von Raimund Brichta
• Seit Dienstag sind die Börsen wieder auf Talfahrt.
• Hauptgrund: Die Ankündigung der US-Notenbank, den Bilanzsummenabbau zu beschleunigen.
• 95 Mrd $ pro Monat ab Mai werden angepeilt.
• Der Wellenreiter zeigt dies in einem Chart bis Ende 2023 (rot):

Fazit:
• 2018 führte ein viel sanfterer Abbau zum Minicrash, bevor Jerome Powell seine Kapitulation signalisierte.
• Ich vermute also, dass er das gezeigte Tempo nicht bis Ende 2023 durchhalten wird.
Naja erstmal hat die FED die Bilanz ja auf über 8 Billionen aufgeblasen. Ist denn schon bekannt wieviel Luft sie nun wieder -in welchem Zeitraum- ablassen will?
ups, das hab ich doch geschrieben: 95 Mrd p. M. ab Mai. Darauf basiert der Chart.
Ja, das habe ich schon beim ersten Mal verstanden . Mich interessiert, ob die FED sich auf ein Ziel festgelegt hat, wie hoch der Abbau eigentlich werden soll. Meine Vermutung ist, sie hat das offengelassen. Wenn sie vor Ende 2023 aufhört, wäre ja noch reichlich Wasser in der Badewanne.
Die Fed wird einen Teufel tun und im Vorhinein genau sagen, wie weit der Abbau gehen soll. Wenn sie ihre Entschlossenheit zur Inflationsbekämpfung untermauern will, darf sie nach unten erst mal überhaupt keine Grenze setzen. Der Falke Bullard hat im Januar gesagt, es könnte sogar unter das Vor-Coronakrisen-Niveau gehen. Das wären unter 4 Bill.! Das schafft sie selbst im o.g. Chart noch lange nicht.
„Wenn sie vor Ende 2023 aufhört, wäre ja noch reichlich Wasser in der Badewanne.“
Genau, diese Vermutung hatte ich oben geäußert
Jo war ja eigentlich klar. Wollte mich nur vergewissern, ob ich vielleicht, evtl., u.U. doch etwas überlesen haben könnte. Ist halt ein wichtiger Punkt. Mal sehn wie der Markt die Sache weiterhin einschätzt. Ungewissheit ist ja nicht gerade beliebt.
Eine „technische“ Frage: Abbau der Bilanz bedeutet, dass die fed die neue Ausgabe an anleihen an den staat/ Unternehmen reduziert und sich nach Berücksichtigung der monatlich auslaufenden Anleihen unterm Strich die Reduktion um jeweils 95. Mill. Dollar am Markt ergibt?
Danke!
Abbau bedeutet
• zum einen, dass fällige Anleihen, die die Fed im Bestand hat, nicht erneuert werden. Das läuft so: Schuldner zahlt an Fed, damit verschwindet auf der rechten Bilanzseite Notenbankgeld als Verbindlichkeit der Fed. Auf der linken verschwindet dafür die Anleiheforderung als Vermögenswert. -> Die Bilanz schrumpft
• Zum anderen kann die Fed laufende Anleihen aktiv verkaufen. Das muss sie vermutlich auch, wenn sie das Volumen 95 Mrd pro Monat hinkriegen will. Das läuft dann so: Anleihekäufer zahlt an Fed. Damit verschwindet auf der rechten Bilanzseite ebenfalls Notenbankgeld als Verbindlichkeit der Fed. Und auf der linken verschwindet die Anleihe, weil sie nun in der Bilanz des Käufers steht.
Wem die Mechanik nicht klar ist, dem empfehle ich: Einfach mal aufmalen, so wie ich das im Buch gemacht habe.
• „2018 führte ein viel sanfterer Abbau zum Minicrash, bevor Jerome Powell seine Kapitulation signalisierte.”
• “Ich vermute also, dass er das gezeigte Tempo nicht bis Ende 2023 durchhalten wird”
• Diese beiden Sätze von Dir signalisieren doch dass die wirkliche Steuergrösse die Rate (Änderung) der Bilanzsumme ist und die absolute Höhe erst in 2. Linie interessant ist (?). Dann wäre ja die wesentliche Frage, welche Rate toleriert werden kann (ohne Crash) und ob diese auch effektiv genug für die Inflationsbekämpfung ist.
• Die Zinsen spielen ja dabei (2018 wie 2022) auch noch eine Rolle. Um optimistisch zu sein gehört schon einiges dazu – schon gar nicht zu denken an die blaue (EZB) Kurve.
