akzeptieren.

        • Raimund Brichta sagt:

          Dass man dies dort anders sieht, ist offensichtlich. Sonst würde man ja nicht mit den Abrissbirnen herumhantieren.

          Meine Einblicke sind für mich aber so glasklar, dass ich in diesem Fall nicht sagen kann, man könne das so oder so sehen. Für mich stehen die Folgen des Abrisses unverrückbar fest.

          P.S. Im übrigen kannst auch Du Dich in dem Beitrag angesprochen fühlen. Auch Du gehörst zu den Applaudierenden.

  • Edmund B. sagt:

    Alles nichts neues, in ähnlicher vorm konnte man es in jeder wirtschaftlichen Delle lesen. Und jedesmal entstieg das Wirtschafts- und Finanzsystem der „Ruine“ wie Phönix aus der Asche.

    • Raimund Brichta sagt:

      Genauso war es bisher, weil stets die Notenbanken das System „wie ein Phönix aus der Asche“ haben steigen lassen. Wie ich schrieb, traue ich ihnen das auch diesmal wieder zu. Ja ich rechne sogar damit, dass dies wieder so passiert. Aber dafür müssen die Notenbanker – wie gesagt – die Abrissbirnen wieder einpacken. Stay tuned!

      • Michael sagt:

        Die Abrissbirne einpacken und ein neues QE?
        Konsequenzen wäre wohl eine weiter steigende Inflation.
        „We need to get the job done“

        • Raimund Brichta sagt:

          Die QEs der Vergangenheit hatten – bis auf die letzten – keine steigende Inflation zur Folge. Zumindest nicht, wenn man Inflation als „steigende Verbraucherpreise“ interpretiert. Ihr wisst ja, das ich dies nicht tue.

          Aber wie dem auch sei: Damit wird deutlich, dass QE nicht automatisch zu steigenden Verbraucherpreise führen.

          • Ge.braig sagt:

            QE nicht automatisch zu steigenden Preisen. Wiso stieg die Inflation eigentlich? Zum einen wurde Geld gedruckt wie verrückt. Dieses viele Geld (Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen). Jetzt wurde die Güter durch die Lieferengpässe gedrückt bzw. in die Ferne gestreckt. Weing Güter viel Geld erhöht den Preis. Das Gleiche gilt beim Gas und Strom. Nachfrage vorhanden aber Angebot wird gedrückt. Und jetzt kommt noch die Spekulation an der Börse hinzu. Die gestiegenenGüterpreise heizen die Zweitrundeneffekte deutlich an. Eine Frage die sich mir stellt:
            Wer bekommt eigentlich diese Hunderte Milliarden von den Rettungsschirmen? Der Staat geht ins Soll wer bekommt das Haben?

            • Raimund Brichta sagt:

              Ganz einfach: Die QEs haben diesmal nur deshalb zur Inflation geführt, weil sie über den Umweg der staatlichen Hilfsprogramme tatsächlich in die Realwirtschaft gepumpt wurden. Die QEs davor blieben dagegen hauptsächlich in der Finanzwirtschaft hängen.

        • Lies Land sagt:

          @ Michael
          „We need to get the job done“

          Whatever it takes, and believe me (Raimund), it will be enough

          • Raimund Brichta sagt:

            😂

            • Lies Land sagt:

              Betrifft : Die Story vom toten Pferd

              Weisst Du lieber lieber Raimund

              Fuer Dich ist die Welt einfach, Du stellst etwas in den Raum, reitest drauf rum und wenn es doch anders kommt, dann sagst Du halt oh sorry Leute da habe ich mich geirrt mea culpa mea maxima culpa oder Du hast das halt alles anhand neuerlicher Vorkommnisse nochmals ueberdacht und bist zu den genau entgegengesetzten Schlussfolgerungen gelangt.Das Leben ist schliesslich im Fluss.
              Fuer Jay und seine Kumpels ist das geringfuegig schwieriger, weil die, ganz im Gegensatz zu Dir Verantwortung tragen, in der Verantwortung stehen, for all of us. Und die wollen die Welt jeden Tag, jede Stunde, jede Minute besser machen, for all of us.Und die wachen ueber uns.In der Folge dessen komunizieren die natuerlich ganz anders und handeln anders auf der Basis dessen was sie gelernt haben und was ihnen an staendig wechselnden Daten zur Verfuegung steht.
              Das bedeutet ja nicht, Du bist schlechter als die, Du bist eben anders und (!) Du verfuegst nicht ueber Qellen aus erster Hand.Man muss Dich nur richtig einordnen und unterhaltsam bist Du ja auch.
              In diesem Sinne lieben Dank an Dich, lass Dich nicht unterkriegen oder gar stehlen, schliesslich wollen wir Gegner und keine Opfer.

