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Greiffbar – Diese Woche war Chefsache

24. Februar 2023
Volker Schilling
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von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Chefsache

Ganz klare Ansage: Diese Woche war Chefsache. Da wären zum einen die beiden Staatschefs der USA und Russlands, Joe Biden und Wladimir Putin. Beide erklärten in ihren Grundsatzreden zur Lage des Ukraine-Krieges ihren Anhängern den unerschütterlichen Willen zum Durchhalten. Genau 365 Tage tobt er jetzt der Krieg, den der Kremlchef am 24. Februar 2022 entfacht hat. Und allen Chefdiplomaten zum Trotz tobt er weiter. Auch wenn China jetzt eine Friedensmission zur Chefsache erklärt hat und mit Wang Yi einen der ranghöchsten Außenchefs nach Moskau entsandt hat, ist auf ein schnelles Ende derzeit nicht zu hoffen. Vielmehr haben die militärischen Stabschefs alle Hände voll zu tun, um die globalen Waffenlieferungen in die Ukraine zu kanalisieren. Derweil hat der Chefökonom des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher ausgerechnet, dass alleine Deutschland der Krieg in der Ukraine 2022 knapp 3% Wirtschaftsleistung gekostet hat. Und trotzdem steht der deutsche Aktienindex DAX bei knapp 15.500 Punkten und damit gerade einmal 5% unter seinem Allzeithoch.

Chefetage

Die Chefetage der deutschen Aktienindizes, der DAX, hat diese Woche zudem einen Neuzugang zu verzeichnen. Für die scheidende Linde-Aktie nimmt die Commerzbank im Chefsessel der Unternehmens-Beletage Platz. Doch nicht alle Firmenchefs können sich derzeit so freuen wie Commerzbank-CEO Manfred Knof. Ver.di Chef Frank Werneke fordert im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes einen seit 1974 etablierten Gassenhauer: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Ganze 10,5% mehr Lohn sollen es sein, die die Chefs des öffentlichen Dienstes in Panik versetzen. Das muss wohl diese Lohn-Preis-Spirale sein, von der die Chefökonomen so gerne reden.  Apropos Ökonomen, die Chefaufseher der US-Notenbank gewährten diese Woche wieder Einblick in das Protokoll der letzten Notenbanksitzung. Brisant darin waren die zahlreichen Hardliner unter den Notenbankern, die bereits für die letzte Zinserhöhung 0,5% statt 0,25% gefordert haben. Ihr Teamchef Jerome Powell konnte sie zwar vorerst überzeugen nur kleinere Zinsschritte zu akzeptieren, aber für die nächste Sitzung könnte dies schon wieder Makulatur sein.

Chefposten

Auf dem Chefposten der Vereinten Nationen sitzt António Guterres, der diese Woche beim Cheftreffen der UN-Vollversammlung einmal mehr zum Jahrestag des Ukraine-Krieges über eine Resolution mit der Forderung nach dem Rückzug Russlands aus der Ukraine abstimmen lässt. Doch die Resolution ist mehr Symbolik und leider weniger nützlich als Chefdiplomaten sich dies wünschen würden. Die Weltwirtschaft hat sich mit der aktuellen Situation arrangiert und zeigt sich robuster als erwartet. Der US-Einkaufsmanagerindex zeigte diese Woche sogar Expansion und nicht Rezession. Die Stimmung an den weltweiten Börsen daher besser als viele Crashpropheten dies gerne wahrhaben wollen. „Der DAX wird 2023 seinen Rekord brechen“, so mein Fazit für ein Interview von comdirect, welches ich Ihnen hier verlinkt habe. Egal ob Team-, Partei-, Konzern-, Staats- oder Firmenchef, als Leader haben sie eine Vorbildfunktion für andere. Nutzen Sie diese und verpassen Sie nicht den nächsten Aufschwung.

Ihr Volker Schilling

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Kommentare

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  • Aries Eeberg sagt:

    Dank für das Interview, Volker. Aus dem Bauch heraus stimme ich dir sofort zu, dass jetzt ein Favoritenwechsel ansteht und der Höhenflug der Techwerte zu Ende ist.
    .
    Allerdings ist es schon beeindruckend, wie der Nasdaq über 30 ! Jahrzehnte Dow und S&P überflügelt hat.
    .
    Außerdem haben wir gerade beim Nasdaq-Chart einen dreifachen Boden gefunden. Das Schlimmste sollte also dort überwunden sein. …. In meinem zweiten Portfolio bleibe ich erst mal drin im Nasdaq. Das Risiko, rauszugehen und mich unbekannten neuen Favoriten zuzuwenden, erscheint mir größer als das, drin zu bleiben.