Also dass dieses Jahr holprig wird an den Börsen, dürfte keine Überraschung sein. Das stand schließlich schon in meinem Jahresausblick 😉
Kann sich denn noch einer Erinnern, ob es neben dem Minicrash 2018 noch andere Auswirkungen bemerkbar machten, realwirtschaftlich?
Ja, ich:
• Es gab realwirtschaftlich keine merklichen Auswirkungen, weil Powell rechtzeitig die Reißleine gezogen hat.
Strukturell ist das für mich auch nachvollziehbar, denn:
• Eine solche Geldvernichtung wirkt sich immer erst auf den rein monetären Sektor aus. Erst wenn es dort im weiteren Verlauf zu einer monetären Krise kommt, etwa durch Pleiten und einen möglichen Kaskadeneffekt, folgen Auswirkungen auf die Realwirtschaft.
• Die Frage ist, ob es Powell so weit kommen lässt? Ich vermute nicht.
Also ich rechne damit, dass Powell die FED Bilanz deutlich weiter reduziert als es 2018 der Fall war.
Der grosse Unterschied zu 2018 ist heute, die extrem hohe Inflation. Und ich befuerchte, dass die noch weiter steigen wird.
Das Problem ist nur, dass die Inflation elementare Zusammenhänge unseres Geldsystems nicht außer Kraft setzen kann. Konkret meine ich diesen:
• Das Geldsystem funktioniert langfristig nur dann reibungslos, wenn die Geldmengen steigen.
Die Bilanzreduzierung bedeutet aber nichts anderes, als dass die Notenbank-Geldmenge schrumpft. Dies muss nach meiner Erkenntnis früher oder später zu Spannungen im System führen. Und eine der ersten Stellen, an denen solche Spannungen sichtbar werden, wird die Börse sein. Stay tuned!
Raimund, ich habe deine Erklaerung schon verstanden. Trotzdem muss die Inflatiion runter. Und was juckt es die FED, wenn der S&P 20% runter geht.
Das ist doch kein Problem: Wenn die monetäre Krise kommt, ist die Inflation verschwunden. Ein 20-50%iger Kursrutsch wäre nur der Auftakt zu einer solchen Krise.
Über den Ablauf sind wir uns vermutlich einig. Die Frage ist lediglich, wann die Fed den Hebel wieder herumwirft.
Oder wie ich an anderer Stelle schon schrieb: Paul Volcker löste mit seiner Inflationsbekämpfung Anfang der 80er-Jahre (damals ohne Bilanzschrumpfung) „nur“ eine Rezession aus. Da das Geldsystem inzwischen an einer anderen Stelle steht als damals, dürfte es m. E. dieses Mal nicht so billig werden. Diesmal steht das Geldsystem auf dem Spiel. Stay tuned!
Die hohen negativen Realzinsen sollte man, wenn man die weitere Börsenentwicklung einschätzt, nicht aus den Augen verlieren. Solange die Realzinsen nicht wenigstens bei 0,– angelangt sind ist doch zweifelhaft, ob man seinen Aktienanteil vermindern soll. Bin sehr gespannt wie die angekündigte Diskussion zu diesem Thema verläuft.
Ich glaube, an der Aktienanlage als solche zweifelt hier niemand.
Wir haben die Zutaten für den perfekten Sturm:
– ausufernde Inflation, jetzt auch in den USA und der EU angekommen
– Bilanzsummenreduktion und Zinserhöhungen durch die FED
– 3. Weltkrieg im Gange
Der mediale Fokus konzentriert sich auf den Krieg in der Ukraine, der mittlerweile ein Weltkrieg geworden ist, bei all den involvierten Protagonisten.
Und genau dieser mediale Fokus in der Berichterstattung ermöglicht es, die wirtschaftspolitischen Verwerfungen der vergangenen Jahre zu vertuschen und einen Schuldigen zu benennen: „Putin / die Russen.“
Ich erinnere erneut an Kostolanys Gleichung um den Faktor Geld.
Und ich verweise auf die Publikationen von Herrn Schwab im Kontext „The Great Reset“.
Beides ohne Wertung, sondern zur Kenntnisnahme.
„Ich glaube, an der Aktienanlage als solche zweifelt hier niemand.“
Also ich fasse mal für mich zusammen. Eigentlich erwarten wir bis 2030 einen Dax bis 50000, auf der anderen Seite wird hier im Forum, wie auch von vielen Großen Investoren sehr stark vor Risiken, einer holprigen Zeit, Abwärtspotential,…gewarnt.
