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Greiffbar – Investments zum Anfassen

25. März 2022
Sebastian Kabis
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von Sebastian Kabis

von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Der Rubel rollt

Wenn etwas ins Rollen kommt, dann ist es schwer zu stoppen, weshalb ich mich diese Woche mit dem Thema diverser Bewegung beschäftigen möchte. Kennen Sie das Gedicht „Der Rubel auf Reisen“ von August von Platen? 1833 hat er es verfasst. Klicken Sie ruhig auf den Link und lesen Sie das Gedicht, denn es ist aktueller denn je. Warum erzähle ich Ihnen das? Gleichnamiges Gedicht ist der Ursprung der Redewendung, dass der Rubel rollt. Und genau das will Wladimir Putin diese Woche auch wieder erreichen, indem er die „unfreundlichen Staaten“ auffordert, russisches Gas künftig nur noch in Rubel zu bezahlen. Ich habe Aussagen dazu gelesen, dass er damit den Rubel wieder stützen will. Das halte ich für Unsinn. Denn auch bisher mussten die Gaskonzerne wie Gazprom die vereinnahmten Devisen bei der heimischen Notenbank zwangsumtauschen. Ob das jetzt der Käufer statt der Verkäufer von Gas übernimmt, spielt für die Gesamtrechnung keine Rolle. Nein es geht einzig und allein um die Demonstration von Macht, der Lieblingsrolle von Putin, wie man an seinem Stadionauftritt in dieser Woche sehen durfte. Oder um es mit den Zeilen von August von Platen zu sagen: „Der Rubel klingt, der Rubel fällt, was ist der Mensch? Ein Schuft! Und wenn die Welt dir nicht gefällt, so steig in deine Gruft!“

Der Tesla rollt

Ja er rollt – und zwar vom Band. Das Band steht in einer Fabrik in Grünheide, die Tesla Chef Elon Musk diese Woche gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz feierlich eröffnet hat. Elon Musk tritt auf in seiner Lieblingsrolle als Macher und Olaf Scholz in einer Doppelrolle als Politiker und Energieberater in Zeiten der Krise. Elon Musk tanzt ausgelassen und Olaf Scholz lässt das Tanzen aus. Dennoch, nach zwei Jahren Planung und Bauzeit zeigt Musk einmal mehr, dass es auch in Deutschland geht, schnell zu sein und voranzugehen. Das hat Signalwirkung auf die ganze Region als Industriestandort, auch wenn einige Dauernörgler wegen der Bewertung von Teslaaktien mit den Augen rollen. Und auch wenn Elon Musk hin und wieder aus der Rolle fällt: Er ist ein Motivator, um Grenzen zu erweitern, um Steine ins Rollen zu bringen. Und wer weiß, vielleicht rollen demnächst noch mehr Teslas auf deutschen Straßen, wenn der Verbrenner künftig in der Apotheke seinen Brennstoff beziehen muss. Apropos rollende Preise:

Die Inflation rollt

Sie rollt wie eine Lawine und sie wird kurzfristig nicht zu stoppen sein. Nächste Woche kommen die Verbraucherpreise für den Monat März in Deutschland auf uns zugerollt. Und ich will jetzt schon prognostizieren, dass eine Sieben vor dem Komma stehen wird. Die Zinsmärkte sind bereits in heller Aufruhr und Investoren ziehen in unbekanntem Ausmaß Gelder aus Anleihen ab. Die Anleiheflucht ist aber erst ins Rollen gekommen, obwohl es aktuell schon der größte prozentuale globale Einbruch am Anleihemarkt seit 30 Jahren ist. Das ist aus meiner Sicht auch derzeit der einzige Grund, weshalb die Aktienmärkte steigen: Das Geld muss irgendwo hin. Und einmal mehr ist der Aktienmarkt das alternativlose Auffangbecken. Die Erholung an den Aktienmärkten ist daher meiner Meinung nach eine Sisyphos-Rally: Der Stein wird aus dem Anleihetal auf den Aktienberg gerollt, um anschließend wieder im Tal zu landen. Ich bin gespannt, ob wir das im ganzen Jahr tun werden? Letztlich bedeutet das nur Wertschwankungen ohne nennenswerte Zuwächse. Noch kämpfen die Anleger mit den Märkten über ihre Rollenverteilung, aber schon jetzt ist klar: Die Inflation bleibt, das Wirtschaftswachstum schrumpft und die Zinsen werden steigen. Überlegen sie sich daher gut, welche Rolle Sie ihrem Geld in diesem Umfeld geben wollen.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Aries Eeberg sagt:

    Tja, wir müssen wohl die strategische Ausrichtung des Portfolios neu überdenken.

    Wie du schreibst, Volker, habe dich den Franklin-EM-ETF verkauft wegen 8% Russland-Beteiligung. Und den Van Eck Global Equity, weil er Europa hoch gewichtet hat.

    Gegenwärtig gehe ich davon aus, dass Europa zu den Verlierern gehört, während die USA und vielleicht Asien gewinnen werden. Nicht sicher bin ich mir, ob China als Gewinner aus dem Konflikt hervorgeht. Wenn es der Westen schafft, sich von China zu lösen und von den russischen Rohstoffen, könnte auch der technologische Fortschritt in China ins Stocken geraten. Für Innovationen braucht es doch Freiheit. Und die wird auch in China immer dünner.

    Rüstungsaktien kaufe ich prinzipiell nicht.

    Allerdings habe ich für meinen Freund bei den Digital Assets nachgelegt. Ich gehe davon aus, dass die Digitalwährungen von den Zahlungs-Beschränkungen profitieren werden. Da wird sich mancher davor schützen wollen, dass seine Gelder eingefroren werden.

    Außerdem habe ich meinem Freund Blackrock gekauft. Das ist so wie ein Engagement im MSCI-World – nur, dass es stärker schwankt. So kann man jetzt noch billiger die Aktien dieser Welt einkaufen.

    Ja und 20% Gold und Minenwerte haben sich natürlich bewährt. Gut, dass ich die noch hatte. Aufgrund des jahrelangen Aufschwungs hatte ich schon über Reduzierungen nachgedacht.

  • Michael sagt:

    China und sogar Indien haben sich bei der UN-Vollversammlung enthalten…
    In den chinesischen Medien wird Russland offenbar verteidigt, Putin in dem chinesischen sozialen Medien verehrt
    Auch China bezeichnet sein System als demokratisch:
    https://english.cctv.com/2022/03/04/ARTI43h2qJ3rTNcsJcN0AGWq220304.shtml?spm=C69523.PXDo5MLOYLFb.0.0

    Wie bereits im Nachbarthread erwähnt: wir werden gerade Zeitzeuge der neuen Weltordnung!

    Ganz nebenbei bemerkt: Wenn ich China wäre, würde ich mir demnächst Taiwan ins chinesische Reich holen…ist ja auch eine innerchinesische Angelegenheit (laut 1,3 Mrd Chinesen). Was will der Westen dagegen tun? China sanktionieren?

  • Bernd S. sagt:

    Das war ja schon in einem anderen Thread von mir thematisiert worden. Der Chinese schaut sich das ganz genau an. Mittlerweile bin ich aber optimistischer. Der Westen hat doch keine halbgaren Sanktionen ergriffen. Da wird China den Bleistift spitzen und rechnen, was das für Sie bedeuten würde. Der Chinese ist diesbezüglich aus meiner Sicht nicht so emotional wie Putin.
    Langfristig kann eine Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Europa für uns gesellschaftlich und wirtschaftlich sogar von Nutzen sein.

