von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Weltbedenkenträger
- Weltmutführer
- Weltvorwärtsdenker
Weltbedenkenträger
Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt. Der Kanzler lädt zur Standortoffensive und die ganz Großen kommen: Deutsche Bank, Siemens, SAP, Mercedes, Bosch, BASF. Es geht um Tempo, Technologie, Talente, um ein „Made for Germany“, das mehr sein soll als ein PR-Signet für Hochglanzbroschüren. Und was machen wir draus? Wir zerreden es sofort. Zu wage, zu gewollt, zu symbolisch – so das Urteil der öffentlichen Weltbedenkenträger, die in jedem Aufbruch reflexartig PR in eigener Sache wittern. Dabei ist der Moment günstig: Entscheider mit Macht und Mitteln am Tisch, eine Bundesregierung, die zuhört statt belehrt, und ein Slogan, der sich nach Zukunft anfühlt. Doch kaum verließ der letzte CEO das Kanzleramt, war der Wind auch schon wieder raus. Permanent skandierte man: Große deutsche Unternehmen investieren zu wenig, man sollte sie in die Pflicht nehmen. Engagieren sich die Firmenlenker dann freiwillig, unterstellt man ihnen nur Eigeninteressen. Was denn nun? Der deutsche Hang zur Hyperkritik frisst jeden Aufbruch und Erneuerung zum Frühstück. Statt Welthoffnungsträger verehren wir die Weltuntergangspropheten. Statt Chancen sehen wir gerne die Risiken. Statt am Erfolg berauschen wir uns am Misserfolg. Und so tragen wir in unserer Welt stets die Bedenken, während andere mutig sind:
Weltmutführer
Dass es auch anders geht, zeigt der Blick nach Washington und Tokio: USA und Japan haben sich diese Woche auf ein neues Zollabkommen verständigt. In Zeiten des wieder aufziehenden Protektionismus ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern ein ökonomisches Mutmachsignal, gerade mit Blick auch auf die Verhandlungen mit der EU. Weltmutführer sehen in Verhandlungen keine Bedrohung, sondern eine Gelegenheit zur Verständigung. Während sich Europa noch über den Haushalt streitet, nähern sich zwei Hightech-Nationen strategisch an, leise, konstruktiv, lösungsorientiert. Eine Blaupause für Europa, skandieren die Weltlockerseher noch am gleichen Tag und der Weltpräsidentendarsteller aus Washington bremst zeitgleich die Erwartungen, mit Europa ebenso schnell zum Verhandlungsende zu kommen, sieht aber Fortschritte. Weltmutführer verhandeln nicht über das Ob, sondern über das Wie. Denn wenn wir im globalen Strukturwandel bestehen wollen, braucht es mehr als Haushaltsdisziplin: Es braucht Haltung, Tempo und Mut zur Entscheidung. Das Abkommen mit Japan ist nicht spektakulär, aber beispielhaft. Denn es zeigt: Handelspolitik kann auch neue Kooperation bedeuten. Und Kooperation ist die neue Souveränität, um die Welt vorwärts zu denken. Apropos:
Weltvorwärtsdenker
Die deutsche Frauenfußballmannschaft ist bei der EM raus gegen Spanien. Und? Spielen sie deshalb künftig keinen Fußball mehr? Die EZB senkt diese Woche keine weiteren Zinsen. Und, steht deshalb die Wirtschaft still? Nein, wir leben in einer Weltsichweiterbeweger-Zeit. Stillstand ist keine Option, der Tod kein Finale. Ozzy Osbourne ist tot – und ich verneige mich vor seinem Leben, das lauter war als jede Heavy Metal Band. Er war nie ein Bedenkenträger, sondern ein Vorwärtsdenker mit Gitarrenverstärker. Der selbsternannte „Prince of Darkness“ war nie ein Mann der leisen Töne. Aber wer genau hinhörte, entdeckte in seinem Lärm etwas Seltenes: radikale Lebensfreude, unerschrockene Neugier, blanken Schöpfungsdrang. „I’m not afraid of dying. I’m afraid of not trying“, sagte er einmal. Weltvorwärtsdenken in Reimform. Wo andere an Normen verzweifelten, schrieb er Songs wie „Crazy Train“ und „Flying High Again“ – Titel, die man sich über die Türen von Unternehmen, Politikerbüros, Forschungseinrichtungen und Gründerzentren hängen sollte. Denn Vorwärtsdenken ist kein Konzeptpapier. Es ist Radikalität, Risiko, Rock’n’Roll. Wer sich nur auf Sicherheit verlässt, wird bestenfalls Mittelmaß. Wer vorwärts denkt, wird unsterblich. Oder wenigstens eine Legende. Ruhe in Frieden Ozzy!