Die aktuellen Entwicklungen bringen mich schon zum Nachdenken, ob Aktien die nächsten 1-2Jahre das richtige sind, oder ob man nicht doch schon sehr stark in Richtung Gold/Silber,…umschichten sollte.
Ich bin hier aktuell hin und her gerissen zwischen den Argumenten. Wertanlage Aktien als Inflationsschutz vs. Marktrisiken (Bilanzreduzierung etc.) auf der anderen Seite.
Finde das aktuell echt schwierig aber die geringeren Risiken sind gefühlt bei Gold und Silber. Wobei man in der Coronakrise gesehen hat, dass auch Gold stark korrigiert hat.
Peter, „Solange die Realzinsen nicht wenigstens bei 0,– angelangt sind ist doch zweifelhaft, ob man seinen Aktienanteil vermindern soll”.

• Realzinsen und S&P500 habe ich mal übereinander gezeichnet: S&P logarithmisch und als Ausschnitt der 1970er Jahre auch linear. Die Nominalzinsen (rote Linie) wurden von 5% auf 15% verdreifacht und S&P hatte sich etwa halbiert. Dabei war die Staatsverschuldung in diesem Zeitraum zwischen 30% und 40% des BIP, also etwa 1/4 bis 1/3 des heutigen Werts. (Wenn ich mich richtig erinnere gab es auch noch zeitweise Lohn- und Preisregulierungen)
• Mit Stillhalten am Aktiendepot, Immobilien wie auch mit Treasuries konnte man damals einigermassen durchkommen (Eigene Erfahrung) – Deutsche Kurven sehen nicht viel anders aus (etwas sanfter).
• Heute ist die Lage hauptsächlich wegen der vielfach höheren Verschuldung viel, viel ungünstiger. Wahre Werte studieren hilft – da würden die Ausschläge nach beiden Seiten (eigentlich) nicht zu verrückt spielen (hoffentlich). Ob man da „Raus – Rein“ anhand der Realzinsen (aus den Diagrammen) ableiten kann? Wohl nicht auf Anhieb – und bezüglich eines Systemwechsels schon gar nicht.
• Nochmal Literatur zum Punkt Systemwechsel (z. B. bei R.B.) durchkauen werde ich tun und hoffen dass Raimund nicht vor Beginn 2023 von „HOLPRIG“ auf die nächste Stufe zünden wird. Raimund zu Deinem Begriff hier im Blog „Systemwechsel“ ist da bei Dir „Währungsreform“ zwingend mit drin oder auch (nur) „Währungsumstellung“ ?
Eine Währungsumstellung ist kein Systemwechsel. DM zu Euro war z. B. eine Umstellung, aber kein Wechsel im System.
Aktuell schlage ich mich mehr auf die Seite von Michael. Die Gefahr einer Rezession in USA wegen der Notenbankpolitik ist sehr groß.
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Ich glaube, dass sich Powell sehr rational verhält und einen Rückgang der Aktienmärkte sogar beabsichtigt. Das Ziel der FED ist doch Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung. Nun, die Konjunktur in USA ist stark und der Arbeitsmarkt brummt. Dieses Ziel wäre also erreicht. Nun wendet sich die FED ihrem anderen Ziel zu. Wie es dem Rest der Welt damit geht, ist der FED wahrscheinlich ziemlich egal. Markus Koch im Handelsblatt heute hat mich überzeugt. https://www.handelsblatt.com/video/live/handelsblatt-live-wall-street-experte-koch-das-risiko-am-sundp-500-hat-erheblich-zugenommen/28240818.html
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Meine Konsequenz: Alle Weltaktienfonds, auf denen ESG steht, werden verkauft. Da sind die Klumpenrisiken besonders groß. Außerdem sind die Werte dort besonders hochgekauft worden.
Minenaktien habe ich schon aufgestockt. Die Value-Fonds von Franklin behalte ich auf jeden Fall. Sie haben sich auch jetzt schon gut geschlagen. ACWI einfach behalte ich auch. Was ich mit der freien Liquidität mache, weiß ich noch nicht. Ich bin noch in der komfortablen Lage, dieses Jahr im Plus zu sein. Für meinen Freund mit seinem spekulativen Depot werde ich Crypto zukaufen und Nasdaq reduzieren.