  • Michael sagt:

    „Wenn es der Westen schafft, sich von China zu lösen und von den russischen Rohstoffen, könnte auch der technologische Fortschritt in China ins Stocken geraten. Für Innovationen braucht es doch Freiheit. Und die wird auch in China immer dünner.“

    Seit wann braucht es für Innovationen Freiheit?
    Ganz nebenbei bemerkt haben die chinesischen Ingenieure und Naturwissenschaftler die europäischen überholt. Leistung kommt von Fleiß.
    Und wohin möchte Deutschland künftig exportieren, wenn sie sich von China lösen? Wer bezahlt dann Deine Rente?

    „Du wirst nichts besitzen und Du wirst glücklich sein…“

  • Peter Czeck sagt:

    Blackrock halte ich für eine gute Idee…m. W. ist/war ? Blackrock allerdings auch im DAX stark investiert

    • Aries Eeberg sagt:

      Wenn ich das recht sehe, ist Blackrock auf der ganzen Welt durch Eigeninvestitionen und ishares beteiligt.

      Wenn man den Langfristchart von Blackrock mit MSCI World und S&P 500 vergleicht, fällt eine starke Korrelation auf – nur, dass bei Blackrock die Volatilität höher ist. Deshalb ist diese Aktie besonders gut geeignet, bei Tiefständen einzusteigen. …. So weit meine Überlegungen dazu. …
      Im letzten Jahr habe ich aus den Höchstständen von Blackrock verkauft und anderes gekauft. … Ist doch auch gut, oder? …
      … Ach ja, Dividende gibt es ja auch noch. Und dann ist die Aktie sogar besser als MSCI World.

  • Aries Eeberg sagt:

    @ Michael … Bitte versteh mich nicht falsch. Ich bin nicht prinzipiell gegen China und bewundere sogar ihren Aufstieg. Ich sehe das auch so, dass sie fleißig und klug sind. Ich bin auch zu guten Teilen in China investiert. Dennoch: Echte Innovation braucht noch mehr.
    Und: Wenn die Amerikaner den Chinesen das Wasser abgraben wollen, wird es ihnen vielleicht sogar gelingen. Ich habe gelesen, dass die Amerikaner das auch mit Japan gemacht hätten, als die so stark aufstiegen. Aber da kenne ich nicht die Fakten und auch nicht die Quelle dieser Information.
    Insgesamt rechne ich damit, dass die Amerikaner und abgeschwächt die Europäer wieder mehr an ihrer „Fitness“ arbeiten. Amerika hat es immer wieder geschafft, sich zu erneuern. Das sollte man nicht unterschätzen. Außerdem haben die USA eine ausgeglichene Bevölkerungsstatistik. Sie sind nicht überaltert und werden auch nicht weniger.

  • Michael sagt:

    @Aries, Zum Thema Freiheit und Innovationen:
    Die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts haben Innovationen in kürzester Zeit hervorgebracht. Im Naziregime – Unfreiheit pur – wurden technische Innovationen hervorgebracht (Raketen, ME 262, Uboote…).

    Die USA haben viele Vorteile:
    – eine mächtige Regierung, die die wirtschaftlichen Interessen ihrer Konzerne global durchsetzen. Konkurrenz wird bestraft.
    – eine Start-Up Mentalität, Scheitern erlaubt.
    – die von Dir genannten Punkte gehören natürlich auch dazu

    Die Chinesen schauen sich die positiven Eigenschaften der Europäer und USA ab und integrieren diese in ihre Bereiche. Der immense Leistungsdruck der ungesättigten Masse ist auf Dauer ein gewaltiger Vorteil. Und die chinesische Regierung setzt ihre Interessen immer selbstbewusster durch. Sie können es sich eben erlauben.

  • Sandro sagt:

    „Die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts haben Innovationen in kürzester Zeit hervorgebracht.“

    So etwas wird häufig behauptet, aber – nach meiner Kenntnis – von Wissenschaftlern bestritten. Denn wenn man die verwendeten Mittel nicht zur Entwicklung von Militärgerät verwendet hätte, hätte deutlich mehr Innovation entstehen können. Grundlegende physikalische Entdeckungen, welche derart zielgerichtete militärische „Innovationen“ überhaupt erst möglich machten, sind in Friedenszeiten entstanden. Sie benötigten Kreativität und keine militärische Planwirtschaft bzw. zu zielgerichteten Handlungszwang. Die wirklich großen Erfindungen, die die Konjunkturzyklen auslösten (Mechanischer Webstuhl, Dampfmaschine, etc…) entstanden auch nicht als Offspin militärischer Entwicklungen.

