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Greiffbar – Investments zum Anfassen

1. April 2022
Volker Schilling
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von Volker Schilling

von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Beat it

Diese Woche ging es Schlag auf Schlag. Ziemlich angeschlagen wirkten dabei nicht nur Chris Rock und Oliver Pocher, sondern vor allem das Wirtschaftswachstum und die Konsumentenpreise. Letzteres erfuhr diese Woche in Deutschland einen ordentlichen Zuschlag von 7,3%: Inflationshöchststand seit 40 Jahren! Die Wachstumsprognose in Deutschland kassierte dagegen einen deutlichen Abschlag um 2,8% und wird jetzt für das laufende Jahr von den Wirtschaftsweisen bei nur noch 1,8% erwartet. Boom, was für ein Aufschlag! Was macht die europäische Notenbank? Nichts! Ein Schlag ins Gesicht aller deutschen Sparer, deren Geld jetzt in den letzten 2 Jahren mehr als 10% an Wert verloren hat. Ein Skandal, denn der ultimative Auftrag der europäischen Notenbank ist, für Geldwertstabilität zu sorgen – nichts Anderes. Aber EZB Chefin Lagarde schleudert der Inflation munter die erste Zeile des Michael Jackson Songs „Beat it“ entgegen: „Don’t you ever come around here“. Lass Dich hier nicht wieder blicken! Das wird nicht reichen. Nichtstun wird zu zweistelligen Inflationsraten führen. Und die Schlagzeile der kommenden Woche wird ein Wort beherrschen: Rezession! Das ist…

Bad

Und dieser Klassiker des King of Pop beginnt mit den Worten: „Your butt is mine!“ Dein Hintern gehört mir. So droht einer, der sich jemanden vorknöpfen will. Und in unserem Falle ist es der steigende Zins, der sich gerade die Anleiheanleger zur Brust nimmt. Wir erleben gerade den größten globalen Einbruch am Anleihemarkt seit mehr als 40 Jahren. Alleine die zehnjährigen Bundesanleihen sind von -0,7% auf aktuelle +0,6% gestiegen. Die US Pedants stiegen von 0,5% auf 2,5%. Das ist eine Verfünffachung. Die Kurse der Papiere sind daher im Sinkflug. Aus meiner Sicht ist der kollabierende Anleihemarkt schuld an der aktuellen Aktienerholung. Wir sind mitten in einer Flucht aus Anleihen. Investoren ziehen in einem unbekannten Ausmaß Gelder aus Anleihen ab und stehen vor dem Problem der Alternative. Bei den galoppierenden Inflationszahlen kann die Alternative nur der Sachwert sein. Da die Option der Immobilie aber auf Extrembewertungen steht, Gold für viele keine investierbare Alternative darstellt, ist der Aktienmarkt momentan das einzige Auffangbecken dieser Gelder. Zumal die Korrektur am Aktienmarkt zum Kauf eingeladen hat. Aber die Zeitenwende wird bei den Unternehmenszahlen nicht Halt machen. Steigende Inflation, steigende Zinsen, fallendes Wirtschaftswachstum, fragile Lieferketten und Krieg sind Vorboten einer Rezession. Sobald das „R“-Wort am Horizont erscheint, werden auch die Aktienmärkte aus meiner Sicht eine neue Korrektur durchlaufen. Letzte Woche sprach ich von einem Sisyphosmarkt. Ein Markt, der analog zur griechischen Mythologie mühsam einen Stein hinaufrollt, um ihn an der Spitze der Erholung wieder ins Tal rollen zu sehen. Dann beginnt das Spiel von vorne. „Who is bad?“

Black or white

„I took my baby on a Saturday bang.“ Nein, die Zeile gehört zu Jacksons Song und nicht zu Will Smith`s Oskar Nacht. Auch wenn es das beherrschende Thema der Gazetten diese Woche war, so dürfen wir nicht vergessen, dass die traurigsten Punkte für uns, unsere Wirtschaft und unser Wohlstand, nach wie vor in der Ukraine liegen. Wirtschaftsminister Robert Habeck verkündete diese Woche die Frühwarnstufe des Gas-Notfallplanes und US-Präsident Joe Biden gibt nationale Ölreserven frei. Nach wie vor wissen wir nicht ob unsere Energieversorgung demnächst „Black or White“ ist. Den Blackout müssen wir zwar kurzfristig nicht fürchten, aber weißer Rauch der Entwarnung ist auch nicht in Sicht. Nicht umsonst ist wohl der Jackson Song, den wir jetzt am meisten gebrauchen können auf dem Album Dangerous: Heal the World. In diesem Sinne: Bleiben Sie beschwingt.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Aries Eeberg sagt:

    Lieber Volker, vielen Dank für deinen Wochenrückblick, der dieses Mal etwas ernster ausfällt. Besonders schön finde ich das Bild von der Sisyphos-Rally. Da klingst du wie das Orakel zu Delphi zu König Krösus: „Wenn du den Hylas überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören.“ … …
    Dabei gibt es aus deinen Beobachtungen doch einen positiven Schluss: Die enttäuschten Anleihebesitzer werden Aktien erst einmal weiter noch oben treiben. Ich gehe davon aus, dass sie besonders gerne dividendenstarke Substanzwerte kaufen werden. Da sollte man also auf jeden Fall investiert sein. Ich persönlich bin auf dieser Seite sehr bullisch, auch wenn es noch einen weiteren Rücksetzer geben könnte.
    …. ….
    Was mir bei deinen Betrachtungen fehlt: Bei jeder Krise gibt es auch Gewinner. Das gilt für die Russlandkrise genauso wie für die finale Inflationskrise. Wer sind diese Gewinner? Das ist doch die Frage. … Neben den bekannten Antworten (USA, Gold, Bergbau, Energie, Wasserstoff, leider auch Rüstung) glaube ich in letzter Zeit, dass die Blockchain-Wirtschaft zu den Gewinnern gehören könnte.