Ihr Volker Schilling
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„Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt“
Eine nette PR-Veranstaltung.
Investition werden dort getätigt, wo Steuern niedrig sind, Energiepreise niedrig sind, und viele hochqualifizierte Arbeitskräfte vorhanden sind.
All das ist in Deutschland nicht mehr gegeben, andere Weltregionen – insbesondere die USA – sind besser.
Und genau deshalb wird hierzulande abgebaut, und anderswo aufgebaut, insbesondere in den USA.
Das hat rein gar nichts mit Pessimismus zu tun, sondern mit OBJEKTIVITÄT.
Schließlich wandert das Kapital in ERFOLGREICHE Unternehmen. Abstimmung mit den Füßen…
„Schließlich wandert das Kapital in ERFOLGREICHE Unternehmen. Abstimmung mit den Füßen…“
Für viele und auch insbesondere deutsche Unternehmen spielt der Standort eine weit weniger wichtigere Rolle als vielmehr die Absatzmärkte. Daher sollte, ja muss man sogar, den Standort Deutschland und seine Unternehmen nicht abschreiben. Wie du so schön schreibst, das Kapital wandert in „ERFOLGREICHE“ Unternehmen und nicht zwangsläufig in erfolgreiche Staaten.
Natürlich sind Rahmenbedingungen wie Energie und Löhne, sowie Qualifikation und Steuern relevant, aber eben nicht alleine denn da war Deutschland schon immer etwas im Nachteil und trotzdem war Made in Germany gefragt. Geben wir doch Made for Germany eine Chance, bevor wir es kaputt reden, noch bevor es Ergebnisse zeigen kann.
Volker, Deine Worte zu Ozzy O. sind hervorragend gewählt. Wirklich Klasse!
Danke dir
Die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen stießen an ihre Grenzen. „Die sozialen Sicherungssysteme sind überlastet“, warnte Reiche.
https://www.n-tv.de/politik/Reiche-fordert-mehr-und-laengere-Arbeit-von-Deutschen-article25925970.html
Tagtäglich in den Medien. Vorbereitung der arbeitenden Bevölkerung auf weitere Einschnitte. Rente ab 67 (!) ist noch zu früh… 😉
Hmmm, ich dachte die Migration löst das Rentenproblem. Wurde vor 10 Jahren geschrieben…
Nur die Deutschen lassen sich grandios veräppeln…
Dass Migration unsere Probleme löst, hat kein vernünftiger Mensch geschrieben.
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Migration hilft aber, die Probleme zu lösen. Man muss sehen, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen. In meiner Familie gibt es einige Migranten. Ohne Migration könntest du, Michael, dich gar nicht mit dem Aries auseinandersetzen. (Manchmal finden wir sogar einen gemeinsamen Grund.)
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Ich stamme aus dem Ruhrgebiet. Ohne Migration wäre die Erfolgsgeschichte des Ruhrgebiets in vergangenen Jahrzehnten überhaupt nicht möglich gewesen. … Der heutige Strukturwandel ist eine ganz andere Geschichte. Im Zuge des Strukturwandels konnten Menschen wie ich sich immerhin entwickeln. Das ist doch schon etwas.
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Erfolgreiche Regionen wie Bayern haben auch Strukturwandel hinter sich und eines Tages werden sie sich wieder im Strukturwandel befinden. Migration ist da nur ein Aspekt in diesem Prozess.