              • Raimund Brichta sagt:

                Hier geht es konkret doch nur um folgende Frage: Lässt sich Geld, das die Notenbanken einmal in die Welt gesetzt haben, von diesen in größerem Umfang wieder vernichten, ohne damit Schaden anzurichten?

                Mal abgesehen davon, dass ich dies wegen der Konstruktionsweise unseres Geldsystems nicht für möglich halte (Hintergründe dazu in meinem Buch), solltest Du vielleicht mal empirisch vorgehen und kucken, ob so etwas in der Vergangenheit schon passiert ist.

                Es gab seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts nur eine Periode, in der die Geldmengen tatsächlich deutlich geschrumpft sind. Das war in der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. Interessanterweise ging dieser Periode eine ähnliche Phase mit stark steigenden Geldmengen voraus, wie wir sie auch in den vergangenen Jahren hatten.

                Der minimale Konsens zwischen uns beiden müsste also der sein: Das, was Powell & Kollegen derzeit planen, ist beispiellos in der Geschichte. Erfahrungswerte dazu gibt es nicht. Es gibt allerdings die Erfahrung, was bei schrumpfenden Geldmengen in den 30er-Jahren passiert ist, wenn auch unter anderen Voraussetzungen, denn QE und QT gab es damals in diesem Umfang noch nicht.

                Und was das „Herumreiten“ anbelangt: Solange selbst die führenden Notenbanker diese Zusammenhänge nicht erkennen oder so tun, als ob sie sie nicht erkennen, mache ich mir darüber keine großen Gedanken. Mir scheint sogar noch viel mehr Herumreiterei nötig zu sein.

                • Lies Land sagt:

                  “ Das, was Powell & Kollegen derzeit planen, ist beispiellos in der Geschichte. Erfahrungswerte dazu gibt es nicht. Es gibt allerdings die Erfahrung, was bei schrumpfenden Geldmengen in den 30er-Jahren passiert ist, wenn auch unter anderen Voraussetzungen, denn QE und QT gab es damals in diesem Umfang noch nicht.“

                  Das stimmt und hier hast Du recht, wir wissen, dass wir nichts wissen. –

                  Zu unserem Glueck sitzen in der FED keine Idioten, sondern Menschen, die staendig etwas neues wagen. Mit neuen Instrumenten, deren Umfang und Wirkung wir weder kennen noch beurteilen koennen.

                  Das kann man natuerlich so oder so bewerten.

                  • Raimund Brichta sagt:

                    „Zu unserem Glueck sitzen in der FED keine Idioten, sondern Menschen, die staendig etwas neues wagen.“

                    Tschuldigung, das ist nun ein Thema, auf dem Du immer wieder herumreitest. Das seien alles intelligente Leute mit Erfahrung, denen Du deshalb vertraust.

                    Ich dagegen verlasse mich nicht auf andere, sondern nutze selbst gewonnene Erkenntnisse für eigene Analysen. Dabei kommt eben das besagte Ergebnis heraus. Ohne dass ich behaupte, in der Fed säßen Idioten. Ich weiß selbst, wie schwierig es ist, die Funktionsweise unseres Geldsystems zu durchdringen. Auch ich habe mit Sicherheit noch nicht den hundertprozentigen Durchblick. Deshalb wäre es vermessen, andere als Idioten zu bezeichnen.

                    Da aber WIR BEIDE hier untereinander diskutieren und nicht mit der Fed, fände ich es cool, wenn Du Dich im Lauf der Zeit selbst mehr in die Materie einarbeiten würdest, um dich auch inhaltlich mit meinen Argumenten auseinanderzusetzen und nicht nur ständig darauf zu verweisen, dass in den Notenbanken Leute sitzen, die keine Idioten sind und deshalb wissen dürften, was sie tun.

                    Ein Beispiel: Ich habe von Dir noch keine schlagkräftige Begründung dafür gelesen, warum Powell & Kollegen 2018/19 die Reduzierung der Bilanzsumme nicht nur aufgegeben, sondern sogar ins Gegenteil verkehrt haben, BEVOR die Corona-Krise kam. Dafür muss es doch einen Grund gegeben haben. Ich würde von Dir gerne lesen welchen, wenn Du meine Begründung dafür nicht akzeptierst.

                    Wenn Du dagegen auf dem Niveau „die dürften schon wissen, was sie tun“ bleibst, würde ich die ermüdende Diskussion gerne langsam auslaufen lassen.

                    • Lies Land sagt:

                      “ …wenn Du meine Begründung dafür nicht akzeptierst. … “

                      Raimund , ich akzeptiere doch Deine Begruendung als Deine Meining fuer Dich.

                      Ich erlaube mir lediglich sie nicht fuer mich zu uebernehmen.