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Ja, und Emerging Market behalte ich auch. Die leiden zwar unter den Zinserhöhungen. Aber sie sind in die Weltkonflikte weniger involviert und könnten im Falle von China oder Indien sogar profitieren. Auch die Rohstoffländer wie Brasilien könnten gut dastehen.
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Ich rechne mit einem Einbruch des S&P 500. Die Amerikaner sind Patrioten. Wenn ein Krieg ausbricht, kaufen sie dann erst recht Aktien. Aber, wenn sich die Realitäten durchsetzten, muss der Markt diese einpreisen.
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Da ich Segler bin, würde ich dieses Manöver „Reffen und alles klar Machen“ nennen. Ich rechne mit Windstärke 6-7. Das ist viel, aber durchaus machbar. Auch 8-9 werde ich mit weiteren Maßnahmen überstehen. Meiner Frau sage ich dann immer: „Auch, wenn du mich für einen Feigling hältst, ich bin jetzt vorsichtig.“
• Dass das Risiko für die Aktienmärkte dieses Jahr stark zunimmt (wegen der Fed), hatte ich im Jahresausblick Anfang Januar schon avisiert.
• Die Frage ist nur, ob man darauf mit Verkäufen reagiert wie Du, oder ob man investiert bleibt wie wir im Depot.
• Ich finde es spannend: Lass‘ uns am Jahresende sehen, was die geschicktere Variante war.
Keine Sorge, Raimund, ich habe immer noch 80% Aktien – nur etwas anderes gewichtet. Nur halte ich jetzt 10% Cash.
@Dominik: „oder ob man nicht doch schon sehr stark in Richtung Gold/Silber,…umschichten sollte“
Schau Dir bitte den Chart von Gold / Silber in 2018 an, als die FED die Bilanzsumme reduziert hat.
@Aries: „Gib einem Menschen einen Fisch, und Du ernährst ihn für einen Tag. Bring ihm bei zu fischen, und Du ernährst ihn sein Leben lang.“
Meinem besten Freund habe ich mal Kostolanys Buch „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ geschenkt.
Ich würde niemals seine Geldanlage übernehmen. Eine echte Freundschaft ist unbezahlbar und kostbar. Sie lässt sich nicht erkaufen.
@ Michael … Dieses Kostolany-Buch habe ich ihm schon längst geschenkt. Das schenke ich jedem, den ich in die Kunst der Geldanlage einführe.
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Sehr schön ist der Satz: Es ist wie im Wiener Kaffe-Haus – „Ka Geld, ka Musik“. Oder, wie man heute sagt: „Never fight the FED“
Es ist eben genau der Spagat zwischen sich gänzlich aus dem Aktienmarkt für die nächste Zeit zurückziehen (bloß wohin? – Alternativen) … oder eben doch relativ gut in Aktien investiert bleiben?
Beides in meinen Augen momentan nicht die erste Wahl, sondern der Mittelweg… wenn man sich völlig verabschiedet, verpasst man plötzliche Erholungsphasen… passendes Timing funktioniert nicht. Vor allem der Anleihemarkt hat das größere Problem und Geld von dort könnte die Aktienkorrekturen abfedern.
Ja, ich gehe auch gedanklich mehr Richtung Michael, wage aber keinen Radikalschritt.
Andererseits, wenn man Markus Koch hört, die Stimmung ist doch schon sehr negativ (trotzdem halten sich die Märkte erstaunlich – noch?). Was ist wenn wir in den nächsten Wochen uns nah am Top der Inflation bereits bewegen… die Stimmung in der Wirtschaft kühlt bereits massiv ab, China schwächelt usw. Ich denke die Nachfrage wird schnell einbrechen und die Preise an verschiedenen Stellen zwangsläufig unter Druck bringen, Gebrauchtwagen geht schon los, Immobilien, Konsum wird folgen…
Ergo für mich, Cashquote wird erhöht, Gold mindestens 20 Prozent, Kryptos werden fester Bestandteil des Depots (differenzierte Quote), Aktien bleiben Bestandteil (mindestens 40 Prozent), aufstocken gezielt von Aktien, aber auf die Auswahl kommt es an. Bayer – meine größte Position – baue ich perspektivisch weiter aus, der Daxwert mit dem besten Chance-Risiko-Verhältnis für mich in der nächsten Zeit. Verlustbringer werden weiter im Depot reduziert, auch wenn mein Aktienverlusttopf weiter steigt… abwarten, ob ich richtige Entscheidungen treffe.
Diese Jahr wird eine echte Herausforderung und wie die Notenbanken agieren werden, bleibt höchstspannend.