    • Peter Czeck sagt:

      Der Dax ist jetzt seit Okt. 22 nach einer schön ausgeprägten W Formation (rechter Knick höher als linker) um ca. 20% gestiegen. Glückwunsch an Raimund u. alle die dabeigeblieben sind. Jetzt gönnen wir den gebeutelten Bären doch nach dieser f. sie traumatischen Erfahrung auch mal einen kleinen Erfolg. Selbst der v. mir sehr geschätzte DJE sen. hat diese fulminante Entwicklung nicht vorhergehenden. Raimund wolltest Du zur Bilanzsummenreduktion Fed nicht noch etwas schreiben?

  • Michael sagt:

    „Die Stimmung an den weltweiten Börsen daher besser“

    In China auch?
    Nasdaq?
    Was verursachen die weiterhin hohen Zinsen, und die Bilanzsummenreduktion?

    • Volker Schilling sagt:

      Ich glaube schon, dass man dies feststellen kann. Insbesondere wenn man die sehr negative Stimmung zum Ende letzten Jahres dagegen hält. Und der Börsenanstieg in China und auch an der Nasdaq seit Jahresbeginn legen zumindest nahe, dass Anleger wieder mutiger sind. Auch der Fear and Greed Index zeigt ja, dass Anleger wieder gieriger/mutiger geworden sind. Die Stimmung scheint mir mehr bei denen schlecht zu sein, die einen Großteil der Jahresanfangsperformance verpasst haben.

      Zu den Zinsen: Ich erinnere hier mal an die hitzigen Diskussionen, die in diesem Forum geführt wurden, dass die Notenbanken nie und nimmer die Zinsen stark anheben werden, da ansonsten „die Welt zusammenbricht“. Mir wurde nicht abgekauft, dass die Zinswende kommt. Jetzt ist sie bereits vollzogen und man sieht, dass die Aktienmärkte entgegen allen Unkenrufen nicht kollabiert sind. Und die „Bumsbuden“, die nur vom Hype und Hoffnung gelebt haben, waren eh längst überfällig, dass sie vom Markt verschwinden.

      Die Bilanzsummenreduktion ist ja bei weitem noch nicht so ausgeprägt, wie angekündigt und wird zumindest monetär von den üppigen Fiskalprogrammen der Politik abgefangen. Die Börse kann die Bremsspuren daher bisher ganz gut handhaben.

      • Michael sagt:

        1) „Die Bilanzsummenreduktion ist ja bei weitem noch nicht so ausgeprägt, wie angekündigt“

        Das spricht nicht für die Aktienmärkte. Wenn die FED also Gas gibt mit der Bilanzsummenreduktion, kracht es richtig.

        2) „zumindest monetär von den üppigen Fiskalprogrammen der Politik abgefangen“

        Falsches Argument. In den USA blockieren die Republikaner neue Fiskalprogramme. Europa ist pleite, auch Deutschland kann nicht jedes Jahre hunderte Milliarden „Sondervermögen“ schaffen und die teuren Energiekosten abfedern.

        3) China kracht gerade, die Gewinne sind in einer Woche dahingeschmolzen. Peters Analyse von vor 10 Tagen ist Makulatur.

        4) „Mir wurde nicht abgekauft, dass die Zinswende kommt.“

        Da stimme ich Dir vollkommen zu. Mit 5 Prozent Zinsen hat niemand gerechnet, auch ich nicht. Raimund meines Wissens auch nicht.
        DASS aber ein Wechsel der Notenbankpolitik kommt, war klar. Und darauf musste man reagieren. Nebenbei bemerkt entfalten hohe Zinsen ihre Wirkung mit Verzögerung. Auf die Verzögerung nehmen die ungeduldigen Marktteilnehmer keine Rücksicht. Vielmehr rufen sie bei 5 Prozent Zinsen einen neuen Bullenmarkt aus. Und nehmen die FED nicht ernst in Punkto Bilanzsummenreduktion…

        5) „Die Stimmung scheint mir mehr bei denen schlecht zu sein, die einen Großteil der Jahresanfangsperformance verpasst haben.“

        Die Buchgewinne schmilzen dahin. Die Kaufpanik-Kandidaten haben schon nette Verluste. Zumal die Kaufpanik-Kameraden nicht bzw kaum verkauft haben.

        Haben wir jetzt eigentlich ein Fehlausbruch im S&P 500?

        Wie sind so die Bewertungen?

