von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- In flagranti
- Inflatione
- Infantino
In flagranti
Im Lateinischen bedeutet „in crimine flagranti“ soviel wie „solange das Verbrechen noch brennt“. Daraus wurde in Kurzform das „in flagranti“, was soviel bedeutet wie „auf frischer Tat“. Man könnte sagen, dass diese Woche Baschar al-Assad in flagranti erwischt wurde und praecipiti cursu die Flucht nach Russland antrat. Dort sitzt er wahrscheinlich jetzt in einer Wohngemeinschaft mit Jan Marsalek, Jewgeni Prigoschin und Edward Snowden. Was wäre das für eine unterhaltsame Sitcom fürs Fernsehen? In Syrien dagegen kann man das „in crimine flagranti“ noch beobachten: Von den Herrschaftspalästen des Diktators bis zu seinen Foltergefängnissen. Die weltweiten Börsen dagegen erwischen nur die Uninvestierten in flagranti, die sich hektisch zum Jahresende bemühen, ihr Geld doch noch schnell am Aktienmarkt unterzubringen. Die Märkte daher weiter in Feierlaune. Und ein Delinquent feiert besonders kräftig: Elon Musk! Er erreicht nicht nur ein persönliches Vermögen von fast 450 Milliarden US-Dollar, sondern mit seiner Tesla-Aktie ein neues Allzeithoch. Knapp 100 Prozent Zuwachs in den letzten 7 Wochen. Eine Infamie für jeden Short-Seller und eine Infusion für jeden Tesla-Aktionär. Themenwechsel:
Inflatione
Die Europäische Notenbank EZB senkt zum vierten Mal in Folge den Leitzins. Um 0,25 Prozent wurde er auf 3,0 Prozent herabgesetzt und das, obwohl die Inflation zuletzt im Euroraum wieder auf 2,3 Prozent angestiegen ist. Die Notenbankpräsidentin Christine Lagarde schätzt, dass man erst im Laufe des nächsten Jahres die Inflation wieder unter die 2 Prozent-Marke bekommt. Ich habe da so meine Zweifel und würde aktuell darauf keine Wette eingehen. Nächste Woche wird die US-Notenbank ziemlich sicher ebenfalls den Leitzins weiter absenken. Und das, obwohl auch in den USA diese Woche eine gestiegene Inflation von 2,7 Prozent gemeldet wurde. Die Kerninflation liegt sogar bei 3,3 Prozent. Ohne Zinssenkungen warnt die eine Hälfte der Ökonomen vor einem Infarkt des Wirtschaftswachstums, die andere Hälfte vor einem Inferno bei den Konsumentenpreisen. Wie so oft liegt die Wahrheit womöglich dazwischen. Derweil kündigt die „Person des Jahres 2024“, Donald Trump, die ersten Zölle an und infiltriert damit die Bemühungen der Notenbank, die Inflation zu bekämpfen. Wie ein infamer Influencer verursacht er noch vor seinem Amtsantritt eine Influenza bei den Notenbankern. Man könnte auch sagen, dass bereits der ein oder andere etwas verschnupft ist. Klingt etwas infantil, konnte aber durch einen Europäer diese Woche noch getoppt werden:
Infantino
Der FIFA-Präsident Gianni Infantino verkündete diese Woche die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien. Wer geglaubt hat, dass man nach dem Katar-Desaster etwas beim Weltfußballverband gelernt hat, der glaubt auch, dass ein Bärenmarkt nur im Zoo stattfindet. Wahrscheinlich ist es nur ein gerissenes Manöver, um die Katar-WM aufzuwerten, denn in den von Menschenrechtsorganisationen erstellten Rankings ist Katar tatsächlich deutlich besser platziert als Saudi-Arabien. Aber wen interessieren Menschen, wenn es um Geld geht? Wer wüsste das nicht besser als wir Börsianer? Der eigentliche Skandal liegt vielmehr in der Begründung des Deutschen Fußball-Bundes DFB, der deshalb mit Ja gestimmt hat, weil eine Nein-Stimme nichts am Ergebnis verändert hätte. Meine lieben Leserinnen und Leser: So geht Demokratie. In diesem Sinne verpflichte ich Sie alle, meine wöchentliche Kolumne zu lesen, denn wenn Sie es nicht tun, werde ich sie trotzdem schreiben.
Ihr Volker Schilling
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