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Macron will mehr EU-Schulden

8. März 2022
Sebastian Kabis
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von Sebastian Kabis

von Raimund Brichta

Mit dem Ukraine-Krieg könnte eine Entwicklung weitergehen, die vor zwei Jahren begonnen hat: Das Schuldenmachen der EU.

Obwohl die neuen EU-Anleihen damals als einmalige Corona-Nothilfe deklariert wurden, lag von Anfang an die Vermutung nahe, sie könnten zur Dauereinrichtung werden. Geeignete Anlässe für Gemeinschaftsschulden lassen sich schließlich immer finden. Irgendwann dürften sich alle so an die EU-Anleihen gewöhnt haben, dass man gar keine Anlässe mehr dafür braucht.

Im Sommer 2020 schrieb ich:

„Wenn die EU und die Finanzmärkte erst einmal auf den Geschmack kommen, werden zwangsläufig mehr und mehr solcher Anleihen folgen. Sie werden keine Ausnahme bleiben – schon gar keine, die irgendwann zurückgezahlt wird. Vielmehr werden EU-Schulden früher oder später zur Normalität.“

Okay, so weit ist es noch nicht. Aber nicht einmal zwei Jahre später hat Frankreichs Präsident Macron mit dem Ukraine-Krieg offenbar schon den nächsten Schulden-Anlass ausgemacht. Denn jetzt gilt es, die wirtschaftlichen Belastungen abzufedern, die der Krieg bringt – zum Beispiel die explodierenden Energiepreise.

Deshalb will Macron laut „Le Monde“ nach dem Corona-Aufbaufonds einen ebenfalls über gemeinsame EU-Schulden finanzierten „Resilienzfonds“ schaffen – und zwar möglichst bald.

Die FAZ zitiert dazu heute einen Diplomaten mit den Worten:

Es mag zynisch klingen, aber Frankreich verfährt nach dem Motto ‚never waste a crisis‘ und versucht, die Dynamik für seine eigenen Interessen zu nutzen.“

Stay tuned!

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Kommentare

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  • Michael sagt:

    Staatsschulden sind Gemeinschaftsschulden, werden dem Bürger aufgebürdet.
    Hohe Schulden dienen dazu
    – Steuererhöhungen zu begrüßen (bzw Steuersenkungen zu vermeiden)
    – Sozialleistungen und Renten zu kürzen
    – Bessere Bezahlung im Pflegedienst als „nicht finanzierbar“ zu bezeichnen
    – uvm

    Es wachsen die Guthaben der Rüstungskonzerne und deren Aktionäre. Der militärisch-industrieller Komplex. Mächtiger denn je.

    In den USA wird über Rüstungsausgaben gar nicht mehr debattiert, denn die USA haben ständig künstlich geschaffene Gegner.

    Immerhin wurden die „Investitionen“ in „Green energy“ nach meinem Kenntnissstand in den USA zusammengestrichen. Aber auch die geplanten Investitionen in Infrastruktur.

  • Rainer Kraushaar sagt:

    Ohne neue Schulden funktioniert das Geldsystem zu keiner Zeit. Bin mal gespannt wie sich die Inflation entwickelt und die Zentralbanken sich verhalten. Das dürfte wichtiger als der Krieg oder die Aufnahme neuer Schulden sein.

    • Raimund Brichta sagt:

      Die Zentralbanken gehören zum Schuldenmachen dazu. Denn ohne sie läuft es nicht. Wenn die Zentralbanken nicht neues Geld dafür schaffen, verdrängen die staatlichen Schuldner private.

      • Rainer Kraushaar sagt:

        Eines vorweg, natürlich hast Du Recht und wirst in Zukunft immer mehr Recht bekommen, was die gemeinsame Schuldenaufnahme der EU betrifft. Die läuft seit 10 Jahren auf Hochtouren und wird niemals enden, bis die Finanzmärkte das Vertrauen in die Währung verlieren. Ergänzend wollte ich halt anmerken, dass die Zentralbanken das Schuldenmachen zum einen verteuern in dem sie die Zinsen erhöhen (die neuen Schulden in absoluter Höhe steigen langsamer weil die Nachfrage und Bonität der Kreditnehmer tendenziell abnimmt) und zum anderen können sie direkt die Geldmenge reduzieren in dem sie die Bilanz verkürzen. Dieser Effekt auf die Börsen dürfte von deutlich größerer Bedeutung sein, als das Volumen neuer Eurobonds. Aus diesem Grund bin ich gespannt, ob die Inflation sich dauerhaft über dem gesteckten Ziel der EZB halten wird. Trotzdem wird natürlich Frankreich und kurze Zeit später Italien wie in jeder Krise nach neuen Bonds schreien und auch bekommen.

        • Raimund Brichta sagt:

          Ach so meinst Du das.

          Ich hatte meinen Hinweis auf Macron nicht so gemeint, dass dieser Sachverhalt nun mehr oder weniger Einfluss auf die Börsenkurse hat als ein anderer. Es ging mir mehr um die grundsätzliche Richtung.

          Indirekt könnte es allerdings schon einen Einfluss auf die Börse haben. Denn es wirkt der Tendenz entgegen, dass Notenbanken ihre Bilanzen kürzen. Dort, wo mehr Schulden gemacht werden, ist kein Platz für größere Bilanzkürzungen. Insoweit greift das Eine in das Andere – und am Ende ergibt sich ein stimmiges Bild 😀