      • Sandro sagt:

        „Mir wurde nicht abgekauft, dass die Zinswende kommt. Jetzt ist sie bereits vollzogen und man sieht, dass die Aktienmärkte entgegen allen Unkenrufen nicht kollabiert sind.“

        Na ja, die Realzinsen sind immer noch negativ. Eine echte Zinswende ist das doch (noch?) nicht. Und die Aktien sind auch beim letzten Bilanzsummenreduktionsversuch nicht kollabiert (abgesehen von zwei „Dips“, die man kaufen konnte 😉 ).

        Andererseits: Über viele Jahre haben die Notenbanken mit Niedrig- und Negativzinsen versucht, Inflation zu generieren, doch sie kam nicht…

        Und nun versucht man die Inflation mit hohen Zinsen zu bekämpfen. Doch sie geht nicht…

        Da könnte man den Zins als Steuerinstrument der Notenbanken auch gleich einmotten. Sollen sie doch die Zinsen oben lassen. Die Börsenjournalisten haben dann etwas zu jammen und die Krisenpropheten freuen sich auf den Untergang, der nicht kommt.

        Erst werden die Nasdaq-Aktien abgezinst (weil die in der Zukunft erwarteten Megagewinne sich ja nun am (negativen Real-)Zins messen lassen müssen und Unternehmen und die Refeinanzierung der Schulden auf einmal so teuer ist (nominal)), und irgendwann entdeckt man vielleicht, dass man vergessen hatte, auch die Schulden abzuzinsen. Derweil vergeben Banken sicher gerne Kredite, weil sie endlich wieder etwas daran verdienen können. Aktien konnten in der Vergangenheit trotz Zinsanhebungen längerfristig steigen – Kostolany hin oder her. Und wenn sie das zu lange nicht können, dann greifen die Notenbanken wieder ein. Dann aber nicht nur über die Zinspolitik. Ich wette, dass die nächste Bilanzsummenverdoppelung wird schneller vonstatten gehen wird als die aktuelle Bilanzsummenreduktion.

        • Sandro sagt:

          p.s.: Mit „Schulden abzuzinsen“ meinte ich, sie „abzuinflationieren“, d. h. die Inflation bei den Schulden zu berücksichtigen.

    • Chris sagt:

      Welche Bilanzsummenreduktion? Die weltweite Liquidität ist jedenfalls seit November wieder angestiegen, wie es aussieht.
      Was wohl Kostolany dazu sagen würde?

      • Raimund Brichta sagt:

        Diese Grafik wirft folgende Fragen auf:

        1. Von den genannten haben allenfalls die BoJ (Japan) und die PBoC (China) ihre Bilanzsummen zuletzt wieder ausgeweitet. Die anderen Zentralbanken stehen weiterhin auf der Bremse. Können diese beiden ZB die anderen tatsächlich über-kompensieren?

        2. Wer ist BoC? Ist damit die Bank of China gemeint? Das wäre eine (zwar staatlich kontrollierte) Geschäftsbank. Warum ist sie in dieser Übersicht enthalten? Schließlich gibt es noch andere staatlich kontrollierte Geschäftsbanken in China.

        Sollte die Bank of Canada gemeint sein, wäre sie in Sachen Welt-Liquidität eher zu vernachlässigen.

        • Chris sagt:

          Die angehängte Grafik zeigt es nochmal aufgeschlüsselt.

          BoC soll glaube ich die Bank of Canada sein.
          Was der Autor des Artikels sagen möchte, ist glaube ich, dass man eben nicht nur die Fed und die EZB im Auge behalten sollte sondern eben auch die anderen Zentralbanken. Und hier gab es zuletzt eben Divergenzen zwischen Asien und dem „Westen“, so dass insgesamt die globale Liquidität sogar wieder etwas gestiegen ist.

          „Net/net the combination of PBoC liquidity injections, massive BoJ YCC efforts and the US Treasury drawing down on the Treasury General Account have been enough to already TURN THE TIDE on global liquidity. If global liquidity truly bottomed in late 2022, it ought to be massive news for asset allocation.“

          Wie das nun weitergeht und welche Auswirkungen es hat muss man sehen denke ich.

          Hier nochmal der ganze Artikel für Interessierte:
          https://tradersummit.net/steno-signals-35-everyone-is-going-to-be-surprised-by-rising-global-liquidity/

          • Raimund Brichta sagt:

            1.
            Also sind es – wie vermutet – nur Japan und China, die lockern. Deine zweite Grafik zeigt aber auch, dass die anderen weiter bremsen, und zwar insgesamt stärker als die beiden anderen wieder Gas geben.

            Fraglich bleibt also, wie daraus ein Anstieg der Gesamtliquidität entstehen kann, wie es Deine erste Grafik suggeriert? M.E. könnte daraus eher eine gebremste Liquiditätsverknappung entstanden sein, aber keine Zunahme.