                      Wir leben ja alle iwie in unserer eigenen Blase. Der Eine mehr, die Andere weniger.

                      Und mir geht es vielleicht ganz aehnlich wie Dir, auch ich warte meinerseits auf Loesungsvorschlaege von Dir. Das waere echt klasse, wenn da von Deiner Seite was rueberkommt.

                      Auch wenn da nix substantiiertes kommen sollte, dann dennoch absolut kein Vorwurf von meiner Seite an Dich. It’s a maybe, kein muss.

                      • Raimund Brichta sagt:

                        Ich mag Widerspruch und Kritik lieber als Zustimmung, weil mich nur die Auseinandersetzung mit kritischen Argumenten weiter bringt. Dafür brauche ich aber inhaltliche Gegenargumente, die ich dann gegen meine Argumente abwägen kann.

                        Insofern ist deine Aussage „ich akzeptiere doch Deine Begruendung als Deine Meining fuer Dich“, übernehme sie aber nicht, wenig hilfreich, weil sie allenfalls auf der Gefühlsebene nachvollziehbar ist. Hier geht es aber nicht um Gefühle. Es geht auch nicht um meine „Meinung“ wie in einer politischen Diskussion, in der man unterschiedliche Standpunkte vertreten kann.

                        Es geht tatsächlich um die objektiv zu beantwortende Frage, wie unser Geldsystem funktioniert und wie sich bestimmte Maßnahmen auf dieses System auswirken. Komischerweise hat niemand bezweifelt, dass sich die QEs stützend auf das System auswirken, ich selbstverständlich auch nicht. Das lässt sich alles auch gut inhaltlich begründen.

                        Wenn es aber ums Gegenteil der Stützung geht, also ums Abtragen oder Einreißen der Stützen, wird plötzlich bezweifelt, dass dies die gegenteiligen Folgen hat, nämlich eine Destabilisierung des Systens. Inhaltliche Argumente dafür bleiben aber von Deiner Seite aus. Das beklage ich.

                        Du könntest zum Beispiel argumentieren, dass das System aus diesen oder jenen Gründen die stabilisierenden Stützen nicht mehr nötig hat. Wenn ich mich mit solchen Argumenten auseinander setzen könnte, wäre das spannend. Aber sie kommen nicht.

                        Und was die „Lösungsvorschläge“ anbelangt, weiß ich nicht worauf du da von mir wartest. Die „Lösung“ – und darauf reite ich seit Jahren rum – wird ein Reset des Geldwesens sein. Darauf kannst Du warten, aber nicht auf andere „Vorschläge“ dazu von mir. Diese Lösung ist nämlich kein Vorschlag, sondern sie wird früher oder später zwangsläufig passieren.

                      • Robert Z. sagt:

                        Lies, “…Lösungsvorschläge Zentralbanken …”,

                        ich habe wieder mal (sonntags) nach Originalbeiträgen dazu recherchiert. Hier ein Vorschlag. Um Haftungsklagen zu vermeiden: Bisher ist nicht bestätigt dass es sich um ein Interview mit der EZB-Spitze handelt – wenn es auch für manche danach aussehen könnte – das $ Zeichen macht stutzig (noch müsste es € sein?🫢)

    • Ingolf D. sagt:

      Hallo Edmund! Diesmal sind sämtliche Zentralbankbilanzen seit 2012 wirklich um das ZEHNFACHE widerlich und widerwärtigst aufgebläht! Schau selbst:

      https://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/bilanzsummen-der-zentralbanken.html?fbclid=IwAR3bblqscgKzasKK_MOZTZFY9DWuChRDMGCWutxoQnPEjLoLgRl7jTvTexA#statistik

      Wie Herr Brichta richtig einschätzt, kann es ab jetzt nur eine Flucht nach vorn durch neues Gelddrucken (Fiatgeldvorteil) der Zentralbanken bis zum weltweiten völligen Zusammenbruch (Giro-Zentrifugalkräfte) geben. Mein Tipp: 2050. 😜😜

  • Dieter B. sagt:

    Allerdings Herr Brichta, sehr bedenklich das Ganze! Es gilt einmal mehr mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung an den Märkten zu agieren.

    • Michael sagt:

      @Raimund: Vielen Dank für Deine Erläuterungen. Die Wetten auf fallende Zinsen seitens der Pensionsfonds kannte ich noch nicht. Was es nicht alles gibt.
      Dass dann tatsächlich Pensionsvorstände zum Telefon greifen und Panik anmelden ist faszinierend. Ist das Thema eine britische Sonderlocke, oder auch in den US-Pensionsfonds verbreitet? Aus den USA hört man noch keine Störsignale.