„Andererseits, wenn man Markus Koch hört, die Stimmung ist doch schon sehr negativ …“
Schlechte Stimmung bei stabilen Börsen. In diesem Fall könnte die Stimmung (zumindest kurzfristig) ein Kontraindikator sein.
Genau Raimund, deswegen hoffe ich ja bzw. setze darauf, dass sich die Märkte im Idealfall bis Mitte Mai halbwegs gut halten, vielleicht sogar leicht steigen, weil die Stimmung bereits so schlecht. Andererseits ist für mich die Volatilität momentan zu gering, gerade mit Blick auf die Gemengelage insgesamt. Markus Koch spricht sogar von möglichem Short Squeeze, der KURZFRISTIG, die Börsen nochmal treiben könnte. Zudem ist jetzt Dividendenzeit und wer jetzt rausgeht, bekommt sie nicht (unter der Annahme, dass Firmen wie BASF, Covestro, Mercedes & Co ihre angekündigten Dividenden auch zahlen werden bzw. auch nicht kurzfristig noch kürzen werden). Zumindest ein psychologischer Effekt.
Ständig reden die Börsianer, Analysen der Banken von Rezession, Energieembargo, immer stärker und schneller steigende Zinsen durch die Notenbanken, aber die Märkte halten sich, es kommt nicht zu stärkeren Korrekturen bisher… wenn es doch jeder erwartet und alles sicher ist, dass es so kommt, warum halten sich die Märkte? Deswegen schließe ich auch nicht aus, dass kurzfristig die Märkte stabiler bleiben könnten, als man denkt bzw. viele denken. Die Bilanzkürzung beginnt erst im Mai. Und wenn die ersten Wirtschaftsindikatoren reinkommen, die unter 50 sind, geben viele Rohstoffwerte möglicherweise nach, weil ein Konjunktureinbruch (siehe Corona), die Nachfrage plötzlich einbrechen lassen, die Inflation könnte zurückgehen und die Märkte plötzlich kurzfristig befeuert werden, da die Notenbanken möglicherweise nicht mehr ganz so aggressiv agieren müssen und in Zusammenhang mit der schlechten Stimmung, kann es zu einer Erholungsrallye kommen – kurzfristig.
Hallo Robert, vielen Dank f. die Charts…… Warum neige ich trotz der eher negativen Nachrichtenlage nicht zum Verkauf v. Aktien? Früher hatten wir halt echte Hochzinsphasen…nominal u. real. Da konnte man ohne große Bedenken mal komplett in Festverzinsliche switchen. Also nach dem ehemaligen WWD-Motto „Alles muß raus“. Es gab f. Sichheitsbewusste früher sogar Festverzinsliche ohne Kursrisiko (Bundesschatzbriefe). Davon habe ich seinerzeit auch immer mal Gebrauch gemacht. Dies historischen Verhältnisse liegen aktuell leider nicht vor. Wir haben sehr ungewöhnlich hohe negative Realzinsen u. eine ziemlich hohe Inflation. Das verbietet eigentlich in Geldwerte zu gehen. Fühle mich schon mit meiner Sicherheitsreserve wg. der kaum noch als schleichend zu bezeichnenden Enteignung unwohl. Man könnte m.E. evtl. allenfalls den Kauf v. Festverzinslichen i.V. mit einer Währungsspekulation prüfen. Langer Rede kurzer Sinn: Abwarten Tee trinken. Mit meinem Gemischtwarendepot bin ich bisher gut gefahren (u.a. BHP, Vale, Newmont, Kali u. Salz!…..Roche, Pfizer, Novartis, Sanofi, Nestlé, RWE). Natürlich habe ich wg. großer Streuung auch Verlustpositionen… aber lt. Kostolany kommt’s ja auf den Saldo an. Jetzt beginnt auch noch die Dividendenhauptsaison. Da wird meine Liquidität nochmal verbessert. Die Börsen sind ja auch trotz der sehr negativen Nachrichtenlage Recht stabil. Meine Vermutung: Es sind die NEGATIVEN Realzinsen. Raimund hat ja eine Diskussion mit Volker zu diesem Thema angekündigt. Das warte ich erstmal ab. Kann mich gar nicht erinnern, daß Volker sich dazu geäußert hat. Eigentlich wollte ich nach meiner wochenlangen inflationären Verwendung dieses Begriffs diesen nicht mehr verwenden. Insbesondere auch weil kaum ein anderer Forist sich zu meiner Überraschung damit auseinandersetzt.