            2.
            Nun sind aus „G6“ in Grafik 1 plötzlich 5 geworden. Sollte mit BoC also doch China gemeint gewesen sein und nicht Kanada?

            • Chris sagt:

              Zu 1. Es ist mir tatsächlich auch nicht klar, wie er die Gesamtliquidität letztendlich berechnet. Er behauptet jedenfalls, dass seit November diese wieder angestiegen ist wegen Japan China und „the US Treasury drawing down on the Treasury General Account“. Letzteres verstehe ich leider nicht, was er damit meint.

              Zu 2. Stimmt, das scheint doch Bank of China zu sein. Warum die hier mit aufgeführt ist, erschließt sich mir auch nicht.

            • Michael sagt:

              Faszinierend zu beobachten, dass in China trotz Stimulus die Kurse eingebrochen sind.

              Und trotz der von Peter so viel beschworenen Öffnung nach den Lockdowns.

              Wo bleiben eigentlich die Heerscharen an Coronatoten, die für China angekündigt wurden? 😉

          • Aries Eeberg sagt:

            Hallo Chris, danke für diese Betrachtungsweise. Sie stützt meine Vermutung: Die wirtschaftliche Binnensicht des „Westens“ wird nicht mehr der alles bestimmende Faktor sein.
            .
            Dazu passt: Mein Freund, ein gebürtiger Inder, war gerade in Indien. Dort hat er sich in Banken beraten lassen, wo und wie er in Indien Geld anlegen könne. Und die Berater sagten, dass er sein Geld doch in Europa und Amerika anlegen solle. Die Inder machten das auch so. …. Passt doch zur Grafik!

  • Andreas B sagt:

    Erstmal danke an Volker für die noch getätigte Stellungnahme zu Bayer in einem anderen Blogbeitrag… glaube weiter an die positive zukünftige (Aktien-)Entwicklung bei Bayer nach dem Desaster der letzten Jahre…

    Die Schwäche des Marktes nutze ich Stück für Stück für erste kleine Käufe… März könnte noch schwierig werden (würde dann weiter meine Cashquote abbauen), für April erwarte ich wieder schon allein wegen der Divi-Saison eine Erholung… (die Div-Renditen bei BASF, Mercedes… können sich z.B. schon echt sehen lassen, mal gucken was noch von anderen Unternehmen kommt… aber zwischen 4 bis 10% ist bei ziemlich vielen Unternehmen möglich)

    Das 2. Halbjahr 2023 sehe ich momentan prognostisch aber dunkler werden und wenn nicht im 2. Halbjahr, dann 2024 eine Rezession… aktuell geht es der Wirtschaft noch halbwegs gut, aber irgendwann werden die Zinsen durchschlagen und auch der Liquiditätsentzug. Die Inflation bleibt auch erstmal höher als von allen erhofft, Wirtschaft und Arbeitsmarkt stabiler als teilweise angenommen, d.h. die Notenbanken werden also gezwungen sein, weiter zu erhöhen…

    Und je mehr die Noternbanken erhöhen, umso heftiger wird der Wirtschaftseinbruch eines Tages, denke ich, aber dieser ist auch notwendig, um die Inflation wirklich deutlich zu drücken und dann ist der Zeitpunkt auch erst, wo die Notenbanken die Richtung nachhaltig ändern…

    Ich bin deswegen nicht total pessimitisch, bin aber weiter kurzfristig in größerem Umfang unterwegs und nehme kleinere Gewinne auch immer wieder mal mit…

    Markus Koch setzt auch auf Anleihen, hält chinesische Tech dieses Jahr für interessant, sieht am Aktienmarkt in Europa (aufgrund der Bewertung) besser laufen als der US-Markt… aus Anleihen halte ich mich aber raus, sonst sehe ich es ähnlich.

    Dass der Dax dieses Jahr noch sein ATH testet, da bin ich momentan zunehmend skeptischer, halte die Euphorie seit Jahresanfang für übertrieben, versuche aber kurzfristig Geld zu verdienen.

  • Michael sagt:

    https://www.bloomberg.com/news/articles/2023-02-22/us-housing-market-posts-2-3-trillion-drop-biggest-since-2008

    Au weija…was passiert denn da? Margin Calls, wenn die Hütte niedriger bewertet wird?

    Lustig, all die aufgenommen Kredite, welche nun zu horrenden Zinssätzen refinanziert werden müssen.

    Und das bei steigenden Lebenshaltungskosten.

    Aber laut Peter ist ja die Wirtschaft super. War sie 2007 auch 😉