      @All:

      1) zu Dirk Müller:
      Er hat (mit weiteren Persönlichkeiten) 2014 tatsächlich vor einem Krieg Ukraine/NATO vs Russland gewarnt – jetzt haben wir den heißen Krieg…
      Er hat bei Markus Lanz die gewaltigen Gasreserven im östlichen Mittelmeer thematisiert und wurde lächerlich gemacht…
      Und wie Paulchen schreibt, sieht Dirk Müller die steigenden US-Zinsen als Mittel, um China den Stecker zu ziehen…
      Dass sein Fonds nicht performt ist ein anderes Thema. Meiner Meinung nach hat er Faktor Geld = positiv ab April 2020 ignoriert.

      2) Meine Sonntagslektüre:
      https://www.goldseiten.de/artikel/555338–Defla-XXL—Staatsanleihen-als-Ursache.html

      3) nicht zu vergessen sind die Einlassungen bestimmter „Eliten“…Schrumpfung der Wirtschaft ist gewollt, „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“…

      4) Jeder gesunde Menschenverstand sagt, dass in Deutschland die 3 AKWs noch ein Weilchen laufen sollten, schließlich sind die ja gebaut und produzieren CO2-frei Strom. Wenn die Regierung Schaden von Deutschland abwenden möchte, lässt sie die Meiler am Netz. Wenn sie die AKWs abschalten, frage ich mich, in Wessen Auftrag die Regierung handelt. Schaun mer mal…

      5) US-Konzerne schwimmen im Cash und würden sich über so eine Finanzkrise sicherlich freuen…noch mehr Macht über die Welt!

      • Raimund Brichta sagt:

        Nach allem, was ich lese, sind US-Pensionsfonds nicht so stark in solchen Wetten engagiert. Das könnte daran liegen, dass dort das Versprechen fester Pensionen nicht so weit verbreitet ist. Aber das Grundproblem der fallenden Zinsen besteht für die US-Fonds natürlich genauso. Auch sie dürften also im Lauf der letzten Jahrzehnte höhere Risiken eingegangen sein. Lassen wir uns einfach überraschen, wo und wann dort die Risse im Gebälk sichtbar werden.

        Dazu kommt Folgendes: Wenn es brenzlig wird, wollen alle diese Fonds das Gleiche machen, nach dem Motto: Rette sich, wer kann. Auch in diesem Fall dürfte/müsste Powell seine Abrissbirne einpacken.

        Wie man es auch dreht und wendet, es bleibt dabei: Pensionsfonds sind ein wesentlicher Bestandteil der in meinem Buch beschriebenen stetig steigenden Geldvermögen. Diese müssen irgendwann zu einem großen Teil vernichtet werden, um das System zu bereinigen. Sei es durch einen ungeordneten Systemzusammenbruch oder eine geordnete Währungsreform. Stay tuned!

    • Michael sagt:

      Dieter Bohlen?

      Willkommen hier in Club! Respekt zu Ihrem letzten Interview, wo Sie sich über die Sanktionspolitik äußern. Spannend zu sehen, wie das Publikum applaudiert hat.
      Und Ihr Ratschlag an die jungen Menschen, in Sachwerte zu investieren, bleibt hoffentlich gehört. Sie sind intelligent, erfolgreich und unabhängig.

  • Michael sagt:

    Dann harren wir einfach weiter der Dinge. Nichts ist unmöglich.

    Die USA scheinen noch ganz stabil zu laufen, insofern sehe ich kurzfristig weitere Spielräume für die Bilanzsummenreduktion der FED. Zumal die FED die Größenordnung selber bestimmen kann.

    Die Pensionen und Rentenansprüche sind sowieso ein Thema für sich. Wer in Deutschland meint, in 20 Jahren etwas von seinen aktuell erwirtschafteten Rentenansprüchen zu bekommen, glaubt auch an den Weihnachtsmann.

    Das Bildungsniveau der Kinder in Deutschland sinkt immer weiter ab.
    https://www.n-tv.de/panorama/IFO-Schwache-Bildungsleistung-gefaehrdet-Wohlstand-article23655365.html

    Warum wurden wir bis vor 2 Jahrzehnten für unsere Kompetenzen und hohe Bildung international so bewundert?

  • Jan W. sagt:

    Herr Brichta, Sie wissen genauso wie ich, dass der Point of no Return längst überschritten wurde. Jetzt heißt es, sich vorzubereiten auf das Unvermeidliche.

    • Raimund Brichta sagt:

      Ich weiß zwar nicht, was Sie genau mit Point of no Return meinen, aber nach meiner Erkenntnis, ist das alles von vornherein in unserem Geldsystem so angelegt. So gesehen gäbe es diesen Umkehrpunkt von Anfang an nicht.

    • Lies Land sagt:

      @ Jan W.
      “ … bereits ueberschritten … Jetzt … vorzubereiten auf das Unvermeidliche … “

      Was meinem Sie genau und welche Konsequenzen ziehen Sie jetzt fuer sich selbst und fuer andere?