Aries, Du versuchst Parallelen zu ziehen wo keine sind. Ist aber ok.
Mir geht es auch nicht darum über die illegale Migration sich auszutauschen (die Ergebnisse sind bekannt), sondern auf die gestiegene Häufigkeit des Themas „Rente ist zu teuer“ in den Medien hinzuweisen.
Die Bevölkerung wird durch diese „Berichterstattung“ auf kommendes vorbereitet, um noch höhere Steuern / Abgaben zu bezahlen (oder „alternativlose“ Einschnitte zu akzeptieren).
Das ist ein Muster in Medien, welches bei anderen Themen ebenfalls hierzulande gespielt wird. Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte „Klimakrise“ – tagtäglich wird darüber „berichtet“.
Auch dabei geht es lediglich darum, als Ergebnis den deutschen Steuerzahler zu schröpfen, das erarbeitete Vermögen zu schreddern.
Die cleveren Menschen wissen Bescheid und sorgen innerhalb der Familie vor.
Viele Lemminge fallen auf die Masche jedoch hinein und wundern sich, warum es sukzessive bergab geht.
Das ist alles übrigens kein Strukturwandeln, sondern Vernichtung von bewährten Strukturen.
Der Stukturwandel besteht darin, dass wir uns in eine Gesellschaft mit zu wenig Kindern gewandelt haben. Dass die Generationen, die das verursacht haben, darunter leiden müssen, ist nur gerecht.
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Das bisherige Verfahren, dass die jüngere Generation für die ältere die Rente erarbeitet, funktioniert schon von den Zahlen her nicht.
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Wohl dem, der für diese Konsequenzen vorgesorgt hat. Da stimme ich dir voll und ganz zu.
Meinung zum „Handelsdeal“ USA / Europa? Europa hat sich in meinen Augen völlig über den Tisch ziehen lassen. Ich frage mich, ob eine Eskalation erstmal nicht besser gewesen wäre…
Völlig absurd alles…. da war wohl die Drohung von USA könnte sich aus Nato zurückziehen und militärisch Europa nicht beistehen zu stark.
„Meinung zum „Handelsdeal“ USA / Europa?“
Glückwunsch an die USA und ihren gewählten Präsidenten, der die Interessen seines Landes und seiner Bevölkerung vertritt. Dafür ist er gewählt worden.
Ich frage mich, wie die EU ihre Klima-Ziele erreichen will? Denn schließlich kauft die EU ja für läppische 750 Milliarden US$ klimaschädliches Öl und Frackinggas ein…
Drill Baby Drill!
Auch an diesem Beispiel könntet ihr die Widersprüche erkennen…
Aber dafür schreitet die mEn gewollte Deindustrialisierung Deutschlands voran, und ihr spart – wie gewünscht und gewählt – CO2 ein.
Ihr bezahlt mit eurem Vermögen und eurer Freiheit…
Zölle treiben beidseitig die Inflation an… USA müssen 9 Billionen Dollar refinanzieren. Wann knickt die FED ein und muss wieder QE starten?
Nette Lobeshymne auf Ozzy, der vermutlich 60 Prozent seiner Zeit einfach nur zugedröhnt war.
Ich kannte mal eine Arbeitskollegen, der immer völlig cool war. Eines Tages fragte ich ihn , wie er das mache. Er sagte mir, vor der Arbeit ziehe er sich immer einen Joint rein. Drogen können einen auch weiter bringen. Amy Whinehouse und Janis Choplin waren auch dauerdicht. Und Elvis vermutlich auch und Marylin Monroe.
Auf Deine Drogen Ozzy. Bei unseren Politikern brauchen wir vielleicht sogar Deine Drogen.
Vielleicht bin auch mal irgendwann so stramm, dass ich einer Katze vor laufender Kamera den Kopf abbeiße und dann berühmt werde.
@Andreas: Mutares ist in den Schlagzeilen…breite Streuung das A in O bei der Geldanlage.