von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Alle Jahre wieder
- Schöne Bescherung
- Frohes Fest
Alle Jahre wieder
Vom Börsenabsturz bis zur Jahrhundertrally reichen auch für 2024 wieder einmal die Kapitalmarktprognosen. Ich mag dieses Schauspiel der Auguren, das inzwischen ritualisiert und medienwirksam zum Jahresende alle Jahre wieder stattfindet. Man muss nur viele genug befragen, dann hat am Jahresende 2024 auch jemand recht. Er oder sie hat exakt die Börse prognostiziert, ist ein echter Marktguru, eine Kennerin der Materie, der Sie Ihr Geld bedenkenlos anvertrauen können. Dummerweise ist es jedes Jahr jemand anderes, der richtig lag. Aber eines bleibt immer gleich: Die Masse liegt falsch. Es lohnt sich daher nicht, auf Konsens zu setzen, sondern sich vielmehr die Märkte, Sektoren und Unternehmen anzusehen, die mein geschätzter Kollege Peter E. Huber mit den drei „U-Kriterien“ kategorisiert: ungeliebt, unterbewertet und untergewichtet in den Anlegerdepots. Und wenn es bei all den Börsenhochs noch Aktien sind, die „underperformt“ haben, dann können Sie davon ausgehen, dass es keine Verkäufer mehr gibt, aber jede Menge potentielle Käufer für die Zukunft. Gibt es nicht, meinen Sie? Na dann werfen Sie mal einen Blick auf chinesische Aktien oder Titel aus dem Öl- und Goldminensektor. Gibt’s fast alles wie geschenkt. Apropos:
Schöne Bescherung
Was uns die Bundesregierung diese Woche beschert hat, ist schon filmreif. Ich würde sagen: eine erneute Fortsetzung des Weihnachtsklassikers „Stirb langsam“. Unter dem Weihnachtsbaum liegen steigende CO2-Preise mit durchschlagender Wirkung auf Tankrechnungen und Heizkosten. Daneben liegt der höhere Strompreis durch den Wegfall des Zuschusses für Netzentgelte. Schön verpackt dabei die Kerosinsteuer für Inlandsflüge und eine Plastikabgabe für Unternehmen, die diese gerne auf ihre Verbraucher abwälzen werden. Und da man den Bauern auch die Befreiung von der KFZ-Steuer für Landfahrzeuge und die Subvention des Agrardiesels streicht, wird die Weihnachtsgans im nächsten Jahr bestimmt billiger. Besonders in den Restaurants, die dann wieder 19% Mehrwertsteuer darauf erheben dürfen. Und dann die Weihnachtsüberraschung in dieser Woche: Die Prämien für E-Autos wurden an einem Sonntag ratzfatz einkassiert. Der Staat legt damit die Weihnachtspräsente ausschließlich unter die Weihnachtsbäume seiner Bürger. Sich selbst lässt er aber außen vor, wie großzügig. Ich würde sagen, eine schöne Bescherung hat man da angerichtet. Dennoch:
Frohes Fest
Wir sollten uns aufrichten an den guten Nachrichten, an der frohen Botschaft, die das Weihnachtsfest für uns parat hält. Und das sind nicht etwa die neuen Allzeithochs zum Jahresende bei Dow, S&P500 und Nasdaq. Oder die fulminanten Renditen bei Krypto & Co. Auch nicht der starke Schweizer Franken oder der Ausschluss eines Präsidentschaftskandidaten von der Vorwahl in einem US-Bundesstaat. Nein, es sind die Menschen, die einem nahestehen. Die mit einem arbeiten, die man Familie und Freunde nennt, die wie selbstverständlich um einen sind und denen man oft nur zu Weihnachten sagt, wie sehr man sie liebt, schätzt oder achtet. Die einem zuhören, Aufmerksamkeit schenken oder einfach nur da sind, wenn man sie braucht. Die einen unterstützen mit Worten und Wirken, mit Taten und Tätigkeiten oder einfach nur im richtigen Moment in deinem Leben sind. Egal ob fremder Leser meiner Kolumne, als geschätzter Kollege oder die große Liebe: Vielen Dank allen Menschen in meinem Leben und ein frohes Weihnachtsfest!
Ihr Volker Schilling
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Wieder ein gemeinsamer Punkt von Volker & mir
„Nein, es sind die Menschen, die einem nahestehen. Die mit einem arbeiten, die man Familie und Freunde nennt, die wie selbstverständlich um einen sind und denen man oft nur zu Weihnachten sagt, wie sehr man sie liebt, schätzt oder achtet. Die einem zuhören, Aufmerksamkeit schenken oder einfach nur da sind, wenn man sie braucht. Die einen unterstützen mit Worten und Wirken, mit Taten und Tätigkeiten oder einfach nur im richtigen Moment in deinem Leben sind.“
Ich betone diesen Punkt immer wieder unter der kühlen Bezeichnung „soziales Kapital“.
Denn der unwiderrufliche Abstieg ist mEn gesetzt. Der Staat hilft nicht, sondern er treibt den Abstieg voran (Thomas Gottschalk hat sich in Wetten Dass ähnlich geäußert – nach kurzer Pause hat das Publikum sich getraut zu klatschen).
Ein weiterer Ratschlag von mir: macht Euch Gedanken, an wen ihr vererbt oder schenken möchtet.
Ein Juniordepot bspw ist eine hervorragende Investition in ein freieres Leben.
Über Schenkungen können Freibeträge ausgeschöpft werden.
Ansonsten bekommt Euer Vermögen z.T. der Staat, und verteilt es…
Wer ist der Staat?
Hallo Michael,
es ist eine sehr gute Idee bei den eigenen Kindern schon früh bspw. mit einem regelmäßigen Sparplan anzufangen. Würden wir als Gesellschaft einen Konsens und den politischen Willen finden, das Kindergeld oder einen neuen staatlichen Einmalbetrag in ein langfristiges, aktienbasiertes Anlagekonzept zu stecken, so wären zumindest für künftige Generationen das Altersvorsorgeproblem gelöst, zumindets gemildert. Voraussetzung, dass man vor dem Ruhestand nicht an das Geld kommt. Und zwar weder der Staat, noch der Bürger.
Zum Staat selber habe ich ein differenziertes Verhältnis. Schließlich sind wir der Staat und haben wohl die Vertreter in der Regierung sitzen, die wir uns in demokratischen Wahlen selbst ausgesucht haben. Wahrscheinlich spiegeln sie sogar den Zustand der Gesellschaft mehr als uns lieb ist. Ich halte allerdings die freiheitliche Demokratie für allemal besser, als die uns sonst gebotenen Alternativen, weshalb wir uns Gedanken machen sollten, wen wir in Regierungsverantwortung sehen wollen, wieviel Eigenverantwortung wir uns zumuten wollen und mit welchem Kapitalstock wir unseren Wohlstand erwirtschaften wollen. Es geht um das Ringen der besten Ideen und nicht um die besten Ideen wie man ringt. Kurzum, weniger Ideologie, mehr Interessensformulierung. Weniger klein klein, mehr große Linien in den wichtigen Themen, wie Bildung, Infrastruktur, Wirtschaft. Eine Vision zu entwickeln für die Zukunft und nicht für die nächste Wahl.
Nochmal vielen Dank für deine zahlreichen Beiträge hier auf der Plattform. Ohne die Wahre Werte Community könnten Raimund und ich hier nichts bewirken. Das gilt allen fleißigen Kommentatoren, Ideengebern, Floristen, Kritikern und Wirtschafts- und Börseninteressierten. Vielen Dank für das vergangene Jahr. Wünsche euch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Liebe Grüße
Volker