  • Michael sagt:

    Off topic: die drei berühmten AKWs laufen nun dreieinhalb MONATE länger als geplant. Absolut lächerlich und verrückt. Als wenn am 15.4. sämtliche Energieprobleme Deurschlands gelöst wären.

    Manipulativ wird das in den Medien als Niederlage der Grünen, Sieg der FDP und Machtwort „des Kanzlers“ verkauft.

    Die Deindustrialisierung Deutschlands – oder Abrissbirne – dürfte voranschreiten, mit all seinen irreversiblen (!) Konsequenzen. Teure Energiepreise, höhere Löhne, hohe Steuern, schwächeres Bildungsniveau führen zu Abwanderung, nicht zu Investitionen.

    Wirtschaftsgesetze sind klar und einfach.

  • Peter Czeck sagt:

    Wie man an der BoE sehen kann, sind Notenbanken ziemlich flexibel. Die Wertpapierverkäufe sollen nunmehr später zu unbenannten Terminen stattfinden. Man kann über Notenbankmitglieder denken wie man will, aber sie lesen sicher die Wirtschaftsmeldungen in den Medien…auch die FED-Experten. Das Beispiel BoE zeigt auch, daß ďie Macht der Zentralbanken durch den Markt deutlich eingegrenzt wird. Durch die weltweit extrem gestiegenen Geldmengen hat sich die Gestaltungsmacht der Notenbanken entsprechend verringert…. Der
    “ Zauberlehrling“ lässt grüßen. Bei den Inflationsraten sollten Börsianer auch nicht nur die Jahresrate im Auge behalten, sondern auch die monatlich Entwicklung. Bei der Coronakrise hatten wir ein V-förmige Erholung. Meine Vermutung ist, durch die hohen Geldmengen könnten sich V-förmige Erholungen in Krisen häufen, insbesondere Oktober-Dezember. Ob es sich um eine Bärenmarktrally gehandelt hat, weiß man IMMER erst hinterher, dann liebe Bären ist es aber zu spät.

    • Raimund Brichta sagt:

      „Ob es sich um eine Bärenmarktrally gehandelt hat, weiß man IMMER erst hinterher, dann liebe Bären ist es aber zu spät.“

      Hundertprozentige Zustimmung 👍

    • Aries Eeberg sagt:

      Sehr schön: Wikihow … Den Angriff eines Bären überleben … Haben wir so im Yosemite erlebt.
      https://de.wikihow.com/Den-Angriff-eines-B%C3%A4ren-%C3%BCberleben

      • Michael sagt:

        Hast Du Dich tot gestellt?

        • Aries Eeberg sagt:

          Nein, als wir im bachcountry allein im Wald gezeltet haben, hatten wir die Zahnpasta und das Essen vorschriftsmäßig in einen Baum gehängt. Dafür gab es vom Nationalpark extra eine Anleitung. Und der Bär hat es sich in der Nacht dort geholt. Das aufregendste in dieser Nacht war ein Stinktier, das sich ins Zelt verirrt hatte. Das konnte ich aber vertreiben. Einmal kam ein Bär auf einen Campingplatz und räumte die Tische ab. Die Parkrangerin dort bedeutete uns, ruhig zu bleiben und den Bären gewähren zu lassen. Irgendwann ging er weg. Er hat auch kein Interesse an einer Konfrontation mit aufrecht gehenden mutigen Wesen.

  • Michael sagt:

    @Lies @Raimund: sehr unterhaltsam, aber auch interessant. Ich freue mich sehr, dass der Fokus der Diskussion auf der Geldpolitik der FED liegt – Zinserhöhungen und insbesondere die FED Bilanzsummenreduktion.

    @Raimund: Hut ab, Du hast Dich von Lies nicht provozieren lassen. Ich habe Dich auch schon anders erlebt…;-)

    Ich möchte meine Gedankengänge widergeben:

    Wir befinden uns in einem globalen Krieg – wirtschaftspolitisch und leider auch heiß (NATO/Ukraine vs Russland).

    Wirtschaftspolitisch würde ich sagen USA vs China, USA vs Europa und Europa vs China, weil die USA das so wollen.

    „Unsere Währung, Euer Problem.“ Es heißt ja so schön, dass die Schwellenländer bei steigenden US-Zinsen aufgrund ihrer Verschuldung Probleme bekommen.

    Die steigenden US-Zinsen werten den US-Dollar massiv auf. Die Kriegskassen der US-Konzerne sind prall gefüllt. Die US-Wirtschaft läuft stabil und solide.

    Europa geht vor die Hunde, diesmal nicht nur Griechenland, sondern Deutschland.