  • Michael sagt:

    1) Die Zeiten, in denen in der Breite fast alles steigt, sind auf absehbare Zeit vorbei. Ergo gilt es, bei der Aktienauswahl genauer hinzuschauen.

    2) Bestimmte Unternehmensbeteiligungen sind für mich keine Aktien mehr, sondern Assets – dazu gehören Alphabet, Microsoft und Apple. Was haben diese drei Unternehmen gemeinsam?
    – US-Konzerne (und somit an der globalen Legislative indirekt beteiligt)
    – Sie stellen die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts bereit
    – Ihre Cashberge wachsen und Gedeihen

    3) China sehe ich aktuell als safe hafen. Auch die Chinesen in der kommunistischen Partei sind Kapitalisten. Der kürzliche Ausverkauf war eine hervorragende Kaufgelegenheit.

    Der völkerrechtswidrige Einmarsch Russlands in die Ukraine ist eigentlich das beste, was der westlichen Politik passieren konnte. Die Folgen der wirtschaftlichen Verwerfungen inklusive der Notenbankpresse der letzten Jahre, welche in die Stagnation münden, lassen sich nun wunderbar auf Russland schieben. Faszinierend an der Berichterstattung finde ich, wie der deutschen Politik der letzten Jahre eine Mitschuld gegeben wird. Dadurch wird Deutschland implizit in Mithaftung genommen. Wozu soll das dienen? Vielleicht als Begründung, dass die Menschen hierzulande nun die Zeche bezahlen werden? Ich verweise auf Gaucks „Frieren für die Freiheit“ Zitat. Wirtschaftliche Schäden lassen sich beheben. Ob das mit gegenseitigen Hass möglich sein wird? Pflegt euer soziales Kapital!

  • Aries Eeberg sagt:

    @ Michael … Bitte schreibe doch etwas mehr zu deiner China-Einschätzung. Warum ist China für dich ein safe haven?
    …. Zuletzt habe ich dazu einen Abschnitt von Peter E. Huber gelesen. Davon kann ich vieles nachvollziehen. >> https://huber-portfolio.de/wenn-man-nichts-aus-fehlern-lernt/

  • Aries Eeberg sagt:

    Hallo Michael, du sagst: …
    1. China lernt. …
    2. China begrenzt das Monopolkapital …
    3. China schafft kapitalistische Bedingungen für wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt. …
    4. China macht eine wirtschaftsorientierte Realpolitik …
    5. Der Westen würde sich sehr schaden, wenn er China sanktionieren würde. …

    Diesen Punkten kann ich aus meiner Sicht zustimmen. Ich finde deshalb auch, dass China in jedes Depot gehört.

    Allerdings sehe ich China deshalb nicht als safe haven. Die Amerikaner haben nämlich noch genug Möglichkeiten, China zu schaden und klein zu halten. Und das werden sie versuchen und sie haben ja auch schon genug Sanktionen gegen China verhängt. Außerdem glaube ich zwar, dass China wirklich den breiten Wohlstand erreichen will. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass ein autokratisches Regime dieses Ziel aus den Augen verliert. Beispiel: Erdoghan, der als Sozielreformer begonnen hat und als Sonnenkönig enden will. Ebenso Chomeini.

    Ich persönlich ziehe daraus die Konsequenz, China zu halten – aber nicht zu viel davon. Gegenwärtig habe ich etwa 10% China. Vor dem Krieg hatte ich mehr. …
    Falls du recht behältst („Kaufgelegenheit“), würde ich mir in den Hintern beißen, falls ich das in meinem Alter noch kann.

    Ach ja, und China hat noch das Problem der überalternden Gesellschaft, während die USA ein ausgeglichenes Bevölkerungssaldo haben.

    Noch etwas: China lernt. Und sie lernen auch, wie man Wirtschaftskriege führt. Was die Engländer ihnen früher angetan haben und was die USA heute mit ihnen machen, werden sie vielleicht eines Tages gegen den Westen wenden. Was das Abkupfern in der Industrie angeht, kann ich nur sagen: So ist Deutschland im 19. Jahrhundert zur Wirtschaftsmacht geworden. Zuerst haben die Deutschen aus England und Frankreich alles nachgebaut, davon gelernt und dann alles besser gemacht. Aber die Deutschen haben es wie China heute auch versäumt, von Frankreich und England die Demokratie zu lernen. Und beides zusammen machte die Deutschen im 20. Jahrhundert sehr gefährlich.

    Vielleicht können andere Teilnehmer noch weitere Aspekte hinzufügen.