• Raimund, „DM zu Euro war z. B. eine Umstellung, aber kein Wechsel im System”. Meine Frage war eigentlich inhaltlich gemeint. DM/EUR empfand ich damals als einen Wechsel von einem System freier Kurse zu einem System fixer Wechselkurse zwischen den meisten Staaten in Europa also von DM zu 1/3DM+X und nicht von DMalt zu DMneu (die nur durch 2 dividiert ist)
• Meine Frage konkretisiere ich mal unter Vermeidung von „Systemwechsel“ oder „Währungsumstellung“. Zu möglichen Massnahmen um die aufkommende Krise zu überwinden/lösen liest man Begriffe wie:
1. Vollgeld, Zentralbankgeld, Digitalgeld, Bitcoin ….
2. Schuldenschnitt, Lastenausgleich ….
Siehst Du Massnahmen aus 1. sehr wahrscheinlich mit solchen aus 2. verbunden oder kann 1. auch ohne 2. erfolgen?
Okay, dann sind wir beim Definieren. Ich verstehe unter einem Systemwechsel eben mehr als die bloße Umstellung von DM zum Euro. Zumal die festen Wechselkurse zwischen den Euroländern schon Jahre vor dem Euro in Kraft waren. Aber das kann man definieren wie man will.
Zu Deinen konkreten Punkten:
1.
• Vollgeld: Wäre ein echter Systemwechsel, den ich allerdings auf absehbare Zeit nicht für wahrscheinlich halte.
• Digitalgeld: Wäre nichts anderes als das gegenwärtige Geld in einer zusätzlichen Erscheinungsform (neben Bargeld und herkömmlichem Buchgeld)
• Bitcoin: Kann ich mir nicht als vollwertiges Geld vorstellen.
• Zentralbankgeld: Worauf willst Du hier hinaus? Zentralbankgeld gibt es doch schon im gegenwärtigen System.
2.
• Wenn die Währungsreform kommt, was ich irgendwann erwarte, wird diese einem riesigen Schuldenschnitt entsprechen. Sie dürfte auch von Lastenausgleichen begleitet sein. Kleinere Schuldenschnitte kann es aber schon davor geben. Im Fall Griechenland gab es shon einen.
Zu Deiner letzten Frage:
Da ich aus 1. nichts erwarte (außer Digitalgeld), erübrigt sich die Antwort. Und das Digitalgeld kann selbstverständlich ohne Maßnahmen aus 2. eingeführt werden. Den Digi-Euro soll es ja schon in einigen Jahren geben.
„Diesmal steht das Geldsystem auf dem Spiel“ schreibst Du in einem Kommentar an Paulchen. Das kann ich damit als Punkt 2 verstehen oder… ?
Ja, aber nur, wenn Powell und Kollegen nicht rechtzeitig umkehren würden. Ich erwarte jedoch, dass sie rechtzeitig die Reißleine ziehen.
Hallo Raimund, wie genau stellst Du Dir diese Lastenausgleiche vor? Zwangshypotheken für Immobilienbesitzer (auch eigengenutzte) oder andere Werkzeuge?
Es ist noch viel zu früh, sich das genau vorzustellen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Eigengenutzte Immos dürften so lange wie möglich verschont bleiben.
Lastenausgleich u. sogar eine Lastenausgleichsabgabe hatten wir doch nach dem ll Weltkrieg schon mal. Kann man sicher googeln.
So ist es.
Hinweis: interessantes Interview mit Heiner Flassbeck und wird auch Michael sicher gefallen… und wenn ich ehrlich bin, was er sagt, dem stimme ich insgesamt schon zu und es überzeugt mich…
Deutschland und Europa begehen für die langfristige Zukunft gerade deutliche Fehler: sowohl für seine Industrie und den Wohlstand… die Zukunft ist in China,Indien und andere Schwellenländer und der Wohlstand kommt nicht von den USA…
Sorry, wieder auf Mission Money… wieder einer der einen emotionslosen, ehrlichen Blick hat, wie Folker Hellmeyer….
Der Krieg ist auf das Schärfste zu verurteilen und durch nichts zu rechtfertigen, was ich auch so sehe… wir müssen aber aufpassen, nun in der Gemengelage nicht den falschen Weg zu gehen…
Ich denke, die Wahl in Frankreich wird auch das Bild wiederspiegeln… ich hoffe Macron setzt sich durch in der Stichwahl, aber Le Pen wird dennoch massiv Stimmen bekommen….