von Volker Schilling
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Gelduntergang
- Moneypulation
- CashKlau
Gelduntergang
Ich komme gerade vom größten Branchentreffen der Investmentindustrie in Deutschland, dem Fondskongress in Mannheim, zurück. Und obwohl die Stimmung unter den Ausstellern und Besuchern durchweg positiv war, gibt es eine Spezies, die sich lautstark Gehör verschafft. Die Rede ist von den Gelduntergangspropheten. So verwunderte es nicht, dass gleich der Eröffnungsvortrag von keinem geringeren gehalten wurde als „Dr. Doom“ himself, Starökonom Prof. Nouriel Roubini. So beschwörte er standesgemäß die Mutter aller Krisen herauf und heizte der nach Antworten suchenden Menge ordentlich ein. Und auch andere Crashgurus wie Florian Homm oder Markus Krall sehen nach dem Bankenbeben wieder ihre Chance gekommen, auf sich aufmerksam zu machen. Und genau das ist es auch, die Gier nach der wertvollsten Währung unserer Zeit: Aufmerksamkeit. Deshalb dürfte es wohl keinen verwundern, dass just in diesen Tagen die Investmentfirma von Nouriel Roubini, die Atlas Capital Team, gemeinsam mit Goldman Sachs neue Finanzprodukte auf den Markt wirft, die Anleger genau vor diesem Gelduntergang schützen soll. Wahrscheinlich reiner Zufall.
Moneypulation
Dazu kommen die neuen Medien, die vielen Finfluencer mit den lustigen Namen. Man weiß nicht, ob man der Stock-Mum, dem Dividenden-Cowboy oder dem Finanz-Ritter folgen soll. Die Schlacht um Content führt auch hier teilweise zu einer „Negativ-Spirale“ im Kampf um Aufmerksamkeit. Und die Angebote von Finanzcoachings, Schnellreichwerdenseminaren und Bessererfolgreichtradenstrategien werden nicht nur abstruser, sondern sind schlichtweg oft Betrug. Aber auch die Leichtfertigkeit vieler junger engagierter Contentproduzenten, die glauben, dass der Satz „wir machen hier keine Anlageberatung“ sei ausreichend, um jegliche Art von Verantwortung für ihre eigenen Inhalte und Empfehlungen von sich zu weisen, zeugt von Naivität. Diejenige Art von Naivität, die erst neue Anleger in hochspekulative Techtitel jagt, um nach deren Zusammenbruch jetzt auf die großen Gefahren von Finanzcrashs zu verweisen und wie man sich davor schützt. Natürlich auch ohne dafür Verantwortung zu tragen, da man ja keine Anlageberatung durchführe, wenn man in aller Öffentlichkeit das eingesandte Depot eines Followers diskutiere. Ich nenne das Moneypulation und empfehle den Aufsichtsbehörden dringend, mehr die sozialen Medien im Blick zu haben, und zwar bevor dort erst wieder große Vermögenschäden entstehen. Apropos:
CashKlau
Diese Woche stellte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kurz DSW, wieder einmal die größten Kapitalvernichter der letzten Jahre vor: Die börsennotierten Gesellschaften in Deutschland, welche die größten Kursverluste eingefahren haben. Man könnte auch sagen, diejenigen Unternehmen, die statt CashCows eher CashKlaus sind. Angeführt wird die diesjährige Liste von Immobilienunternehmen wie der Corestate Capital Holding oder der Adler Group, aber auch Uniper, Diebold Nixdorf oder Morphosys finden sich unter den Top Ten. Das gesammelte Werk der Schande finden Sie auf der Homepage des DSW. Es lohnt auch ein Blick in die hinteren Reihen, dort findet sich auch der ein oder andere Daxwert. In diesem Sinne, passen Sie gut auf Ihre Anlagen auf und lassen Sie sich von Gelduntergangspropheten nicht moneypulieren.
Ihr Volker Schilling
„wertvollste Währung unserer Zeit: Aufmerksamkeit“…..jo, aber nicht nuuur „unserer Zeit“. War wahrscheinlich schon bei den ersten Einzellern so….