    Richtig spannend ist jedoch Chinas Abschwung! Schaut Euch mal den Kursverlauf an. Und urplötzlich meldet China keine Wirtschaftsdaten mehr!

    Insofern läuft es für die USA prächtig: Der Krieg geht weiter, Europa hat sich von Russland abgekoppelt und killt seine Industrie, und China wackelt womöglich.

    Fazit: Die USA können sich weiter steigende Zinsen und eine weitere Bilanzsummenreduktion – Stand heute – leisten. Who cares, ob die US-Börsen noch weiter sinken, wenn die Gegner der USA – Europa und China – wirtschftlich zerstört bzw zurecht gestutzt werden? Letzteres ist das Ziel.

    • Lies Land sagt:

      @ Michael

      “ Who cares, ob die US-Börsen noch weiter sinken “

      Ganz genau so ist es :

      Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.

  • Marco Dargel sagt:

    Mit fehlt etwas an der Ausführung, warum die Situation nach dem 2ten Weltkrieg besser war. Weil wenn es nach dem ww2 nicht besser war, dann kann es anders kommen als Du denkst.

  • Andreas B sagt:

    Mal gucken, ob die Notenbanken weiter mit der Abrißbirne agieren…

    Meine aktuelle Vermutung: FED November Anhebung 0,75%, kommunizieren im Dezember „nur“ 0,5% Anhebung und dann in Aussicht stellen im Januar erstmal zu pausieren, um die weitere wirtschaftliche Entwicklung abzuwarten, die Wirkungen der bisherigen Zinserhöhungen u.ä.
    D.h. nicht, dass es zu Zinssenkungen kommt bzw. diese angekündigt werden, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass die FED die monatliche Bilanzreduktion ab Januar verringert oder gar erstmal ganz stoppt…

    Inzwischen will sogar der Staat (USA) Staatsanleihen kaufen, weil dieser sieht, der Markt ist zu wenig liquide…

    Sollte sich meine Vermutung bestätigen, könnte das ein positiven psychologischen Effekt auf die Märkte haben und wir einen guten Jahresausklang sehen, auch wenn es für mich weiterhin eine Bärenmarkt-Rallye ist… aber auch da lassen sich zweistellige Renditen erzielen, wenn man richtig liegt.

    • Peter Czeck sagt:

      @Andreas „Inzwischen will sogar der Staat (USA) Staatsanleihen kaufen…“ hab ich auch gelesen. Kam mir etwas spanisch vor.
      Aber man sieht ja wie die Verzinsung der 10jährigen US-Staatsanleihen zuletzt steil nach oben geschossen ist. Wie soll das funktionieren, wenn die FED ihre Bilanzsumme monatlich glaube um 70 Milliarden verringern will u.
      der Staat USA monatlich weiter wohl f. 70-80 Milliarden monatlich neue Schulden macht…äh u. gleichzeitig kauft?…evtl. jeweils unterschiedliche Laufzeiten. Die BoE lässt grüßen. Die hochgelobten US- Firmen leiden ja jetzt schon deutlich- wie sich aus den letzten Meldungen ergibt- unter dem hohen Dollarkurs. In USA ist ja nicht nur der Staat extrem verschuldet, sondern insbesondere auch große Teile der Bevölkerung einschl. der Studenten lebt auf Pump. Der Immobilienmarkt schwächelt. US-Ķreditkartenfirmen bilden hohe Rückstellungen f. evtl. Ausfälle. Vmtl. dürfte es nochmals zu einer Zinsanhebung um 0,75% kommen, aber auf das begleitende wording bin ich seeehr gespannt….vmtl. weniger falkenhaft

      • Andreas B sagt:

        Peter, ich erwarte im November von der FED, dass sie zwar für Dezember noch eine deutliche Zinserhöhung ankündigt, dann aber zumindest die Möglichkeit äußern wird, dass man Anfang 2023 erstmal pausieren könnte, wenn die Inflation beginnt rückläufig zu sein…

        Ich denke die Wahrscheinlichkeit ist nicht zu schlecht, dass es ein halbwegs guter Jahresausklang an den Märkten werden könnte (schwarzer Schwan wie Eskalation Ukraine-Krieg usw. außen vor), aber Treiber allein schon Short-Squeeze und Stimmung zu schlecht … sollte die FED in 2023 ziemlich schnell taubenhaft werden, könnten wir die Tiefs gesehen haben… rechne aber weiterhin mit einer Rezession in 2023 und wie stark die letztlich auf die Märkte durchschlägt, wird von der FED abhängen…

          • Lies Land sagt:

            Nach allem was man hierzu lesen kann, wenn man da die richtigen Schluesse zieht, bereitet der Russe den Einsatz (kleinerer) taktischer Atomwaffen in der Ukraine vor …