  • Aries Eeberg sagt:

    Danke, Sandro. Der Krieg ist nicht der Vater aller Dinge – ganz im Gegenteil. Aber zu den Erfindungen während der Kriege: Die frei Welt hatte in den beiden Weltkriegen die besseren Erfindungen: Penizillin, Radar, Sonar?, Enigma-Entschlüsselung durch Computer, Atomenergie, …

  • Michael sagt:

    Konrad Zuse hat ebenfalls etwas nettes gebaut…seine Erfindung hatte jedoch seinerzeit kaum Aufmerksamkeit erzeugt.

    Die Entschlüsselung der Enigma – insbesondere durch die Erbeutung eines deutschen UBoots, hatte signifikanten Einfluss, auch auf das Unternehmen Zitadelle.

  • Andreas B sagt:

    @Michael

    Hast du deine Gazprom noch und daran festgehalten? Wenn ja, was sagst du zur Handelsaussetzung… bzw. vermutlich werden diese wertlos. Ich tippe auf Enteignung durch Russland als Gegensanktion.

  • Raimund Brichta sagt:

    Ich erinnere mich jedenfalls an Zeiten, in denen ich mich bei einigen von Euch dafür rechtfertigen musste, dass ich um Aktien wie Gazprom, Lukoil und Co einen großen Bogen machte.

  • Michael sagt:

    @Andreas: ich habe meine Russlandaktien verkauft und sehr viel Geld verdient. Geopolitischer Frieden und kollektives wirtschaftliches Gedeihen wären mir jedoch lieber.

    Was die ADRs und der Umgang mit den „russischen ADRs“ betrifft bin ich gespannt: Es gibt schließlich nicht nur ADRs mit hinterlegten Russlandaktien, sondern auch von anderen Ländern, bspw China. Könnte Signalwirkung haben.

    Ja, der Westen friert russische Vermögenswerte ein, von russischer Seite wurde von Enteignungen gesprochen.

    Das geopolitische „Big Picture“ ist jedoch entscheidend, nicht kleine Details. Objektiv und nüchtern betrachtet bekommen wir nun ein Szenario, was Max Otte in seinem Buch „Weltsystemcrash“ beschreibt. Das schnelle Tempo der Veränderungen ist schockierend atemberaubend.

    Für die Aktienmärkte heißt das: europäische Konzerne müssen erst einmal ihre neue faire Bewertung finden. Nicht nur der wegfallende russische Markt (überschaubar), sondern auch neue Lieferketten, überteuerter Einkauf, als Konsequenz teurere Produkte und somit weniger Marge und schlechtere Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt. Winner: USA & China.
    Für die ganzen DAX-Anleger und europäischen Fonds desolat, denn hier geht es nüchtern betrachtet um deren Altersvorsorge.

    Für den sozialen Frieden verheißen die Entwicklungen in Europa ebenfalls nichts gutes. Hier „hilft“ jedoch der gemeinsam definierte Feind Putin / die Russen. Diese Mechanismen gab es schon x-mal i der Geschichte und wiederholt sich. Die menschliche Psychologie ändert sich ja nicht.

    Ich zitiere unsere Annalena erneut: „Deutschland ist bereit, einen sehr hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen.“
    Die Bedeutung und Auswirkungen haben die allermeisten Menschen noch nicht verstanden. Denke über diesen Satz in Ruhe nach!

    Vereinfacht dargestellt ist es eine weitere Umverteilung von unten nach oben.

    Für die Menschen in den Entwicklungsländern ebenfalls katastrophal: sie leiden unter den massiven Preisanstiegen für Getreide.