Also, die ersten Bakterien waren sicher hellwach, ganz aufgeweckte Burschen, …😀
Zählst Du uns bzw. mich auch zu den sog. Gelduntergangspropheten, lieber Volker? Streng genommen bin ich ja einer 😀
Für einen echten Propheten predigst Du vielleicht zu wenig.
Aber ne Bibel hast Du ja schon geschrieben. 😀
Jo Raimund besser fundiert als P.C.Martin….egal Sachwert schlägt Geldwert….langfristig
Lieber Raimund, lass es mich mal mit den Worten von John Maynard Keynes sagen: „On the long run we are all dead“ Wir sind uns immerhin bewußt, dass wir auch das hier und jetzt meistern müssen und nicht auf das Finale warten wie auf Godot.
Apropos „on the long run“: Der wird immer kürzer, je älter wir Menschen werden. Und für unser Geldsystem gilt ähnliches 😉
Jo mit etwas Glück ist man schneller als das Geldsystem. Ansonsten run, run, run….immer weiter, weiter, weiter
Ist in den 14 Tagen, in denen ich weg war, irgendetwas Bedeutendes passiert? Der Chart des MSCI World strahlt jedenfalls viel Ruhe aus. (Ich habe eure Diskussion natürlich verfolgt.)
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Aus Indien kann ich berichten, dass ich jetzt da definitiv nicht gesondert investieren werde. Die Entwicklung im Land ist enorm. Das sind aber auch die Risiken. Wir hatten z.B. ein kleines Erdbeben und eine kleine Separatistenunruhe in direkter Nähe. Außerdem ist mir klar geworden, dass die Entwicklungsländer wirklich schnell wachsen. Wir entwickeln uns aber auch. Ein Wachstum von 2% auf unserem Niveau ist absolut ganz etwas Anderes als 6% auf dem Niveau Indiens. Dennoch muss man anerkennen, dass Indien 2030 die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde sein wird. Und der Pazifische Raum wird das Gravitationszentrum der Weltwirtschaft sein.
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Ich werde die Story weiterhin mit dem SPDR EM small cap abdecken. Der gewichtet Indien über und China unter.
Ich habe mir vorgenommen, demnächst mal über einen ETF in Indien zu investieren, z. B. iShares MSCI India, WKN A2AFCY…
Dass die Wirtschaft so stark wächst, muss natürlich nicht zwingend bedeuten, dass auch die Aktienkurse stärker steigen. Aber Indien war in der Vergangenheit ja tatsächlich ziemlich gut…
Der Franklin India hat geringere Kosten. …. Den Anstieg des indischen Marktes in der Vergangenheit haben wir beide wohl leider verpasst. EM-Spezialisten haben schon lange darauf hingewiesen. … Aber ob das so bleibt? …
Was spricht dagegen?
Abwarten Tee trinken würden die ehemaligen Kolonialherren sagen…
Wenn es euch interessiert: Ich habe meine Reiseerfahrungen aus der Sicht eines Investors dargestellt. Hier könnt ihr ihn lesen: https://zeezeiler.eu/india-reloaded/#more-564
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Wie gesagt habe ich mich entschlossen, die Wachstumsstory Asiens mit einem breiteren Ansatz zu verfolgen. Dass Indien für westliche Industrie-Investoren als Ersatz für China taugt, glaube ich nicht. Ich denke, dass Indien seinen eigenen Weg gehen wird und sich aus eigener Kraft weiter entwickelt. Krisen und Rückschläge sind jederzeit möglich.
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Charttechnisch lädt Indien allerdings vielleicht gerade zum Einstieg ein.
Bitte gerne hier als Beitrag einstellen 😀
Wie man EM-Chancen in das Portfolio einbindet, hat sehr schön gerade Gerd Kommer dargelegt. Er ist auch für einen breiten Ansatz, der vielleicht faktorgesteuert (small cap) sein kann. Auch ex-China hält er für denkbar.
https://gerd-kommer.de/schwellenlaenderaktien/?utm_source=Newsletter+von+Gerd+Kommer&utm_campaign=85dddb4345-EMAIL_CAMPAIGN_2023_03_28_12_46&utm_medium=email&utm_term=0_-85dddb4345-%5BLIST_EMAIL_ID%5D