            Nach dem Kurseinbruch ist vor dem Kurseinbruch …

            Ich will da ja nicht unken …

            Doch wenn die FED den Zinserhoehungszyklus stoppt und statt Bilanzkuerzung Staatsanleihen kauft, dann ist das gut (fuer die Maerkte)

            Der Fehler ist nur ich kann in den FED Protokollen dazu einfach rein gar nix finden, was darauf hindeuten koennte …

            • Raimund Brichta sagt:

              „Der Fehler ist nur ich kann in den FED Protokollen dazu einfach rein gar nix finden, was darauf hindeuten koennte …“

              Lies hier, Lies:

              https://wahrewerteblog.de/2022/05/05/powells-erster-rueckzieher/

              Da ist auch der Link zum Fed-Protokoll drinnen, in dem Du fündig wirst.

              • Marco Dargel sagt:

                Nervt sicherlich, aber ich würde immer noch gerne wissen, warum es jetzt schlimmer als nach dem 2ten Weltkrieg ist. Weil wir keine zerbombten Städte haben? Unser Anspruchsdenken zu hoch ist? Also wenn es nicht schlimmer als nach ww2 ist, passiert nur pfft. Die Engländer leben seit Jahrhunderten ohne Resett. Warum soll es jetzt kommen? Es war schon schlimmer.

                Im Grunde sind wir eine Generation von Weicheiern, was ich gut finde. Niemand sollte hart werden durch Leid. Aber das kannten viele vor uns nicht. Und gehen wir zurück zu ww2: Warum ist es heute schlimmer? Und vergessen wir mal, das der große Kriegsverlierer baden ging. Ich akzeptiere, dass Kriegsverlierer baden gehen. Was ist mit dem Rest?

              • Lies Land sagt:

                @ Raimund

                Lieben Dank fuer Deine Muehe!

                Gut, wer lesen kann ist immer klar im Vorteil.
                Also ich fuer meinen Teil kann aus diesem Text keinen Zeitpunkt herauslesen, wann die Verkaeufe beendet werden. Und Kaeufe, die werden gar nicht in Betracht gezogen.

                • Raimund Brichta sagt:

                  Einen festen Zeitpunkt nennen sie natürlich nicht. Aber sie kündigen an, dass sie den Bilanzabbau schon dann stoppen wollen, wenn die Reserveguthaben über einem reichlichen Niveau liegen:

                  “Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, beabsichtigt der Ausschuss, den Rückgang der Bilanzsumme zu verlangsamen und dann zu stoppen, wenn die Reserveguthaben etwas über dem Niveau liegen, das seiner Ansicht nach mit reichlichen Reserven vereinbar ist.“

                  Und einen Kauf kündigt man ohnehin nicht lange im Vorhinein an. Das macht man ad hoc, wenn es nötig erscheint, wie man am Beispiel der Bank von England sieht.

                  • Marco Dargel sagt:

                    Also ich habe immer noch nicht kapiert, warum es jetzt schlimmer als nach ww2 ist. Kann mir das bitte mal jemand erklären?

                    Weil wenn es nicht schlimmer ist, könnte auch ein Scheiß von Nichts passieren. Wir haben dann 15 Jahre Inflation und es kommt kein Resett. Wieso sehe ich das als einziger?
                    Ich meine, die Welt war schon mal schlimmer am Arsch und außer in Deutschland gab es kein Resett. Den Pfund gibt es seit dem 14 Jahrhundert ohne Resett.
                    Was ist jetzt schlimmer als nach ww2?

  • Ralf H. sagt:

    Das nennt sich hier doch „hedgen“, gleich „absichern“.

    Wenn die Pensionfond-Manager zu blöde sind sich bei „0-Zinsen“ dann auf steigende Zinsen „abzusichern“, sprich den „Hedge“ auf fallende Zinsen rechtzeitig aufzulösen – was bei „0“ mehr als „logisch“ gewesen wäre – und das Engagement „zu drehen“, also wenn „einfachste“ Entscheidungen nicht mehr getroffen werden können und wo man doch meinen sollte, dass „große Fondsmanager“ sich durchaus persönlich bei den Notenbanken informiert halten, dann ist eher davon auszugehen, dass „mangelnde Klugheit“ das vorherrschende Krankheitsbild diverser Marktteilnehmer am besten beschreibt.

    *Inflation* ist zum Hauptbestandteil durch einen Staat selbst verursacht und „gewollt“, nähmlich zum Abbau angehäufter Schulden des Staates über die Zahlungsfähigkeit und -dienstleistung seiner Bürger und der Wirtschaft.

    Was im Übrigen absolut kein Wunder ist und in Betracht auf die Vakanzen sowie erbrachten Kosten wie Leistungen nahezu ‚aller weltweiten Länder und Staaten‘ gegenüber Dergleichen sowie „zeitgleich“ besonders während des Covid-Phänomens der ca. letzten drei Jahre.

