von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Argusaugen
- Augurenlächeln
- Achillesferse
Argusaugen
Der Riese Argos, der am ganzen Körper Augen hatte, war der Wächter der Zeusgeliebten Io. Wenn man etwas mit Argusaugen beobachtet, dann ist man ein wachsamer Betrachter, ein aufmerksamer Verfolger. Was ist mir diese Woche besonders ins Auge gesprungen? Besonders auffallend ist die erneute Rally bei Techaktien. So ist der Anteil des Technologiesektors im S&P500 inzwischen auf 31 % geradezu explodiert und hat damit den höchsten Anteil im Index seit dem Jahr 2000 erreicht. Exemplarisch die Kursentwicklung von Nvidia: Seit dieser Woche ist Nvidia das wertvollste Unternehmen der Welt und sein Mitgründer und Chef Jen-Hsun Huang fast so ein Mythos wie der Wächter Argos. Er gibt inzwischen nicht nur Stoff für zahlreiche Börsenmemes, sondern signiert auch Dekolletés von Fans und seine Auftritte werden begeistert gefeiert. Diese Woche allerdings nutze er die Gelegenheit, um etwas Taschengeld für sich auszuzahlen. Huang zeigte ein Insidergeschäft an, dass er Nvidia-Aktien im Wert von 31,2 Mio. US-Dollar verkauft hat. Der Mann versteht etwas von Timing. Wollen wir hoffen, dass er nicht so endet wie Argos, der vom Götterboten Hermes eingeschläfert und getötet wurde. Richten wir unser Augenmerk auf die Arroganz der Prognostiker:
Augurenlächeln
Im alten Rom waren die Auguren zuständig für die Vogelschau, das Auspizium. Welches quasi als Vorhersage diente, was den Göttern genehm sei oder eben nicht. Im heutigen Sinne ist die moderne Vogelschau ein täglich zu beobachtendes Ritual an der Börse. Die größte Vertreterin der modernen Auguren ist derzeit Techinvestorin Cathie Wood. Mit ihrem vermeintlich wissenden Augurenlächeln verkündete sie diese Woche vollhals, dass die Tesla-Aktie von derzeit 184 Dollar bis 2029 auf sagenhafte 2600 Dollar steigen wird. Das wäre ein schlappes Plus von 1400 Prozent. Schon einmal hatte sie eine gewagte Prognose zu Teslas Kursentwicklung und lag richtig, das lässt den Markt aufhorchen und die Berichterstattung in Wallung geraten. Dass sie insgesamt mit ihrem Ark Fonds aber mehr Geld vernichtet hat, als sie jemals erwirtschaftete, geht dabei leider allzu häufig unter. Obwohl der Schaden, den sie bei Anlegern hinterlassen hat, gewaltig ist, wird sie weiterhin als „Starinvestorin“ oder „Techgigantin“ gefeiert. Na ja, wenigstens einer dürfte sich über diese Prognose freuen: Elon Musk, denn der hat diese Woche auf der Tesla-Hauptversammlung die Zusage für ein Aktienpaket von sage und schreibe 50 Mrd. US-Dollar erhalten. Aber eine Schwachstelle bleibt:
Achillesferse
Die Achillesferse Teslas ist das große Versprechen der selbstfahrenden Robotaxis. Wenn hier wiederholt nicht geliefert wird, dann wird die Luft dünn für weitere Höhenflüge. Ich bleibe daher weiter skeptisch, da Elon Musk zu oft seine Prognosen nicht eingehalten hat. Die Achillesferse der deutschen Fußballnationalmannschaft dagegen hat im laufenden Turnier allerdings noch kein Gegner ausgemacht. Souverän oder vielmehr „völlig losgelöst“ steuern die Deutschen durch die Gruppenphase. Warten wir es ab, bis die deutschen Achillen vor den Toren Trojas stehen. Homer hätte sicherlich seine Freude am heldenhaften Mut unserer Truppe. Diese EM hat inzwischen auch seine inoffizielle Hymne von zwei Taxifahrern aus Hamburg erhalten, die mit „Diese EM“ einen Social Media Hit gelandet haben, der im Bollywood-Stil gerade viral geht. Diese EM hat wohl doch mehr zu bieten, als wir uns alle noch vor wenigen Wochen vorstellen konnten. Auf ins Achtelfinale!
Ihr Volker Schilling
Weitere Greiffbar-Ausgaben lesen
All die „Überraschungen“, heute auf ntv.de:
„Böse Überraschung auch für Eurozonen-Wirtschaft – Frankreich ist großes Sorgenkind (…)
In Frankreich fiel das Barometer für den Industriesektor im Juni auf 45,3 Punkte nach 46,4 Zählern im Mai. Auch im Servicebereich ging es bergab: auf einen Wert von 48,8 nach 49,3 im Mai.“
„Die deutsche Wirtschaft hat im Juni überraschend an Schwung verloren.
(…)
Industrie: Deren Barometer sank um 2,0 auf 43,4 Zähler. Besser lief es bei den Dienstleistern. Hier gab das Barometer um 0,7 auf 53,5 Punkte nach“
Eine DESASTRÖSE, sich verstetigende Entwicklung der Deindustrialisierung in Deutschland bestätigen diese nackten Zahlen – medial jedoch verkauft als „Überraschung“.
Vor nicht allzulanger Zeit wären solche Umstände mit Priorität 1 thematisiert und gelöst worden. Jetzt wird der Abstieg einfach so hingenommen…ergo: vielleicht gewünscht?
Dafür schafft der US-Konzern Amazon in Deutschland ein paar Jobs…
Bzgl CO2-Einsparungen ist Deutschland auf gutem Weg – ganz wichtig bei diesem Hitzesommer…
Spannende Artikel zum Thema Schulden und Weltreiche.
https://www.wsj.com/politics/policy/will-debt-sink-the-american-empire-8459096b
“Any great power that spends more on debt service (interest payments on the national debt) than on defense will not stay great for very long. True of Habsburg Spain, true of ancien régime France, true of the Ottoman Empire, true of the British Empire, this law is about to be put to the test by the U.S. beginning this very year.”
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/philipp-ii—-spaniens-koenig-des-serien-staatsbankrotts-31112254.html
Warum wird neuerdings medial für die Ausweitung der Verschuldung geworben?
Erinnert ihr euch an Baerbocks (GRUENE und WEF Young Leader) Rede zu Kenia, an dem sich Deutschland ein Beispiel nehmen soll?
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/newsletter-und-abos/bulletin/rede-der-bundesministerin-des-auswaertigen-annalena-baerbock–2182340
„Und ein ganz besonderes Beispiel, wie es gehen kann, wenn man sich vor Ort den Herausforderungen stellt – und nicht sagt „es geht nicht“, sondern: „Wir haben Lösungen für unser spezielles Transformationsprojekt“ – das sehen wir in Kenia.
Kenia zeigt, was wir in Sachen Ambition und Tempo von anderen Staaten lernen können. Schon jetzt bezieht Kenia etwa 90 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Im Jahr 2030 soll der Anteil bei 100 Prozent liegen. Das ist beispielhaft.“
Dann schaun mer mal, was dort so los ist:
https://www.n-tv.de/politik/Mindestens-ein-Toter-bei-Erstuermung-des-Parlaments-in-Kenia-Flammen-im-Gebaeude-Chaos-Zerstoerung-Pluenderungen-article25042347.html
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