    Dass „fragwürdige“ Gewinne an den *Aktienmärkten* nicht zu verbesserten Steuereinnahmen seitens der Staaten geführt haben, sondern die *Staatsverschuldung* eher angeheizt haben, siehe *USA*, erübrigt jede weitere Betrachtungsweise und entlastet eher jeden Verdacht gegenüber einer jeden Notenbank – sicherlich lässt sich im Nachgang so Einiges diskutieren, aber letzten Endes lag ein grundlegender Fehler seit Mitte der 1990er Jahre hier im Wirtschaften der *USA* laut dem *US Wirtschaftsprogramm „Too Big To Fail“* vor, was komischerweise zur damaligen Zeit vom heutigen *US Notenbank-Chef Jerome Powell* als ‚Mitarbeiter des US-Wirtschaftsministeriums‘ entwickelt und vorgetragen, wie dortseitig dann umgesetzt wurde.

    Es entspricht nicht nur mathematisch einem Fatal, sondern genau der derzeitigen Situation, so auch den allergrößten Nöten – des *US-amerikanischen Wirtschaftsraums und -systems*, welche uns hier in der *EU* sowie anderer Regionen der Welt eher weniger, so allerdings und beispielsweise *Großbritannien* sehr stark „und ganz allein dann“ betrifft.

    Es wäre ‚eine alte Leier‘ zu behaupten, dass ein möglicher „Infarkt der *USA*“ unter den nähmlich veränderten Umständen der letzten wenigen Jahrzehnte gleich alle Anderen extrem treffen sollte – genau das ist doch das Problem und das diverse Schutzbehauptungen ausgedient haben …

    Man möchte eher meinen, dass die *USA* es erfolgreich geschafft haben, sich im entwickelten ‚Globalen Markt‘ seit den 1999er Jahren „selbständig und für sich allein sowie völlig außer Konkurrenz“ zu stellen – technisch nennt sich dies hier, „einen (Debit) Spread“ zu deren Nachteil gebildet haben …!
    Der Argwohn seitens der *USA* gegenüber der *EU* und deren Entwicklung seit den frühen 1990er Jahren, insbesondere seit der ‚Deutschen Wiedervereinigung‘, sind Ursache und Kern der dortigen ‚Fehleinschätzungen‘, ‚Sichtweisen auf die‘ sowie der ‚globalen Geschehnisse‘ …!

    Es tut sicherlich weh und ist für manch Einen sehr schmerzhaft einzugestehen, dass die *EU* – insbesondere im *Hier und Jetzt* – viel besser da steht, als immerzu behauptet worden ist und wird – mit Sicht auf alles Andere und die Zukunft …!

    „‚Zukunft‘ ist immer eine gewissenhafte Beschäftigung, über die richtigen Fragestellungen und zu den Perspektiven, zur Findung funktionierender Antworten und hin zu sinnvollen Handlungen – es ergibt sich hier ‚das Unvermeidliche‘, des Öfteren und weit hinaus – ‚eine Lösung‘ und selbst, wenn man es für sich nicht täte oder ständig gegen andere Dritte agierte, führt es offensichtlich für Jedermann, Person und System dennoch dort hin.
    Überdies sind *Aktienmärkte* nicht Alles und um was es dann ginge …
    MfG

  • Raimund Brichta sagt:

    Das belgische Mitglied des EZB-Rats, Pierre Wunsch, bringt es jetzt auf den Punkt: „Ehrlich gesagt gibt es keinen Grund, warum wir weiterhin Staatsanleihen kaufen sollten – aber gleichzeitig haben wir nicht viele Informationen darüber, was es bedeuten würde, QE zu beenden, und ich wäre dafür, hier vorsichtig zu sein.

    Die EZB gibt also zu, „nicht viele“ Infos darüber zu haben, welche Konsequenzen ein Bilanzabbau hat. Umfassende empirische Erfahrungen gibt es tatsächlich nicht.

    Was es aber gibt, ist meine theoretische Analyse dazu. Und es gibt eine erste empirische Erfahrung aus dem gescheiterten Abbauversuch 2018/19 in den USA.

    Es bleibt also spannend. Stay tuned!

    • Lies Land sagt:

      Die scheinen da bei der EZB auch Leute mit einem Intelligenzquotienten knapp unter dem Durchschnitt zu beschäftigen.

      • Raimund Brichta sagt:

        Verwechselst Du unintelligent mit ehrlich?

        • Lies Land sagt:

          Wie auch immer. Hoffen wir dieser Hinterbänkler wird kräftig überstimmt

          Andernfalls könnte Dein Szenario doch noch eintreten, aber genau andersherum als von Dir konstruiert.
          Trotzdem hättest Du iwie recht.